Nach sieben Jahren haben Pearl Jam mit „Gigaton“ endlich mal wieder ein neues Album veröffentlicht. Während die erste Single „Dance Of The Clairvoyants“ stark an die frühen 80er erinnerte, bietet der Rest nun doch recht klassische Rock-Kost.
„Gigaton“ ist das elfte Pearl-Jam-Studioalbum, mit dem sich die Band der ersten Auskopplung nach neu erfinden wollte. „Dance Of The Clairvoyants“ ist inspiriert vom kühlen New Wave der frühen 80er-Jahre und klingt dank der Stimme von Eddie Vedder im Refrain dann doch wieder zu 100 Prozent wie Pearl Jam. Letzteres gilt auch für den Rest des Werks.
Pearl Jam – Dance Of The Clairvoyants
Pearl Jam gehörten neben Bands wie Soundgarden, Mother Love Bone und Alice in Chains zu den Wegbereitern des Grunge Anfang der 1990er-Jahre. Eine Rolle, die seinerzeit und für die Entwicklung der Rockmusik wichtig war, der sie aber auch nach dem Ende der Ära nie entwachsen sind. Das gelingt ihnen auch mit „Gigaton“ nicht. Für altgediente Pearl-Jam-Fans ist das vermutlich schon mal eine gute Nachricht.
„Dieses Album zu machen war eine lange Reise. Es war emotional dunkel und manchmal verwirrend, aber auch ein aufregender und experimenteller Fahrplan zur musikalischen Erlösung“, so Gitarrist Mike McCready über den Entstehungsprozess. „Die Zusammenarbeit mit meinen Bandkollegen auf ‚Gigaton‘ gab mir schließlich mehr Liebe, Bewusstsein und Wissen über die Notwendigkeit menschlicher Verbindung in diesen Zeiten.“
Besser könnte einen Longplayer also thematisch schon mal nicht in diese schwierigen Zeiten mitten in der Corona-Krise passen. Schließlich geht es gerade jetzt um Solidarität und Nächstenliebe.
Musikalisch ist die Single das einzige Experiment, das die Band von Eddie Vedder mit Produzent Josh Evans – er arbeitete schon für Soundgarden und Chris Cornell – eingeht. Ansonsten sind Stücke wie „Who Ever Said“, „Comes Then Goes“ und „Quick Escape“ schon eher klassische Pearl-Jam-Songs mit gelegentlichen Reminiszenzen an Rockbands, die noch älter sind als sie selbst. Und bei Nummern wie „Alright“ und „Seven O’Clock“ zeigt sich einmal mehr Vedders Talent für Balladen.
Pearl Jam – Quick Escape
Damit fügt sich „Gigaton“ ins Gesamtwerk der Band aus Seattle gut ein, ohne für echte Überraschungen zu sorgen. Vielmehr setzt man auf Rock-Klischees und gute, alte Tradition, die an der einen oder anderen Stelle doch etwas überholt wirkt. Ob man das persönlich jetzt gut findet, weil man es mag, dass einige Dinge in diesen unsteten Zeiten so bleiben, wie sie immer waren, liegt dann eben an jedem selbst.