Mit den Off Days hat Berlin ein neues Festivalformat erlebt, das in die Hauptstadt zurückkehrte und sofort begeisterte. Zwei Tage, jeweils mit drei gleichwertigen Headlinern, boten Musikliebhabern die Möglichkeit, in kurzer Zeit ein Line-up der Extraklasse zu erleben. Was sich wie ein Experiment anfühlte, entpuppte sich schnell als echter Gewinn für die Festivalszene.
Am ersten Abend in Berlin eröffnete Peaches mit ihrer unvergleichlichen Performance das Event. Mit fünf Tänzern, provokanten Outfits und feministisch-queeren Texten machte sie schnell klar, warum sie seit Jahren zu den schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Musikszene gehört. Ihr Auftritt gipfelte im Dance-Hit „Fuck The Pain Away“, der das Publikum in Ekstase versetzte und für einen ersten Höhepunkt sorgte.
Beth Ditto, die als Sängerin von Gossip längst selbst eine Ikone ist, folgte auf Peaches und zeigte sich von deren Performance sichtlich beeindruckt. In launigen Ansagen outete sie sich als Peaches-Fangirl der ersten Stunde und lieferte mit ihrer Band eine kraftvolle, humorvolle Show ab, die nicht nur ihre stimmlichen Qualitäten, sondern auch ihre sympathische Bühnenpräsenz unter Beweis stellte. Die Zitadelle Spandau war erfüllt von guter Laune und einem Hauch von Nostalgie, als die ersten Takte von „Standing in the Way of Control“ erklangen.
Den Abschluss des Abends übernahm Róisín Murphy, die mit einem Mix aus Charisma, stimmlicher Brillanz und einem kaleidoskopartigen Live-Spektakel glänzte. Ihre zahlreichen Kostümwechsel und der perfekt abgemischte Sound machten ihre Show zu einem audiovisuellen Erlebnis, das den ersten Tag der Off Days unvergesslich machte. Von ihrer Krankheit, an der sie seit einiger Zeit laboriert, war bei den Off Days nichts zu spüren. Ein perfekter Abschluss eines perfekten ersten Tags.
Das Format der Off Days ist ein Glücksgriff für Berlin und Hamburg. Gerade in Städten, in denen mehrtägige Festivals logistisch kaum umsetzbar sind, bietet dieses Mini-Festival die perfekte Gelegenheit, gleich mehrere Lieblingsacts an einem Abend bei entspannter Athmosphäre zu erleben. Trotz der hochkarätigen Besetzung blieb der große Ansturm aus, was dazu führte, dass das Event in Berlin von der Wuhlheide in die kleinere Zitadelle Spandau verlegt wurde. Ein Glück einerseits, weil man die großartigen Künstlerinnen aus nächster Nähe sehen konnte und auch ein bisschen Platz zum Tanzen hatte, aber auch schade, denn die gebotene musikalische Qualität hätte mindestens so viel Zuspruch verdient wie Adele oder Taylor Swift. Die fairen Ticketpreise ab 70 Euro für drei Top-Acts an einem Abend stellten ein zusätzliches Argument dar, das viele vielleicht erst in nächsten Jahren erkennen werden.
Der zweite Tag versprach mit dem You-Tube-Star Marc Rebillet, dem gefeierten US-Produzenten Flying Lotus und der britische Rap-Newcomerin ENNY eine andere musikalische Ausrichtung, die das innovative Konzept des Festivals unterstrich. Am Ende der beiden Tage stand die verheißungsvolle Nachricht „See you next year“. Ein Versprechen, dem man nur zustimmen kann: Die Off Days haben das Potenzial, eine feste Größe im Festivalkalender der beiden Großstädte zu werden – kompakt, intensiv und ohne die lästigen Begleiterscheinungen eines Festivals.
Line Up:
20.08. Berlin: Roisin Murphy, Gossip, Peaches
21.08. Berlin: Marc Rebillet, Flying Lotus, ENNY
20.08. Hamburg: Marc Rebillet, Flying Lotus
21.08. Hamburg: Roisin Murphy, Peaches