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Tyler, the Creator – Chromakopia (Album 2024)

Mit seinem neuen Album Chromakopia zeigt Tyler, the Creator einmal mehr, wie weit er sich von seinem jugendlichen Image als Mitglied des Odd-Future-Kollektivs entfernt hat. Statt Provokationen und flachen Punchlines dominiert hier ein reifes, introspektives Storytelling – und musikalische Vielseitigkeit, die nahtlos zwischen Soul, Rap und Rock pendelt.

Schon die ersten Tracks setzen den Ton: Auf Rah Tah Tah erhebt Tyler selbstbewusst Anspruch auf einen Platz neben Größen wie Kendrick Lamar, während Noid mit einem Black-Sabbath-artigen Gitarrenriff überrascht und Tylers ambivalentes Verhältnis zu seiner Fangemeinde thematisiert.

Die introspektiveren Momente des Albums sind nicht weniger eindrucksvoll. Darling, I beleuchtet auf bittersüße Weise Tylers Unfähigkeit, sich auf eine Beziehung einzulassen, während Tomorrow die Frage aufwirft, ob der Verzicht auf Kinder Segen oder Fluch ist. Besonders stark ist Hey Jane, das die ambivalenten Emotionen einer ungeplanten Schwangerschaft einfängt und dabei an OutKasts Klassiker Ms. Jackson erinnert.

Einen emotionalen Höhepunkt erreicht das Album mit Like Him, einer Klavierballade, in der Tyler seine komplizierte Beziehung zu seinem abwesenden Vater reflektiert. Unterstützt wird er hier – und auf mehreren anderen Tracks – von seiner Mutter Bonita Smith, die als Erzählerin eine zentrale Rolle im Album einnimmt und bereits auf Call Me If You Get Lost zu hören war.

Chromakopia ist ein kraftvolles Werk, das Tylers künstlerische Entwicklung unterstreicht. Es vereint Offenheit, musikalische Experimentierfreude und eingängige Beats zu einem Album, das gleichermaßen anspruchsvoll wie unterhaltsam ist.

Biografie: Tyler, The Creator – Das kreative Multitalent im Hip-Hop

Tyler, The Creator, bürgerlich Tyler Gregory Okonma, wurde am 6. März 1991 in Ladera Heights, Kalifornien, geboren. Der Rapper, Produzent, Designer und Visionär gilt als einer der innovativsten Künstler seiner Generation. Schon früh zeigte er ein Interesse an Musik und Kunst. Bereits mit sieben Jahren entwarf er eigene Album-Cover, bevor er überhaupt Songs schrieb.

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2007 gründete Tyler das Künstlerkollektiv Odd Future Wolf Gang Kill Them All (OFWGKTA), das die Hip-Hop-Landschaft nachhaltig prägte. Mit einer Mischung aus provokativen Texten, unkonventionellen Beats und DIY-Ästhetik avancierte Odd Future zur Keimzelle für Talente wie Frank Ocean und Earl Sweatshirt. Tyler, The Creator etablierte sich als kreativer Kopf der Gruppe und veröffentlichte 2009 sein erstes Mixtape Bastard.

Der Durchbruch kam 2011 mit seinem Debütalbum Goblin und der kontroversen Single „Yonkers“. Der düstere, rohe Sound und Tylers selbstinszenierter Antiheld-Charakter machten ihn schnell zur Kultfigur. Über die Jahre entwickelte sich sein Stil jedoch weiter. Alben wie Wolf (2013) und Cherry Bomb (2015) zeigten eine vielseitigere und melodischere Seite seines Schaffens.

Mit Flower Boy (2017) gelang Tyler ein großer künstlerischer Sprung. Das Album thematisiert persönliche Ängste, Identität und Einsamkeit und wurde für einen Grammy nominiert. 2019 folgte das genreübergreifende IGOR, das Tyler seinen ersten Grammy als Bestes Rap-Album einbrachte, obwohl es eher als experimentelles Pop-Werk gilt. Auch sein Album Call Me If You Get Lost (2021) zeigte seine Vielseitigkeit und brachte ihm erneut den Grammy ein.

Neben seiner Musik ist Tyler auch als Modedesigner und Unternehmer erfolgreich. Mit seiner Marke Golf Wang und dem Festival Camp Flog Gnaw hat er sich eine starke, unabhängige Plattform aufgebaut. Sein Stil, der Elemente von Streetwear, Surrealismus und Retro-Ästhetik kombiniert, spiegelt seine unkonventionelle Persönlichkeit wider.

Tyler, The Creator hat es geschafft, künstlerische Grenzen immer wieder zu verschieben. Seine Fähigkeit, Musik, Mode und visuelle Kunst zu vereinen, macht ihn zu einer der prägendsten Figuren der modernen Popkultur.