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OY mit faszinierendem Comeback (Video)

  • Rubrik: News

OY kehren mit der ersten neuen Single seit vier Jahren zurück. „Place des Clichés“ löst Vorurteile mit schwebend-sphärischem Avant-Space-Pop auf.

OY – Place des Clichés

OY sind nicht etwa zurück, sondern bleiben in Bewegung. Seit über einem Jahrzehnt bereisen Sängerin Joy Frempong und Drummer und Produzent Marcel Blatti verschiedene musikalische Welten und machten dabei zuletzt auf dem renommierten Label Crammed Discs Halt. Die Route durch avancierten Pop und Soul hier, eingängige Avantgarde-Klänge dort und ebenso atmosphärischen wie inhaltsbetonten Spoken-Word-Stücke ebneten Ikonen wie Sun Ra und vom Wegesrand winkten Janelle Monaés Erz-Androiden, doch legte sich das Duo thematisch wie musikalisch nie auf nur eine Richtung fest.

Im Jahr 2014 brachten OY auf „No Problem Saloon“ Field Recordings aus verschiedenen afrikanischen Ländern in ihre Songs ein und brachen zwei Jahre später für das Konzeptalbum „Space Diaspora“ in noch ganz andere Sphären auf, bevor sie für das Buchprojekt „Notes from Outer Space“ mit begleitendem Soundtrack schon wieder ins nächste Medium überwechselten. Auch OYs erste Single seit vier Jahren ist dementsprechend weniger als Comeback denn als Wegbeschreibung zu verstehen: Von hier aus geht es weiter, einem neuen Album entgegen.

Zum Ausgangspunkt wird mit dem „Place des Clichés“ ein Ort, an dem die Perspektiven eingeengt sind: „Sur la Place des Clichés / tu ne vois pas qui je suis / tu entends seulement le bruit“ („Auf dem Place des Clichés / siehst du nicht, wer ich bin / hörst du nur den Lärm“), singt Frempong. In diesen drei Zeilen allein umreißt sie damit gesellschaftlich tief verankerte Phobien, Fremdzuschreibungen und Festsetzungen, die für die Musik des Duos niemals Hürden und stattdessen Sprungbretter darstellen: Was schwer wiegt, wird leichtfüßig hinterfragt und so verhärtete Betrachtungsweisen mit einem sanften Augenzwinkern gekontert.

Das Stück bringt die Ausgrenzungserfahrung von als fremd gelesenen und nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechenden Menschen zum Ausdruck und löst sie zugleich aber in nahbaren Melodien auf, verzichtet auf einen Beat und lädt über die Distanz doch zum Tanzen ein – aus nächster Nähe betrachtet erscheinen all die vermeintlich unüberbrückbaren Unterschiede nebensächlich. Frempong fordert dazu auf, den eigenen von Vorurteilen gelenkten Blick wahrzunehmen und das Gegenüber als gleichwertiges Individuum zu betrachten.

„Place des Clichés“ berichtet von beklemmenden Situationen und setzt eine Offenheit und Weite entgegen, die nicht nur eine musikalische ist. Wie schon so oft zuvor bieten OY eine neue Perspektive auf festgefahrene Strukturen an, um sie zu überkommen. Und ja, das ist durchaus als Einladung zu verstehen, sie auf ihrer weiteren Reise zu begleiten – ob nun mit dem kommenden Album auf dem Kopfhörer oder, noch besser, live vor der Bühne mit anderen Menschen, die alle Klischees in Grund und Boden tanzen wollen.

Act des Monats: Leoniden

 

 


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