Mit Rosenstolz schrieb sie deutsche Popgeschichte, nun ist Anna R., die Sängerin des erfolgreichen Duos, überraschend im Alter von 55 Jahren gestorben.
Wie ihr Umfeld am Montag bekanntgab, ist Anna R. (bürgerlich Andrea Neuenhofen) in Berlin verstorben. In einem Statement auf Instagram heißt es: „Das plötzliche, unerwartete Lebensende unserer Freundin und ‚König:in‘ schockiert und verwirrt uns zutiefst.“ Ihr Management bestätigte den Tod gegenüber dem rbb.
Mit Peter Plate gründete Anna R. 1991 das Duo Rosenstolz, das sich in den folgenden zwei Jahrzehnten zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Pop-Formationen entwickelte. Bundesweit bekannt wurde die Gruppe durch ihren knapp gescheiterten Versuch, beim Eurovision Song Contest teilzunehmen, wo sie sich knapp Guildo Horn geschlagen geben mussten.
Doch die Karriere von Rosenstolz nahm an Fahrt auf. Mit „Ja, ich will“ setzten sich Rosenstolz für die Homoehe ein und eroberten die queere Szene im Sturm. Von nun an ging es steil bergauf mit der Karriere des Duos.
Songs wie „Liebe ist alles“ oder „Ich bin ich (Wir sind wir)“ prägten eine Generation und fanden weit über die queere Szene hinaus ein extrem großes Publikum. Zwischen 2004 und 2011 landeten fünf Alben auf Platz eins der Charts.
Das Album „Das große Leben“ von 2006 wurde zum Meilenstein und hielt sich über zwei Jahre in den Charts. Nicht ganz unschuldig waren Rosenstolz allerdings auch am großen Comeback des deutschen Schlager: Anna R. und Peter Plate machten kitschige Liebeslieder in deutscher Sprache wieder salonfähig und die TV-Sender sprangen nur zu gern auf diesen Zug auf. Der Erfolg von Helene Fischer wäre ohne Rosenstolz vermutlich gar nicht möglich gewesen.
Nach einer kreativen Pause ab 2012 verfolgte Anna R. eigene Wege, veröffentlichte zwei Alben mit der Band Gleis 8 und wirkte auch bei Silly mit. Solo war sie weiterhin regelmäßig live unterwegs. Für den Herbst 2025 waren neue Konzerte angekündigt, doch dazu wird es nun nicht mehr kommen.
Anna R. wurde in Ost-Berlin geboren und war bereits zu DDR-Zeiten musikalisch aktiv. Als Chemielaborantin ausgebildet, widmete sie sich bald ganz der Musik. Ihr Zusammentreffen mit Peter Plate markierte den Beginn einer einzigartigen Karriere, die vor allem durch emotionale, kraftvolle Songs geprägt war, die Nähe und Haltung zugleich ausstrahlten.
Die deutsche Musikszene verliert mit Anna R. eine prägende Stimme und eine starke Persönlichkeit, die über Jahrzehnte hinweg mit Mut, Haltung und Herz begeistern konnte.
Ihr langjähriger musikalischer Partner Peter Plate, der inzwischen das Berliner Theater des Westens betreibt und dafür regelmäßig Musicals komponiert, äußerte sich bestürzt via Instagram:
Meine liebste AnNa,
ich werde unseren ersten gemeinsamen Abend niemals vergessen. Wir tranken Schaumwein, du erzähltest mir, du wolltest Jazzsängerin werden, und ich wollte Popmusik machen. Noch in derselben Nacht gingen wir zu mir und nahmen einen Song auf – ich war hingerissen von deiner Stimme, von deiner Art zu singen, von deiner Gabe, jedes unserer Lieder in die schönsten Farben zu hüllen.
Wir haben uns immer als Geschwister gesehen. Was für fantastische Zeiten wir hatten! Wir haben so viel gelacht, auch geweint. Wir hielten uns fest und ließen uns los, als es an der Zeit war.
Erst vor zwei Wochen habe ich dir geschrieben, dir zu deinem neuen Job als Poetikdozentin gratuliert – und mich von Herzen mit dir gefreut. Das hättest du großartig gemacht! Überhaupt warst du voller Vorfreude auf alles, was kommen sollte. Vielleicht ist das ein kleiner Trost.
AnNa, du wirst mir so fehlen. Mein ganzes Leben, meine Jahre in Berlin – all das war mit dir verbunden. Rosenstolz war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Rosenstolz, das waren du und ich. Und jetzt bist du nicht mehr da.
Ich werde dich jede Sekunde vermissen.
Danke für alles. Ich hoffe, du sitzt irgendwo auf einer Berliner Wolke – und es geht dir gut.Dein Peter xxx
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