Sobald in sozialen Netzwerken die Rede auf GEZ oder GEMA kommt, hagelt es wüste Beschimpfungen. Die meisten zeichnen sich durch komplette Ahnungslosigkeit aus und verwechseln die beiden Institutionen gerne mal miteinander. Tonspion klärt auf: das machen GEZ und GEMA wirklich.
1. Das macht die GEZ:
Die GEZ gibt es seit Ende 2012 gar nicht mehr. Heute nennt sich der Eintreiber der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebühren „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“. Klingt doch auch gleich viel freundlicher. Dahinter steckt allerdings dasselbe Prinzip: Die Rundfunkbeiträge sollen die öffentliche Grundversorgung mit unabhängigen Nachrichten und Kulturprogrammen, jenseits rein kommerzieller Interessen gewährleisten. Und damit einen Beitrag zur Demokratie leisten. So bieten die öffentlich-rechtlichen etwa auch Nachrichten für Gehörlose, Kultursendungen, Reportagen, Live-Musik und vieles, was nur eine Minderheit interessiert oder braucht. Das alles wäre über werbefinanziertes Fernsehen nicht machbar.
Erstmals wurden bereits im Jahr 1923 Rundfunkgebühren eingeführt. Im Jahr 2013 wurde der Rundfunkbeitrag so umstrukturiert und vereinfacht, dass nun jeder Haushalt eine Gebühr in Höhe von 17,50 Euro zahlt, unabhängig von der Zahl der Geräte oder der tatsächlichen Nutzung von öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen. Viele Kritiker sagen nun, dass so eine Form der Besteuerung nicht mehr zeitgemäß sei. Vor allem im Internet ist die Grundversorgung durch extrem viele Meinungen und Anbieter eigentlich auch ohne öffentlich-rechtliche Sender gewährleistet. Und die Höhe der Beiträge geht weit über eine Grundversorgung hinaus, wie man am täglichen Programm der öffentlich-rechtlichen Sender sieht. Gehört die Übertragung der Tour de France oder von „Verbotene Liebe“ wirklich zur Grundversorgung? Daran scheiden sich die Geister.
Die GEZ trieb zwar die Rundfunkgebühren ein, legte aber weder die Höhe noch ihre Verwendung fest. Dafür sind alleine die Ministerpräsidenten der Länder zuständig, also die Politik. Kritik an der GEZ oder ihrer Nachfolgerin, dem „Beitragsservice“, richtet sich also grundsätzlich gegen den falschen. Die GEZ mahnte auch mehrfach den sachlich falschen Begriff „GEZ-Gebühren“ ab, deshalb ist bei der Verwendung dieser Formulierung Vorsicht geboten.
2. Das macht die GEMA:
ACT DES MONATS
Die GEMA hat mit der GEZ nicht das geringste zu tun. Die GEMA ist „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ und besteht in Wesentlichen aus den Urhebern, also Komponisten und Textdichtern sowie ihren Verlegern. Immer wenn ein Werk eines Komponisten gespielt wird (also im Radio, im Fernsehen oder auf einer Veranstaltung) muss eine Vergütung gezahlt werden, damit der Komponist oder Texter auch etwas mit seinem Werk verdienen kann.
Auch für CDs, Festplatten, Streaming oder Downloads zahlt man immer eine gewisse Gebühr, die allerdings schon im Preis enthalten ist. Der Konsument zahlt also nie direkt an die GEMA, es ist immer schon eingepreist ins jeweilige Angebot.
Viele Bands und Musiker leben von der GEMA und sie leistet einen enorm wichtigen Beitrag, um überhaupt professionell Musik machen zu können. Für Komponisten, die selbst nicht live auftreten (und davon gibt es sehr viele, zum Beispiel Filmkomponisten), ist die GEMA häufig der einzige Möglichkeit, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen.
Dennoch wird häufig lautstark die Abschaffung der GEMA gefordert, meistens aber von jenen, die gar keine Ahnung von der Materie haben und sich von Youtube in die Irre haben führen lassen.
Der berühmte Youtube-Screen, dass die GEMA irgendwelche Videos sperren würde, ist schlichtweg falsch. Ein Gericht untersagte Youtube diese Darstellung im vergangenen Jahr. Die GEMA hat die Pflicht, Gebühren für die angeschlossenen Urheber einzutreiben und Youtube kommt den Forderungen der Urheber, die alle anderen Musikanbieter von Spotify bis MyVideo selbstverständlich auch zahlen, bisher nicht nach.
Deshalb sperrt Youtube (nicht die GEMA!) die Videos mit der Warntafel, die uns alle so nervt. Die GEMA hat keine Sperrung von Videos veranlasst, möchte aber ihre berechtigten Interessen gegen den Online-Giganten aus den USA durchsetzen. Der soll für die Kreativen, die Youtube zum attraktiven Kanal für Musikvideos machen, auch anständig bezahlen.
Dass die GEMA trotz ihrer grundsätzlich wichtigen Arbeit häufig so eine schlechte Figur macht, liegt nicht zuletzt an den ständig wiederholten Vorurteilen, Halbwahrheiten und Missverständnissen, gegen die offenbar kein Kraut gewachsen ist. Man kann über die Vorgehensweise der GEMA in der digitalen Welt lange und heftig streiten, doch über ihre Existenz braucht man nicht zu diskutieren: so lange es ein Urheberrecht gibt, wird es auch die GEMA und andere Verwertungsgesellschaften geben.
Es ist das gute Recht von Kreativen, Beiträge für die Nutzung und Aufführung ihrer Arbeit einzufordern. Genauso wie es unumstritten ist, dass man für Eier und Milch bezahlt, ohne gleich die Abschaffung der Landwirtschaft zu fordern.