David Gilmour und Nick Mason lassen keinen Zweifel: „The Endless River“ wird das letzte Album von Pink Floyd sein. Es ist der Nachhall einer großen Karriere.
Als neulich der einzige nicht-instrumentale Song von „The Endless River“ im Netz auftauchte, war es wie eine Art Heimkehr. „Louder Than Words“, der letzte Song des neuen Albums, gehört mit zum Besten, was Pink Floyd in der Zeit nach dem Ausstieg von Roger Waters geschrieben haben. Es beinhaltet alles, wofür Pink Floyd geliebt (oder auch gehasst) wurden: Großes Songwriting, große Gefühle, große Gitarrensoli und ein Gespür für epische Momente.
Das inzwischen inflationär genutzte Wort „epic“ sollte künftig für die Musik von Pink Floyd reserviert bleiben, denn was sie im Lauf ihrer bald 47 Jahre andauernden Karriere geschafft haben, lässt kein anderes Wort zu.
Natürlich gibt es viele, die behaupten, dass die Band seit dem Ausstieg des visionären Masterminds Roger Waters nicht mehr diesselbe sei. Natürlich ist sie das nicht. Mit ihrem Bassisten hat die Band zweifellos auch ihre Erdung und vielleicht auch die bandinterne Spannung verloren.
Jetzt ist mit Nick Mason das letzte Gründungsmitglied dabei und mit David Gilmour der prägende Kopf der Spätphase von Pink Floyd. Und damit ist es an der Zeit aufzuhören, wie beide immer wieder betonen. Auch eine Tour werde es nicht geben.
„The Endless River“ erscheint nun als eine Art Nachruf auf den 2008 verstorbenen Keyboarder Rick Wright, der noch tonnenweise Material hinterlassen hatte, das die beiden nun für dieses Album gesichtet und neu bearbeitet und in Erinnerung geschwelgt haben. Und es ist gleichzeitig ein Nachruf auf die Band Pink Floyd, auf die verschiedenen Phasen ihres Schaffens von den Anfängen als Psychedelic Rockband bis zu ihren Jahren als größter Stadionact des Planeten. Es ist eine „Best Of“ geworden, zwar ohne die bekannten Songs, aber dafür mit den sehr bekannten Zutaten und zahlreichen Zitaten aus der eigenen, fast 50-jährigen Bandgeschichte. Dass der endlose Fluss mitunter etwas seicht und ziellos vor sich hinplätschert, in Teilen sogar schlimm verschmockt daher kommt, werden eingefleischte Fans angesichts des neuen Lebenszeichens der alten Helden verzeihen.
ACT DES MONATS
Mehr kann und darf man einfach nicht erwarten, die Zeit lässt sich nicht zurück drehen und angesichts des Werks (und des Alters) der britischen Band ist sicher kein neuer Meilenstein oder musikalisch überraschender Neuanfang mehr zu erwarten, aber doch ein würdiger Abschied. Und der allerletzte, monumentale Song „Louder Than Words“ ist definitiv ein würdiger Abschluss ihres einmaligen Gesamtwerks, der einem mit überwältigendem Chor, klagendem Gitarrensolo und großem Finale eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
„The Endless River“ von Pink Floyd erschien am 7. November 2014.