CD-Verkäufe spielen angeblich keine Rolle mehr, Streaming-Anbieter bezahlen Künstler zu schlecht und Musiker leben mittlerweile nur noch von Tour-Einnahmen? Der Verdienst von Musikern ist oftmals mit Mythen und Halbwahrheiten verbunden. Wir klären auf.
Applaus ist das Brot der Künstler – ganz so einfach ist es leider nicht. Ein Großteil der freischaffenden Künstler lebt von einem geringen Verdienst, der sich leider oftmals am Existenzminimum orientiert. Zwar müssen sich Kunst und ausreichender Verdienst auch im kleineren Rahmen keinesfalls zwangsläufig widersprechen, dennoch lässt sich der Erfolg auf nationaler oder internationaler Ebene eher mit einem 6er im Lotto vergleichen. Vielmehr als einen Tippschein auszufüllen, setzen Musiker dabei jedoch auf jahrelange Arbeit und geschickte sowie kreative Marketingmaßnahmen, um den eigenen Namen zu etablieren.
Vor über 50 Jahren stand Paul McCartney mit seiner Band im legendären Star Club in Hamburg und nur wenige Jahre später zählten die Beatles zu den ersten Musik-Milliardären überhaupt. Zwischen den Beatles und den heutigen Stars der Musikbranche liegen jedoch nicht nur einige Jahrzehnte, sondern auch entscheidende Unterschiede bei den Einnahmequellen.
Verdienstaussichten für Musiker in Deutschland
Es ist nicht ganz einfach, einen konkreten Überblick über die Einnahmen deutscher Musiker zu bekommen. Oftmals berufen sich die jeweiligen Daten und Statistiken auf pure Schätzungen. Ob jedoch verkaufte Platten, Abonnenten, Klicks, Streams, GEMA oder Merchandising: All diese Verdienstkanäle ergeben Schritt für Schritt das Gehalt eines Musikers. Nicht zuletzt kann auch das Genre, in dem sich ein Musiker bewegt, einen entscheidenden Einfluss auf die Verdienstaussichten haben. So verbuchen gerade besonders Popmusik, Deutschrap und Schlager in Deutschland einen erheblichen Anteil der populären Musikszene und versprechen somit bessere Chancen auf Erfolg.
Bands die Tokio Hotel, Kraftwerk, Rammstein oder die Scorpions, haben bereits in der Vergangenheit über die eigenen Landesgrenzen hinaus enorme Erfolge gefeiert und damit bewiesen, dass auch für deutsche Künstler der Sprung auf die ganz großen Bühne machbar ist. Dabei spielt genau dieser internationale Erfolg eine entscheidende Rolle: Laut Forbes Magazin soll beispielsweise Adele alleine im Jahr 2016 über 80 Millionen US-Dollar verdient haben.
ACT DES MONATS
Heute ist es für die große Mehrheit der Künstler kaum mehr möglich, einzig und allein von Platten- bzw. Downloadverkäufen zu leben. Neben den CDs und MP3s spielen vor allen Dingen Tourneen und Live-Shows eine ausschlaggebende Rolle. Die Ticketverkäufe, Fanartikel und andere Einkünfte über Werbung und soziale Medien markieren einen bedeutenden Anteil am Gesamtverdienst. Bestenfalls gelangen die Künstler hierbei durch zielgerichtete Marketingstrategien zu größerer Bekanntheit und können dadurch auch höhere Gewinne erzielen.
Einnahmen über die GEMA
Hinter den vier Buchstaben steckt die Gesellschaft für musikalische Aufführung und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie steht deutschlandweit für die Nutzungsrechte der Komponisten, Textdichter und Musikverleger ein. Voraussetzung dafür ist die Mitgliedschaft eines Urhebers bzw. des Musikverlags bei der GEMA. Derzeit werden dort die Lizenzrechte von ca. 20 Millionen Musikstücken geregelt. Ob nun ein Konzertveranstalter, ein Fernsehsender oder ein Radiosender Stücke verwenden oder aufführen möchte – in jedem Fall sind die Rechte dafür bei der GEMA zu erwerben.
Die entsprechenden Kosten sind dabei abhängig von der Größe der Veranstaltung, dem Eintrittspreis und der Art der Musiknutzung. Abzüglich einer Bearbeitungsgebühr gehen die Einnahmen zurück an die Urheber. Aktuell erhalten 10% der Mitglieder in etwa 70% der Einnhamen, da die Werke dieser Künstler entsprechend viel genutzt werden. Trotz aller Kritik an diesem System stellt die GEMA für Musiker eine der wichtigsten Einnahmequellen dar, welche die Rechte an Musik, Text oder einer Aufführung beschützt.
Zukunftsaussichten für freischaffende Musiker und Künstler
Dabei sind es jedoch oftmals nicht die Musiker selbst, die den Hauptgewinn für sich verbuchen. Zumeist basiert ein internationaler bzw. weltweiter Erfolg auf einem erfolgreichen Team, bestehend aus Produzenten, Plattenfirma, Texter,Komponisten und vielen weiteren Beteiligten. Diese teilen sich die Gewinne und arbeite fortlaufend am nationalen und internationalen Erfolg ihrer Künstler.
Künstler und Bands touren über Jahre hinweg durch ganz Deutschland und nur die Wenigsten schaffen es dadurch auf Dauer ein gesichertes Einkommen zu gewährleisten. Oftmals springen die erfolgreichen Plattenfirmen jedoch erst dann auf, wenn es die Musiker geschafft haben, sich eine feste Fanbase zu erarbeiten und den eigenen Bekanntheitsgrad auf ein bestimmtes Niveau auszuweiten. Wer von seiner Kunst leben möchte, darf also nicht zu schnell aufgeben, sondern muss stetig am Ball bleiben um mit möglichst kreativen Mitteln die eigenen Karriere nach vorne zu bringen.