Wer seine eigenen Songs aufnehmen will, muss dafür längst nicht mehr in ein teures Musikstudio. Mit dem passenden Mikrofon, ein bisschen zusätzlichem Equipment und unseren Tipps könnt ihr auch mit Homerecording optimale Ergebnisse erzielen.
Ob Youtube-Kanal, Fortnite-Streaming, Podcast oder das erste eigene Album – mit dem richtigen Audio-Equipment kann man heutzutage auch im eigenen kleinen Homestudio professionelle Aufnahmeergebnisse erzielen.
Vor allem für Stimmaufnahmen braucht man erstklassige Technik, aber es gibt auch noch einige andere Punkte zu beachten, wenn ihr am Ende ein gelungenes Ergebnis hören wollt. Wir erklären euch, wie ihr in wenigen Schritten eine studioreife Sprach- oder Gesangsaufnahme hinbekommt.
1. EQUIPMENT
Mikrofon & Kopfhörer
Im Mittelpunkt eurer Aufnahme steht selbstverständlich das Mikrofon, denn alle Tipps und Techniken helfen nichts, wenn ihr eure Vocals letztendlich in ein schlechtes Mikrofon einsingt. Und gute Kopfhörer zum Abhören und richtigen Abmischen gehören auch zur Grundausstattung.
Professionelle Studios setzen zumeist auf Großmembran-Kondensatormikrofone mit Nierencharakteristik, welche die Stimme sehr detailliert und druckvoll abbilden. Da diese Mikrofone aber gleichzeitig sehr empfindlich sind, empfiehlt sich die Kombination mit Mikrofonspinne, Stativ und Popschutz.
ACT DES MONATS
Da die Klangqualität vieler Studiolautsprecher maßgeblich von der Raumakustik und der richtigen Platzierung abhängt und ihr die Klangquelle größtenteils zur genauen Wahrnehmung des Instrumentals benötigt, empfiehlt sich auf geeignete Kopfhörer zu setzen. Hierbei solltet ihr stets geschlossene Kopfhörer verwenden, damit das Audiosignal am Ende nicht wieder in eurem Mikrofon ankommt.
Audio-Interace
Zwar gibt es heutzutage eine ganze Reihe an hochwertigen USB-Mikrofonen, solltet ihr euch stattdessen jedoch für ein analoges Mikrofon entscheiden, müssen die Aufnahmen zunächst vorverstärkt und in ein digitales Signal umgewandelt werden, um anschließend am Computer weiterbearbeitet werden zu können. Für Einsteiger sind hier bereits einfache, einkanalige Interfaces ausreichend, welche ab ca. 100€ erhältlich sind.
Dein gewähltes Interface sollte aber stets über einen Midi In/Out und Microphone/DI-Input verfügen.
Computer
Stand 2018 sind die meisten herkömmlichen PCs und Laptops für normale Gesangsaufnahmen völlig ausreichend. Um nicht zu kurzfristig zu denken, und in der Zukunft auch für Arbeitsschritte wie Mixing oder Mastering gut ausgestattet zu sein, sollte der jeweilige Rechner aber mindestens über einen Intel i5 Prozessor (oder vergleichbar), 8GB Arbeitsspeicher und bestenfalls eine SSD-Festplatte verfügen.
Bestenfalls sollte das Betriebssystem auch nicht auf der Festplatte laufen, auf der ihr eure Aufnahmen speichert.
Audio-Software / DAW
Für einfache Vocal-Aufnahmen sind Freeware-Tools wie Audacity zwar zunächst ausreichend, doch auch hier lohnt sich von Beginn an der Blick in die Zukunft. Vollwertige Digital-Audio-Workstations wie Cubase oder Studio One bieten einen weit größeren Funktionsumfang und wesentlich besseres Handling deiner Spuren und auführlichen Schnitt-Tools für alle Podcaster.
Wer in Zukunft also auf die Arbeit mit mehreren Spuren, Effekten und Mixing vorbereitet sein möchte, sollte von Anfang an zu einer professionellen DAW greifen. Oftmals sind diese Programme kostenlos oder günstig in einer abgespeckten Version erhältlich und können somit ausgiebig getestet werden, bevor man in die Vollversion investiert.
2. AUFNAHME
Mikrofonaufbau
Für den richtigen Aufbau deines Mikrofons gibt es einige Faustregeln zu beachten:
- Mikrofon auf Stativ so befestigen und ausrichten, dass die Membran auf Mundhöhe ist
- Popschutz so befestigen, dass ca. eine Handbreite Abstand zwischen Mikrofonkorb und Popschutz bleibt
- Abstand zwischen Mund und Popschutz sollt ebenfalls eine Handbreite groß sein
Trotz dieser Anhaltspunkte solltet ihr euch nicht zu sehr einschränken lassen. Probiert einfach frei herum und findet selbst heraus, mit welchem Abstand oder aus welcher Entfernung euer Mikrofon am besten klingt. Manchmal führen Einfälle, die zunächst sinnfrei erscheinen, am Ende zu einem ganz besonderen Soundbild.
Raumakustik
In der Raumakkustik besteht oftmals der größte Unterschied zwischen dem heimischen Bedroom-Studio und einem professionellen Musikstudio. Denn oftmals wird vergessen, dass auch das beste Mikrofon keine sauberen Aufnahmen liefern kann, wenn durch schlechte Akustik das Signal verloren geht. Aber keine Sorge, ihr müsst dennoch nicht den kompletten Raum mit Akustikplatten verkleiden.
Die Nierencharakteristik vieler Mikrofone sorgt dafür, dass insbesondere der Klang vor und neben dem Mikrofon eingefangen wird; die Rückseite wird stattdessen weitestgehend ausgeblendet. Somit können schon ein paar aufgehängte Decken, eine aufgestellte Matratze oder ein offener, befüllter Kleiderschrank dabei helfen, die Reflexion zu minimieren. Selbiges gilt natürlich auch für eine Podcast-Aufnahme am Schreibtisch.
DAW-Einstellungen
- Samplingrate: 44,1 kHz / Bitrate: 24 Bit
- Buffer Size in der DAW maximal 128 Samples
- Audio-Interface / USB-Mikrofon in den Eingangs-Einstellungen auswählen
- Instrumental importieren
- Neue Spur für Aufnahme erstellen und Mikrofon als Input anwählen
- Mikrofon richtig einpegeln, um Clipping zu vermeiden
- Lautstärkenverhältnis so anpassen, dass sowohl das Instrumental als auch die eigene Stimme gut auf den Kopfhörern zur Geltung kommen
3. NACHBEARBEITUNG
Solltet ihr mit eurer Aufnahme zufrieden sein, gibt es noch einige Tipps für die Nachbearbeitung, welche dabei helfen, die eigene Stimme druckvoller oder harmonischer mit dem jeweiligen Instrumental zu verbinden.
So hilft EQing (Equalizing) dabei, bestimmte Frequenzbereiche eurer Aufnahme zu bearbeiten und dadurch einzelne Aspekte besonders zu betonen oder zu reduzieren. Eine Erhöhung der hohen Mitten kann beispielsweise dabei helfen, die Sprachverständlichkeit deutlich zu erhöhen. Zusätzlich können sogenannte „Sibilanten“ – also auffällige Zischlaute – deutlich reduziert werden und es entsteht ein angenehmeres Klangbild.
Wer seiner Stimme hingegen mehr Wärme verschaffen will, hebt bei männlichen, tieferen Stimmen die Frequenz zwischen 100Hz und 150Hz, bei weiblichen, höheren Stimmen die Frequenz von 150Hz bis 200Hz etwas an.
Damit sich die Stimme auch gegen das jeweilige Instrumental durchsetzen kann, sollte zusätzlich eine grundlegende Dynamiknachbearbeitung vorgenommen werden. Hierbei sollen besonders laute und leise Stellen auf ein einheitliches Niveau gebracht werden, ohne der Stimme die Natürlichkeit zu nehmen. Ein Kompressor hilft dabei, die Pegelspitzen abzufangen und somit ein starkes, komprimiertes Stimmbild zu schaffen, welches druckvoll auf dem Instrumental zur Geltung kommt.
Da Themenbereiche wie EQing und Dynamikbearbeitung zwar wichtige Aspekte des Aufnahmeprozesses darstellen, an dieser Stelle aber den Rahmen sprengen würden, verweisen wir für einen detaillierteren Einblick gerne auf unseren Leitfaden zur richtigen Aufnahmen von Rap-Vocals. Dort hat Lukas Marx vom G7 Studio die wichtigsten Erkenntnisse seiner über zehnjährigen Erfahrung nochmals für euch zusammengefasst.