Der Klang des Plattenspielers ist eine Wissenschaft für sich. Es kommt dabei besonders darauf an, dass alle Bestandteile gut zusammenspielen. So entsteht auch der beste Sound – den sich alle von Vinyl versprechen. Vinyl-Bloggerin Viktoria Gasteiger erklärt euch, worauf ihr achten solltet.
Eigentlich könnte die Arbeitsweise des Plattenspielers auch als Präzisionsarbeit bezeichnet werden. Denn das Turntable ist darauf ausgelegt Vibrationen zu messen. Klar ist – der Plattenspieler funktioniert dann am besten, wenn er nicht alle Übertragungen misst, sondern nur die, die in der Rille der Platte gespeichert sind. Wie holst du also das Beste aus deinem Dreher heraus?
Viele Ratschläge dazu haben mit der Art und Weise zu tun, wie ein Plattenspieler funktioniert und wie aus dem ganzen Prozess überhaupt Musik entsteht.
Wie funktioniert Vinyl?
Schau dir dazu eine Schallplatte einmal genauer an.
Die Rille der Schallplatte besteht aus vielen kleinen Hügeln. Die sensible Nadel tastet dieses Muster ab und fängt dabei auch die kleinste Erschütterung auf! Diese Bewegung wird im Inneren des Tonabnehmers durch einen elektromagnetischen Mechanismus in ein elektrisches Signal umgewandelt.
Weil die Nadel auch die kleinsten Staubkörnchen aufnimmt, ist die Aufgabe des Tonabnehmers nicht gerade leicht. Störungen können von verschiedenen Dingen verursacht werden. Neben Trittschall oder vorbei fahrendem Verkehr zählen auch die eigenen Lautsprecher dazu.
Jeder, der schon einmal eine Schallplatte auf einen Plattenspieler gelegt hat, weiß, wie heikel das ganze System ist. Dieser kleine Versuch zeigt, was dabei noch mitspielt:
- Platziere den Tonarm auf der Platte, ohne dass sich der Teller dreht (funktioniert nicht bei jedem Plattenspieler).
- Wenn du jetzt den Verstärker einschaltest, kannst du versuchen leicht auf das Äußere des Plattenspielers zu klopfen oder ein paar Schritte durch den Raum zu gehen. Hörst du ein unschönes Knacken oder Klopfen?
- Dieser Ton ist die mechanische Energie, die vom Plattenspieler aufgenommen wird.
Natürlich beeinflussen diese Störungen auch die Wiedergabe der Schallplatten.
Wie also schaffst du es, diesen Prozessen entgegenzuwirken und deinen Plattenspieler bestmöglich einzustellen?
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Mit diesen Tipps holst du das Beste aus deinem Plattenspieler heraus
Heute werden Plattenspieler meist gebrauchsfertig verschickt. Wenn du allerdings bereit bist, dir selber die Hände schmutzig zu machen, kannst du noch viel mehr aus den Geräten herausholen!
1. Die Positionierung: Plattenspieler richtig arrangieren
Weil der Plattenspieler so leicht Erschütterungen aufnimmt, ist es sehr wichtig, für einen guten Untergrund zu sorgen. Deshalb sind viele Modelle mit verstellbaren Gummifüßen ausgestattet.
Egal ob du den Plattenspieler auf ein Regal oder einen Kasten stellst, der Untergrund sollte vollkommen eben sein. Wichtig ist auch, dass das Material nicht “mitschwingt”!
Wenn der Boden hart genug ist (beispielsweise Beton) wird nahezu jeder Untergrund funktionieren. Holz kann leicht zu einer Übertragung von Schall beitragen. In diesem Fall ist es besser in ein gutes Wandregal zu investieren.
Bei den Lautsprechern ist es wichtig, dass die linke und rechte Box an der richtigen Stelle steht. Das ist übrigens auch viel entscheidender für den Klang als ein sündhaft teures Kabel – und viel günstiger. Die besten Tonwerte erhältst du, wenn du eine schmale Lücke zwischen der Hinterseite des Lautsprecher und der Wand offen lässt.
2. Die äußerliche Begutachtung: Plattenspieler ausrichten
Ist erst der richtige Platz gefunden, kannst du zu den Feinarbeiten übergehen und die Ausrichtung des Plattenspielers überprüfen.
Die wichtigste Regel hier lautet: alles (!) muss gerade und eben sein.
Überprüfe dazu schrittweise folgende Punkte:
- Beginne beim Sockel – das ist der Rahmen des Plattenspielers auf dem alle anderen Teile installiert sind. Achte darauf, dass dieser perfekt im Wasser steht. Bei den meisten Geräten kannst du hierbei die Höhe der Füße umstellen und so die Position ausbalancieren.
- Auch der Plattenteller sollte perfekt waagrecht ausgerichtet sein. Bei den meisten Geräten ist dieser ohnehin fixiert. Wenn hier also etwas nicht stimmt, ist bei der Herstellung etwas schief gegangen – du solltest das Gerät schnellstmöglich umtauschen.
- Als weitere einfache Verbesserung empfehlen viele, während der Wiedergabe der Platten die Staubschutzhaube abzunehmen. Diese ist zwar gut zum Schutz des Vinyls, kann jedoch auch anfällig auf Vibrationen reagieren.
3. Das Feintuning – Plattenspieler einstellen
Früher war es üblich sich selber ein Gerät zusammenzustellen, d. h. Tonarm, Tonabnehmer; Verstärker usw. wurden nach persönlichen Wünschen und Vorstellungen miteinander kombiniert. Heute kaufen die meisten eher fertige Packages: Diese “Plug & Play” Geräte werden bereits zusammengebaut verschickt und können sofort angeschlossen werden.
Ist der Tonabnehmer bereits vormontiert, ist es sehr leicht, die wichtigsten Mechanismen anzupassen. Dazu zählen beispielsweise die Auflagekraft, das Antiskating und der vertikale Spurwinkel.
Anpassung der Auflagekraft
Die Auflagekraft ist die Kraft, mit der das Gewicht des Tonabnehmers auf die Platte gedrückt wird. Eingestellt wird sie zumeist mittels des kleinen Rädchens am Ende des Tonarms.
Der eingestellte Wert sollte zwischen 1,5 – 2,5g liegen – am besten hältst du dich hierbei an die Angaben, die du in der Beschreibung findest. Ansonsten wirst du hier auch im Internet fündig, wenn du nach deinem Tonabnehmer suchst.
Wer gerne ein wenig ausprobiert und über ein gutes Gehör verfügt erhält mit Sicherheit durch Ausprobieren ein besseres Ergebnis – jedoch sollte man die angegebenen Standardwerte auf keinen Fall überschreiten. Eine gute Tonarmwaage wirkt hier übrigens Wunder.
Generell gilt: Ist der Ton stumpf, ist die Auflagekraft zu schwer eingestellt, wirkt die Musik dünn kannst du noch etwas nachlegen.
Antiskating
Das Antiskating soll der Kraft entgegen wirken, die den Tonarm nach innen zieht. Oft kann dieser Mechanismus auch über eine Drehscheibe bzw. einen Schalter eingestellt werden.
Den empfohlenen Wert findest du wieder in der Anleitung des Plattenspielers. Generell sollte er sich an der Auflagekraft orientieren. Schlussendlich soll die Nadel nämlich exakt in der Plattenrille sitzen.
Der vertikale Spurwinkel
Die Ausrichtung der Tonarm-Nadel wird auch Azimut genannt. Wenn du den Tonabnehmer von vorne betrachtest, sollte die Nadel genau senkrecht nach unten stehen. Ist sie nämlich in eine Richtung geneigt, wird eine Stereo-Spur lauter wiedergegeben. Am besten stellst du den Winkel nach Gehör oder Augenmaß ein.
4. Pimp your record player: Einzelteile austauschen
Bei manchen Plattenspielern nützt allerdings auch alles Justieren und “Feintunen” nichts mehr. Dann sind die einzelnen Bauteile vielleicht einfach nicht gut genug. Hier kann man jedoch ein kleines Wunder vollbringen, in dem man manche Bestandteile des Gerätes einfach durch hochwertige Produkte ersetzt:
Beispiele dafür sind: Tellermatte und Tonabnehmer.
Die Tellermatte beispielsweise sitzt zwischen Plattenspieler und Vinyl. Ihre Aufgabe ist es Vibrationen, die ansonsten auf die Nadel übertragen werden, zu absorbieren. Diese Matten sind in vielen Variationen erhältlich – zumeist ist allerdings aus Kostengründen eine Matte aus Filz im Package enthalten.
Gummi und Kork bieten jedoch bessere Eigenschaften im Unterdrücken von Vibrationen. Außerdem sorgen sie für weniger statische Aufladung.
Der Tonabnehmer wird nicht ohne Grund gerne auch als Herz des Plattenspielers bezeichnet. Hier entsteht die Musik. Der Tonabnehmer beherbergt neben dem Gehäuse auch die empfindliche Nadel.
Ein Austausch kann eine große Veränderung des Klangs bewirken! Deshalb ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass der Tonabnehmer austauschbar ist! Nur so kannst du auch in Zukunft dein System aufwerten.
Leider ist dieses Element mitsamt der Nadel auch sehr anfällig auf Staub und falsche Einstellungen. Über die Jahre kann es leicht zu einer Verschlechterung im Ton kommen. Deshalb ist es sowieso nötig, die Nadel mit der Zeit auszutauschen.
5. Plattenpflege: Auch Vinyl braucht hin und wieder ein Bad
Natürlich entscheidet nicht nur der Plattenspieler allein über die Tonqualität – auch der Zustand der Schallplatten beeinflusst den Ton! Besonders wenn du viele alte Platten hast oder dein Vinyl häufig gebraucht kaufst, ist es wichtig, deine Schätze gründlich zu reinigen.
Staub und Unebenheiten führen nämlich zum Verschleiß der Nadel und damit auch zum Zerkratzen der Schallplatte. Eine praktische Methode ist die Plattenwaschmaschine. Wer jedoch nicht so viele Platten besitzt oder lieber selber schrubbt, findet dazu sicher auch eine Möglichkeit.
Viele Vinyl Liebhaber schwören auf ein altes Hausmittel bestehend aus: warmen Wasser, ein paar Tropfen Spülmittel und Isopropyl Alkohol. Eine günstige Antistatik Bürste entfernt oberflächlichen Staub und kann recht einfach bei jedem Plattenwechsel angewendet werden.
Fazit – das klingt doch einfacher als erwartet…
Da sich die meisten von uns über die Jahre an simple Geräte wie den CD-Player gewöhnt haben, scheint jeder Handgriff am Plattenspieler ein großer Aufwand zu sein.
Beim Einstellen des Plattenspielers geht es um Feinheiten. Willst du noch ein bisschen mehr aus deinem Plattenspieler herausholen, benötigst du lediglich ein bisschen Zeit, Energie und ein ruhiges Händchen.
Doch mit einer kleinen Portion extra Liebe sorgst du für die doppelte Ladung Klang!
- Positioniere den Plattenspieler auf einem guten (harten) Untergrund!
- Überprüfe, ob alle Bauteile des Plattenspielers eben ausgerichtet sind – besonders der Sockel und der Plattenteller!
- Justiere Auflagekraft, Antiskating und den vertikalen Spurwinkel. Halte dich dazu an die Anleitung zu deinem Plattenspieler.
- Wenn nötig tausche schlechte Einzelteile aus: vor allem die Tellermatte bzw. den Tonabnehmer
- Sorge gut für deine Schätze! Egal ob Schallplatten oder Plattenspieler.
- Und zu guter Letzt: Öffne beim Musikhören die Staubschutzhaube.
Viktoria Gasteiger betreibt das Informationsportal für Plattenspieler 33eindrittel.com, auf dem sich interessierte Besucher über alles zum Thema Plattenspieler und Vinyl informieren können. Sie ist selber Vinyl-Liebhaberin und hört in ihrer Freizeit am liebsten AC/DC.