Zum Inhalt springen

Rammstein – RAMMSTEIN (Album)

Es gibt ein neues Rammstein-Album. Das wäre als Sechs-Wort-Rezension im Grunde schon alles, was man wissen muss. Oder am Ende wohl auch: sagen kann. Denn wer Erwartungen an Rammstein hat, wird hier wieder einmal mindestens solide und gelegentlich exzellent abgefertigt.

Video: Rammstein – Deutschland

Kontroverse, Viervierteltakt, Stumpfsinn, Feinsinn, Provoromantik, Rufgesang, rollendes R, Synthbreaks, Monster-, Scooter-, Rammsteinriff. Kaufen Sie gern, greifen Sie zu, lehnen Sie ab, regen Sie sich auf, ignorieren oder feiern oder verachten Sie.

Ja, Gitarrist Richard Kruspe formulierte im RAMMSTEIN-Vorfeld einst den Anspruch, mit RAMMSTEIN der Musik gegenüber der Show wieder mehr Bedeutung zu geben. Dieses Klassenziel wurde klar verfehlt: die Arrangements auf Feuersäule optimiert, die Hooks aufs Stadion-Unisono, Till Lindemann ganz und gar Theatermann der groben Gesten in den üblichen Rammsteinrollen – das gebrochene Kind, der gierige Voyeur, der leidende Poet, der Paria, das Böse, der Hohepriester, der Ficker.

RAMMSTEIN ist Rammstein ist Rammstein. Siehe oben. Bedeutet damals, heute, immer: ein bollernder, marschierender, flammender Referenzbatzen, in dem Effizienzkalkül und Bauernschläue, Theatralik und Albernheit, Pop und Doom und Gloss und Dreck, Megabudget und billiger Scherz, Feierei und Poesiealbum, Faustindieluft und Fingerindieohren absolut austauschbar und einunddasselbe werden.

Ganz in diesem Sinne eröffneten Rammstein ihre flammenden Festivalshows 2016 mit dem bislang unveröffentlicht bleibenden „Ramm4“ – sein Text ein Zitatreigen aus der Bandgeschichte, sein Refrain die Essenz der Band auf den Punkt gebracht: „Ja! Nein! Rammstein!“ Und tatsächlich wäre das auch die noch kürzere und doch treffende Version jeder RAMMSTEIN-Rezension.

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Denn so halbgar das zur Positionierung verklärte „Deutschland“, so fast anrührend persönlich der Biografie-Rückgriff „Radio“, so spannend die Chor-Riff-Reibung von „Zeig Dich“, so bizarr die NSFW-Puhdys-Hommage „Sex“, so verkrampft die Geschichte und so gewaltig der Ausbruch von „Puppe“, so müde „Hallomann“ als Aufguss des Schokoladenonkelmotivs zum Abschluss, so egal, ärgerlich, witzig, zu viel, voll okay Lindemanns Worte – alles wird eins, alles wird Rammstein, alles wird RAMMSTEIN.

Es gibt ein neues Rammstein-Album.

Rammstein – Radio

Tracklist:

1. Deutschland
2. Radio
3. Zeig Dich
4. Ausländer
5. Sex
6. Puppe
7. Was Ich Liebe
8. Diamant
9. Weit Weg
10. Tattoo
11. Hallomann