The Weeknds “Starboy” war eines der am meisten erwarteten Alben des Jahres und der Kanadier erfüllt die Erwartungen mit radiokompatiblem Mainstream-Pop.
Es gab eine Zeit im letzten Jahr, da besetzte The Weeknd als erster Künstler aller Zeiten mit drei Songs das komplette Treppchen der Billboard Top 100. Er arbeitete zusammen mit Kanye West an “The Life Of Pablo”, lieh Beyoncé auf “Lemonade” seine Stimme und durfte einen Haufen Trophäen mit der Limo nach Hause fahren. 2015 war sein Jahr. “Beauty Behind The Madness” hatte ihn innerhalb von einem Jahr zum Weltstar werden lassen.
Aber ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Aufmerksamkeit; auf dem Nachfolger seines Über-Albums – angekündigt als große Hommage an die Pop-Ikonen Prince und Bowie – scheint es, als sei ihm der musikalische Verve abhanden gekommen. Er packt die kreative Jogginghose aus, blättert ein wenig im Einmaleins der Popmusik und gibt sich den Annehmlichkeiten seiner (wohgemerkt sehr verdienten) Omnipräsenz hin.
Ja, natürlich ist “Starboy” ein lupenreines Pop-Album geworden. Es klingt verdammt gut. Es ist perfekt produziert, in 80 Ländern der Welt direkt an die Spitze der Charts geschossen und beherbergt einige sehr brauchbare Singles.
Aber am Ende klingt es trotzdem irgendwie wie eine einstündige, am müden Montagmorgen durchgeplante Radiosendung: Es auto-tuned so dahin; stört nicht weiter; und ein oder zwei Tracks kann man durchaus auch mal ein wenig aufdrehen, wenn einem gerade danach ist. Kann.
Da wäre zum Beispiel das im Albumkontext fast progressiv wirkende “False Alarm“, in dessen Chorus sich der sonst eher gediegende Soul-Sänger tatsächlich zu einer Art “beherzten Schrei” hinreißen lässt. Ansonsten begeistern aber leider hauptsächlich die Songs, bei denen sich zum Synonym von Tesfaye mindestens noch ein zweiter Künstlername in die Credits mogelt.
So steuern Daft Punk dem Album ihre futuristischen Beats im Titeltrack und dem Closer “I Feel It Coming” bei und sorgen damit für den richtigen Ein- und Ausstieg aus dem 18-Song-Opus. Nebenbei macht Kendrick Lamar “Sidewalks” mit seiner beigesteuerten Strophe zum besten Song des Albums. Und dann wäre da noch Lana Del Rey. Ihr rauchig, lasziven Touch – ein voller Vorfreude erwarteter Kontrast zum polierten Sound der Platte – wird in einem nicht mal zweiminütigen Interlude und etwas Background Vocals verpulvert. Ernsthaft?
Features sind eine feine Sache, klar. Aber “Starboy” arbeitet sich ein wenig zu sehr an den Namen von eben diesen ab. The Weeknd zitiert sich in seinen Songs immer wieder selbst und lässt die innovative Arbeit derweil von anderen erledigen – so scheint es zumindest. Über die Musik gibt es damit leider erstaunlich wenig zu sagen, außer wer an den jeweiligen Reglern gedreht und die zusätzlichen Vocals beigesteuert hat.
So bleibt zusammfassend zu sagen: Sieh’ her, die Hautevolee des Musik-Bizz hat sich versammelt – Manege frei fürs Mainstream-Radiopop-Einerlei.
„Starboy“ erschien am 25.11.2016 bei OX / Universal.