In der Filmproduktion gibt es seit jeher technische Neuerungen. Während 1967 erst das Farbfernsehen in Deutschland ermöglicht wurde, haben sich bis heute nahezu bahnbrechende Entwicklungen hervorgetan.
Von interaktiven Inhalten über computergenerierte Charaktere und Welten bis hin zu riesigen LED-Wänden, um den Schauspielern das Set realistisch darzustellen. Die Filmbranche ist in einem ständigen Wandel und wird auch in Zukunft nicht stehenbleiben. Für alle Fernsehfreunde bedeutet dies in Zukunft immersive und realistischere Inhalte.
Vom Videorekorder zum Streaming-Dienst: Das Konsumverhalten ändert sich
Damit die Filmbranche erfolgreich ist, braucht es Zuschauer. Deren Konsumverhalten hat sich in den letzten 30 Jahren aber enorm gewandelt. Noch in den 1990-er-Jahren konnte man Filme und Serien lediglich im Kino und im Live-TV sehen oder über Videokassetten wiedergeben. In den frühen 2000-er-Jahren hat die DVD dann den „Bandsalat“ der Videos verdrängt und die Ära des Heimkinos eingeläutet.
Nur wenige Jahre später wurden bereits die ersten Blu-Ray-Inhalte veröffentlicht. So konnte der Fernsehgenuss von zu Hause aus noch einmal auf die nächste Stufe gehoben werden. In den letzten Jahren gab es aber den wohl größten Wandel. Heutzutage steht das Streaming ganz im Zeichen der Filmbranche. Nahezu alle Filme und Serien können jederzeit online abgerufen werden. Die Streaming-Giganten machen mittlerweile aber auch den Kinos und dem Live-TV wahre Konkurrenz. Bereits Wochen nach Kinostart sind die meisten Filme auch digital verfügbar.
Um dem Trend des On-Demand-Schauens nachkommen zu können, veröffentlichen auch immer mehr Fernsehsender ihre eigenen Streaming-Portale. So können Inhalte aus dem Live-TV jederzeit nachgeschaut werden. Auch Video-Plattformen wie YouTube haben ihren Teil zu der Entwicklung in den letzten Jahren beigetragen. Hier finden sich zahlreiche Dokumentationen und Unterhaltungsvideos. Auf dem smava YouTube-Kanal werden auch Finanztipps veröffentlicht, während andere Kanäle wiederum Wissen rund um das Heimwerken oder Backen veröffentlichen. Auf YouTube wird nahezu jeder auf der Suche nach dem passenden Video fündig. Produziert werden die Videos aber nicht nur von bekannten Unternehmen und Fernsehsendern. Auch Privatpersonen und sogenannte Influencer veröffentlichen hier Content.
CGI erobert die Leinwände
Filmfans haben in der jüngeren Vergangenheit bestimmt schon einmal von CGI gehört. Dabei dienen die drei Buchstaben als Kurzform für Computer Generated Imagery. Einfach erklärt bedeutet CGI, dass 3D-Computergrafik zum Einsatz kommt. So können visuelle Animationen erstellt werden. So wird aus einem echten Menschen plötzlich der Hobbit und eine rein fiktive Welt erwacht vollkommen zum Leben. Von CGI spricht man übrigens nur in der Filmwelt. Bei Videospielen wird nämlich auf eine andere Technik gesetzt, um beeindruckende Welten und furchteinflößende Monster zu erschaffen. Besonders häufig kommt CGI in den Genres
- Fantasy,
- Science-Fiction,
- Horror
- und Action
zum Einsatz. Mithilfe der fotorealistischen Darstellung von Charakteren oder Landschaften lassen sich Traumwelten, Fantasiewesen und Bösewichte projizieren und in den Film einarbeiten. Ganz neu ist die Technik allerdings nicht. Bereits in den 1970-er-Jahren setzten Blockbuster wie Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung und Alien auf die digitalen Effekte. Die Technik steckte damals aber natürlich noch in den Kinderschuhen. Viele Inhalte wurden damals noch über Modelle, Puppen und Spezialeffekte zum Leben erweckt. Bahnbrechend gilt bis heute Toy Story. Der Film aus dem Jahr 1995 wurde erstmals vollständig mit Software geschaffen.
Die Technik blieb im Laufe der Jahre natürlich nicht stehen und CGI hat Hollywood immer neue Türen geöffnet. 2009 wurde mit Avatar erstmals eine fotorealistische CGI-Welt in 3D geschaffen. Trotz der umfassenden Möglichkeiten muss CGI auch heute noch mit etwas Vorsicht genossen werden. Wenn die Effekte isoliert in einem Film eingesetzt werden, kann dies deplatziert aussehen und durchaus als Fake wahrgenommen werden. Alteingesessene Top-Regisseure wie Quentin Tarantino verzichten daher bis heute auf die technischen Möglichkeiten. Dass CGI aber immer wieder für Staunen sorgen kann, hat Avatar: The Way of Water bewiesen. Hier wurde das volle Potenzial nach dem aktuellen Stand der Technik ausgeschöpft und zu einem einzigen Filmhighlight zusammengeschnürt.
Green- und Bluescreens waren gestern, LED-Wände sind heute
Ob bei aufwendigen Filmproduktionen oder den täglichen Abendnachrichten. Green- und Bluescreens sind in der Produktion von TV-Inhalten nicht wegzudenken. So kann das Design am Set innerhalb weniger Sekunden angepasst werden. Auch Effekte wie Wetterkarten lassen sich so ohne großen Aufwand einbauen. Die lang erprobte Methode wird nun aber immer häufiger durch hochauflösende LED-Wände ersetzt. Erstes großes Erfolgsbeispiel ist The Mandalorian. Die Serie aus dem Hause Netflix verzichtete vollständig auf Green- und Bluescreens. Zum Einsatz kamen stattdessen nur noch hochauflösende LED-Leinwände. Der große Unterschied dabei ist, dass das Filmset deutlich authentischer wird. Die Effekte werden nämlich nicht mehr nachträglich eingefügt, sondern direkt auf die LED-Wände projiziert. So lässt sich für die Schauspieler ein realistisches Szenario schaffen. Am Ende sollen die Bewegungen dadurch deutlich besser auf die jeweilige Situation angepasst werden können.
Am Set und auch in Nachrichtenstudios kommt es aufgrund der Green- und Bluescreens immer wieder zu Fehlern, die dann in der Postproduktion angepasst werden müssen. Mithilfe von großen LED-Leinwänden können Szenen bereits zu einem großen Teil direkt am Set gedreht werden. Der Aufwand für die Nachbearbeitung sinkt dadurch in den minimalen Bereich. Die Möglichkeiten im Bereich der LED-Leinwände stehen noch ganz am Anfang. Derzeit wird bereits mithilfe von großen Datenmodellen an einer Künstlichen Intelligenz gebastelt. Daraus sollen sich dann Figuren und Charaktere auf den Bildschirm projizieren lassen, die dank Motion-Capture-Technik direkt in die Szenerie eingebunden werden können.
Interaktive Inhalte: Wenn der Zuschauer zum Regisseur wird
In den meisten TV-Produktionen nimmt der Zuschauer eine passive Rolle ein. Er kann nicht entscheiden, was auf der Leinwand passiert und welche Entscheidungen die einzelnen Charaktere treffen. In ersten Projekten wird der Zuschauer aber als Regisseur direkt in den Film integriert. Man bestimmt aktiv, welche Entscheidungen getroffen werden und wirkt damit auf die Handlung ein.
Damit der Inhalt nach wie vor flüssig wirkt, müssen die Zuschauer aber auf der Hut sein. Entscheidungen können jederzeit aufpoppen und eine Auswahl muss binnen weniger Sekunden getroffen werden. Ansonsten entscheidet einfach das Zufallsprinzip für einen. Für flüssige Übergänge sorgt zudem eine Slow-Motion-Animation. Während der Zuseher seine Entscheidung treffen kann, läuft der Film in verlangsamter Zeit ab. Das Konzept ist bereits aus der Gaming-Branche bekannt. Da werden immer mehr Titel zum Hit, die ein Movie-Konzept verfolgen. Dabei sind die Handlungsmöglichkeiten des Spielers eingeschränkt. Dafür kann er aber weitreichende Entscheidungen treffen und zum Teil über Leben und Tod seiner Charaktere entscheiden. Die Filmbranche hat hier noch so einiges aufzuholen.
Im Live-TV beschränkt sich die Interaktivität derzeit meist noch auf Mitraten und Abstimmen. Über Netflix und Co. können ganze Filme und bald auch Serien interaktiv genutzt werden. Das Problem hierbei ist natürlich, dass die Produktion letzten Endes deutlich aufwendiger werden kann. Abhängig von den Entscheidungsmöglichkeiten braucht es das Doppelte oder Dreifache an Filmmaterial. Die Produktionskosten rechtfertigen häufig noch nicht die Einnahmen. Es ist aber durchaus denkbar, dass Gaming- und Filmbranche hier immer weiter miteinander verschmelzen werden und es zu Co-Produktionen kommt. So lassen sich einerseits Produktionskosten sparen und beide Unterhaltungssparten können voneinander profitieren.
VR-Filme: Wenn man selbst zur Hauptfigur wird
VR-Filme stecken derzeit noch in den Kinderschuhen, könnten aber in den kommenden Jahrzehnten die Filmwelt vollständig auf den Kopf stellen. Durch die Virtual-Reality-Brillen ist es möglich, dass Zuseher in die Perspektive der Hauptfigur schlüpfen und einen 360-Grad-Blickwinkel erhalten. Diese intensive Erfahrung könnte auch perfekt in Kombination mit interaktiven Inhalten erlebt werden.
Nahezu alle VR-Filme können bislang aber nur passiv erlebt werden. Dass die Filme bislang noch nicht in Massenproduktion auf den Markt kommen, hat einen einfachen Grund. Ein Großteil der Zielgruppe ist entweder nicht im Besitz einer VR-Brille oder könnte diese nicht richtig bedienen. Mit der fortlaufenden Digitalisierung junger Generationen wird es aber nur noch eine Frage der Zeit bleiben, bis der erste Blockbuster im VR-Format ausgestrahlt wird. Für das besondere Filmerlebnis muss sich zudem auch die Filmbranche selbst anpassen. Es braucht die besten 360-Grad-Kameras, um für ein realistisches Erlebnis sorgen zu können. Ähnlich wie bei 3D wird dann aber die Frage bleiben, ob sich die Welt der Filme vollständig verändern wird oder ob es bei einer spannenden Randerscheinung für zwischendurch bleibt.
Der Kampf mit der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne
Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Informationen und Inhalten nimmt die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer weiter ab. Vor allem die jüngeren Generationen können oder wollen sich oft nur noch eine gewisse Zeit auf ein und denselben Inhalt konzentrieren. Die Filmproduktion steht damit natürlich vor einer neuen Herausforderung, die es zu meistern gilt. Immer mehr Filme werden in maximal 90 Minuten erzählt. Filme mit mehr als zwei Stunden hingegen verlieren an Bedeutung, wenn es sich nicht gerade um Blockbuster handelt. Doch auch die schon knappen 90 Minuten wollen dann gekonnt in Szene gesetzt werden. So nimmt beispielsweise bei vielen Filmen Dauer einzelner Szenen immer weiter ab. Auch die Kameraperspektiven innerhalb einer Szene werden nach oben geschraubt. So soll der Zuseher das Gefühl bekommen, ständig etwas Neues erleben und entdecken zu können.
Der Kampf mit der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne wird sich in der nahen Zukunft aber noch weiter fortsetzen. Aufgrund von Social Media sind vor allem junge Menschen von der Jugendzeit auf daran gewöhnt, Inhalte mit besonders kurzer Dauer zu konsumieren. Durch die vielen Eindrücke innerhalb kurzer Zeit sinkt das Interesse an längeren Medieninhalten. Gleichzeitig ergibt sich hier aber auch eine Chance. Remakes und Sequels werden immer beliebter. Während böse Zungen behaupten, den Filmemachern würde es an Kreativität fehlen, geht man einfach nur auf die neuen Ansprüche des Publikums ein.