Auch auf ihrem mittlerweile zwölften Album sind Stereo Total immer noch très charmant…
Das Berliner Duo kann sich zwei Ausrufezeichen im Titel locker leisten, denn die beiden schweben inzwischen im eigenen schrägen unverwechselbaren Kosmos. „Ah! Quel Cinéma!“ bedeutet dabei so viel wie „Was für ein Theater“ und Sängerin Françoise Cactus kennt sich in dem Metier Sprachwitz und Songwriting ja bestens aus. Komplize Brezel Göring macht dazu wie jeher ordentlich Rabatz auf Flohmarkt-Keyboarden und Kinder-Instrumenten.
Diese Mischung macht Stereo Total zu einem uniquen Ereignis, das kurios und krude zugleich ist – sowohl in Sachen Sound als auch Lyrics. Es geht dabei zu lieblichen Vintage-Klängen um ernste Themen wie Selbstmord („Le Spleen“), Drogenmissbrauch („Methedrine“), Trauer („Dancing With A Memory“), Selbstüberschätzung („Brezel Says“ – das übermütig wie „Da Da Da“ beginnt) oder auch Wut („Hass-Satellit“).
Video: Hass-Satellit
Aufgenommen auf 8-Spur-Kassetten-Technik und mit einzigartigem Lo-Fi-Charme versehen, sind Stereo Total nun in ihrer eigenen Genre-Welt angekommen. Ähnlich wie Bands wie Stereolab, Throw That Beat In The Garbagecan oder Räuberhöhle oszillieren sie zwischen Anarchie und Albernheiten, zwischen hypnotischen wie hysterischem Klang und so bezaubert die Band nun seit über 25 Jahren verlässlich wie verschroben.
Video: Cinémascope
Und deshalb scheppert es auch immer weiter im Minimal-Wave-Trash-Electro-Kinderzimmer, egal ob zu Beginn als es noch kein Internet gab und wahrscheinlich auch in der Zukunft, wenn vielleicht das Internet irgendwann mal zusammenbrechen mag: Auf Selbstbaugitarren und Plastikbabyorgeln wird man immer noch Musik machen können. Zwar nicht jeder, aber Françoise & Brezel allemal!