Seit einiger Zeit macht das neue Start-Up Vinylify aus Holland von sich reden, welches damit wirbt eure Lieblingssongs auf Vinyl zu pressen. Wir haben uns das „Spotify der Vinylliebhaber“ genauer angeschaut.
Die aktuelle Entwicklung scheint ein wenig konträr: die Musikwelt wird mit jedem neu gelaunchten Streamingdienst digitaler. Und auch die Verkauserlöse für die Künstler und Labels entwickeln sich langsam in die Richtung, dass die CD als Ware zwar noch wichtig ist, aber die Frage nach dem „Wie lange noch?“ durchaus berechtigt ist.
Es ist aber auch die Zeit, in der die Verkauszahlen eines längst totgesagten Mediums, eines Mediums der Nostalgiker und Ewiggestrigen, immer beliebter zu werden scheint. Ein Start-Up aus Holland versucht nun diese beiden Entwicklungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Die Idee
Als „Spotify der Plattenliebhaber“ bezeichnet Vinylify sich selbst. Kunden können auf der Website personalisierte Playlisten auf ihr eigenes Vinyl-Unikat pressen lassen. Aufgrund der geringen Stückzahl jeder Bestellung werden die Platten von Hand geschnitten. In den Händen hält man dann also ein wirkliches Unikat.
So geht’s
ACT DES MONATS
Der Weg zur Vinyl mit den eigenen Songs ist simpel: Musik hochladen, Template und Cover-Artwork auswählen und schon kann’s losgehen. Die digitale Musik wird von den Plattenliebhabern dann auf eine schicke Vinyl gepackt. Drei bis vier Wochen später mutiert der Besuch des Postboten dann zum schönsten Ereignis, was ihr in der Woche erleben werdet.
Der Preis:
Die Preise von Vinylify sind happig. Eine einzige Vinyl-Schallplatte kostet 99 Euro.
Rabatte gibts ab dem 2. Exemplar (79 Euro) und 5. Expemplar (69 Euro). Wer seine Platte also gerne hundert- oder tausendfach pressen möchte, ist hier falsch.
Das kleine große ABER:
Wer sich ein wenig mit Musikrechten auskennt, dem wird bekannt sein, dass es nicht ganz so einfach ist, die Musik anderer so ohne weiteres auf eine Vinyl pressen zu lassen. Vor allem dann, wenn das Unternehmen mit dem geistigen Eigentum Dritter kommerzielle Zwecke verfolgt, ohne dass Labels oder Künstler davon auch nur einen Cent sehen.
Wem der Duft von Illegalität in der Nase liegt, hat ein gutes Gespür. Mal kurz in den Nutzungsbedingungen von Vinylify gestöbert, wird man schnell fündig:
„We can only cut music to vinyl if you have permission from the original owner/rights holder of the music (master rights).“
Als potenzieller Kunde müsstet ihr demnach die Eigentümer der Songs anfragen, ob ihr die Songs überhaupt via Vinylify auf Vinyl schneiden lassen dürft. Weiterhin ist zu lesen, dass der Dienst selbst die hochgeladenen Songs bzw. deren Rechte nicht kontrolliert. Der Käufer ist also allein dafür verantwortlich und demnach auch haftbar, sollten sich Labels und Künstler auf den Schlips getreten fühlen und dagegen vorgehen.
Die gepresste 10 Inch Vinyl hat eine Kapazität von 20 Minuten, also annähernd sechs Songs halbwegs normaler Länge. Ein ganzes Mixtape lässt sich also keinesfalls auf nur eine Vinyl packen.
Fazit: Vinyl pressen mit Einschränkungen
Vinylify bietet einen einzigartigen Service. Nach dem Presswerk, welches nur eine einzige Vinyl für einen Kunden herstellt, muss man lange suchen. Der Dienst ist aber, sollte Wert auf Lizenzrechte gelegt werden, wohl eher was für DJ’s und Musikschaffende, die ihre eigene Musik auf Vinyl besitzen oder verschenken wollen. An diesem Punkt machen es sich die Holländer für unseren Geschmack aber ein wenig zu einfach.
Auch denkbar ist es, Vinylify als originelle Geschenkidee zu verwenden. Oder habt ihr schon einmal Glückwünsche von Freunden aus der ganzen Welt via Vinyl übermittelt bekommen?! Der Preis von etwa 50 Euro scheint aufgrund des Aufwands angemessen. Seine digital zugänglichen Lieblingssongs auf nur einer Platte zu besitzen, das lässt sich nach legalen Maßstäben nur schwer realisieren.