Mit ihrem zweiten Album „Wall of Eyes“ zeigen Thom Yorke, Jonny Greenwood und Tom Skinner, dass The Smile mehr ist als nur ein Nebenprojekt von Radiohead.
Es könnte sogar die Frage aufwerfen, ob Radiohead in ihrer aktuellen Form überhaupt noch nötig sind. Die Songs strahlen eine Leichtigkeit und Verspieltheit aus, die man von der Hauptband in dieser Form lange nicht mehr gehört hat – und das, obwohl das Album in typischer Yorke-Manier von Düsternis, Angst und innerer Zerrissenheit geprägt ist.
Der Song „Read the Room“ markiert den Ton des Albums: ein zerrissenes Gitarrenriff, Yorkes klagender Gesang und Skinner, dessen Drumming hier die Grenzen zwischen Chaos und Virtuosität auslotet. Dieser rohe, organische Bandsound zieht sich durch das Album – selbst wenn elektronische Effekte oder orchestrale Arrangements eingeflochten werden, wirkt nichts aufgesetzt. Besonders eindrucksvoll ist das in „I Quit“, einem Stück, das in typischer Radiohead-Tradition schwebend beginnt, nur um von einem majestätischen Streichersatz durchbrochen zu werden.
Ein Highlight ist zweifelsohne „Bending Hectic“, ein episches Stück, das von folkigem Gitarrenspiel über einen massiven Streichersturm bis hin zu einer brachialen Gitarrenwand reicht. Dieser Track ist nicht nur eine Hommage an die kreative Energie, die Yorke und Greenwood gemeinsam entfalten können, sondern zeigt auch, wie selbstverständlich The Smile Genregrenzen sprengt.
Mit „Friend Of A Friend“ gibt es einen Instant Classic auf dem Album, der sich auch sofort in jede Radiohead-Setlist perfekt einfügen würde.
Live zeigt sich die Band als experimentierfreudiges Power-Trio, dass sich spielerisch in Improvisationen verliert, befreit von der Last den Fans irgendwelche alten Hits vorspielen zu müssen. Und das ist keine Schwäche: es ist ein großes Glück, dass sich Yorke und Greenwood sich nicht einfach auf den alten Lorbeeren ausruhen und als Altherrenband eine längst vergangene Zeit beschwören wollen, sondern motiviert wie am ersten Tag nach neuen musikalischen Ideen suchen und Dinge ausprobieren.
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Mit all dieser musikalischen Brillanz wirkt das Album erstaunlich unangestrengt. Die jazzigen Einflüsse von Drummer Tom Skinner, der sonst bei Sons of Kemet aktiv ist, verleihen den Songs zusätzliche Tiefe und Lebendigkeit.
„Wall of Eyes“ ist ein klares Statement: Dieses Projekt ist keine Spielerei, sondern ein kraftvolles Werk, das Radioheads beste Momente heraufbeschwört, ohne sie zu kopieren.
The Smile: Biografie der Supergroup
The Smile ist eine britische Band, die 2021 von Thom Yorke und Jonny Greenwood, den kreativen Köpfen von Radiohead, zusammen mit dem Schlagzeuger Tom Skinner von Sons of Kemet gegründet wurde. Der Name der Band stammt aus einem Gedicht von Ted Hughes und spiegelt die oft ironische und düstere Ästhetik ihrer Musik wider.
Die Band feierte ihr Debüt während eines Livestream-Auftritts beim Glastonbury Festival im Mai 2021. Ihr Sound vereint Elemente aus Rock, Jazz, Electronica und experimentellen Klängen, ähnlich wie Radiohead, aber mit einer raueren und direkteren Note. Produziert werden ihre Aufnahmen von Nigel Godrich, dem langjährigen Wegbegleiter von Radiohead.
Ihr erstes Album, „A Light for Attracting Attention“, wurde 2022 veröffentlicht und erhielt von Kritikern weltweit Lob. Es kombiniert eindringliche Texte, komplexe Rhythmen und experimentelle Arrangements. Die Songs reflektieren soziale und politische Themen, aber auch introspektive Fragen.
The Smile sind nicht einfach ein Nebenprojekt von Radiohead, sondern eine eigenständige Band mit einem unverkennbaren Stil. Ihre Live-Auftritte sind ebenso intensiv wie minimalistisch und zeigen das virtuose Zusammenspiel dreier außergewöhnlicher Musiker.
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