Überraschend: Die Existenz eines neuen The-Who-Albums – wenig überraschend: der Sound darauf. Roger Daltrey und Pete Townshend bleiben bei ihrem Trademark-Sound zwischen Rockyhmnen und Musicalkitsch.
Schön, wenn ein Album mit Zeilen beginnt, denen man als Hörer irgendwie erleichtert zustimmt:
„I don’t care
I know you’re gonna hate this song
And that’s fair
We never really got along
It’s not new, not diverse
It won’t light up your parade
It’s just simple verse„
Man könnte denken, The Who wissen also genau, dass sie mit ihrem Comeback nach 13 Jahren Pause der Musikgeschichte keinen neuen Meilenstein hinzufügen. Warum sie es trotzdem machen? Vielleicht weil sie mit Mitte 70 sich noch nicht ins gemachte Grab legen wollen und so endet der ziemlich typische Who-Song „All This Music Must Fade“ mit den trotzigen Worten „Who gives a fuck?“.
Video: The Who – All This Music Must Fade
Im Folgenden zieht die Band um Frontman Roger Daltrey dann doch ein paar andere Seiten auf und würzt die doch eher dröge Rockgrundsuppe beispielsweise mit etwas Folk, Musicalbombast oder indischen Klängen. Dennoch: Angesichts von ermüdenden Bluesrocksongs wie „Ball And Chain“ wirkt das Album eher routiniert, denn rebellisch – wie die Eingangslyrics suggerierten.
Video: The Who – Ball And Chain
ACT DES MONATS
„I hope I die before I get old“ („Ich hoffe, ich sterbe, bevor ich alt werde“) hieß es 1965 in dem Hit „My Generation“ und natürlich ist das jugendliche Hybris: Mittlerweile ist die Hälfte der Band verstorben und die Überlebenden Roger Daltrey und Pete Townshend zeigen sich trotzig.
Zwar wird „WHO“ (der Albumtitel kommt in Großbuchstaben daher, was irgendwie lustig ist, wenn man sich das bildlich vorstellt, wie jemand schreit: WER??? und die Band antwortet: Na, DER!!!) keine neuen Fans dazugewinnen, die alten werden sich aber wieder lebendig fühlen angesichts dieses nostalgischen – manchmal in Selbstkopie, dann wieder in Selbstironie versinkenden – neuen The-Who-Albums.