Neil Young hat gefordert, dass seine Musik von Spotify entfernt wird, weil der populäre US-Podcaster Joe Rogan im Streaming-Dienst falsche Informationen über Impfstoffe verbreite. „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.“
In einem offenen Brief, der auf seiner Website veröffentlicht und später wieder entfernt wurde, schrieb Young: „Ich tue dies, weil Spotify fake News über Impfstoffe verbreitet – was möglicherweise den Tod von Menschen verursacht, die den Desinformation glauben. Bitte handeln Sie noch heute und halten Sie mich über den Zeitplan auf dem Laufenden.“
Young gab an, dass seine Entscheidung von The Joe Rogan Experience motiviert war, dem derzeit beliebtesten Podcast von Spotify und einem der größten der Welt. Rogan unterzeichnete 2020 einen Vertrag über 100 Millionen US-Dollar, der Spotify die exklusiven Rechte an der Show einräumte.
„Mit geschätzten 11 Millionen Zuhörern pro Folge ist der Podcast von Joe Rogan, der exklusiv auf Spotify gehostet wird, der weltweit größte und hat enormen Einfluss. Spotify hat die Verantwortung, die Verbreitung von Fehlinformationen auf seiner Plattform einzudämmen. Ich möchte, dass Sie Spotify HEUTE mitteilen, dass ich meine gesamte Musik von ihrer Plattform entfernen möchte… sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.“
Im vergangenen Monat unterzeichneten 270 Ärzte, Wissenschaftler und Mitarbeiter im Gesundheitssystem einen offenen Brief, in dem sie Spotify aufforderten, eine Richtlinie umzusetzen, um die Verbreitung von Fehlinformationen in Bezug auf die Covid-19-Pandemie zu verhindern.
Der Brief zitierte eine Episode, in der Rogan Robert Malone interviewte, einen Virologen, der an der Entwicklung der mRNA-Impfstofftechnologie beteiligt war. Unter anderem behauptete er darin, dass Krankenhäuser finanziell ermutigt würden, Todesfälle als durch Covid-19 verursacht zu diagnostizieren
ACT DES MONATS
Malone behauptete darüber hinaus, dass führende Politiker der Welt die Öffentlichkeit hypnotisiert hätten, um die Pharmaindustrie zu unterstützen. Malone ging sogar soweit die Corona-Politik mit dem Holocaust zu vergleichen.
Die Studioalben von Neil Young sind inzwischen auf Spotify verschwunden. Spotify kommentierte die Löschung in einer Pressemitteilung so:
„Spotify möchte, dass alle Musik- und Audioinhalte der Welt für unsere Hörer*innen verfügbar sind. Das bringt eine große Verantwortung mit sich, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht zwischen der Sicherheit der Hörer*innen und der Freiheit der Creator*innen herzustellen.“ Man habe mehr als 20.000 Podcast Folgen mit fragwürdigen Inhalten zu Corona entfernt. Allerdings gilt das anscheinend nicht für die Podcaster mit großer Reichweite. „Wir bedauern Neils Entscheidung, seine Musik von Spotify zu entfernen, hoffen aber, ihn bald wieder begrüßen zu können“, zitiert Zeit.de die Pressemitteilung. Man setzt also auf Zeit und darauf, dass man an Spotify als unumstrittener Marktführer im Streamingbereich als Künstler nicht vorbei kommt.
Viele Kollegen unterstützten das konsequente Handeln von Young, seine alte Weggefährtin Joni Mitchell schloss sich ihm nun an und möchte ihrerseits auch ihre Musik auf Spotify entfernen und verzichtet damit auf über 60 Prozent ihrer Streaming-Einnahmen.
„I stand by Neil Young! I’ve decided to remove all my music from Spotify. Irresponsible people are spreading lies that are costing people their lives. I stand in solidarity with Neil Young and the global scientific and medical communities on this issue.“ —Joni Mitchell
Ihr gleich tut es nun Nils Lofgren und die Band Belly, die auf ihrem Spotify Profil das Banner „DELETE SPOTIFY“ platziert hat, da es Probleme bei der Löschung ihres Accounts gab.
Ob weitere etablierte Künstler folgen ist derzeit noch nicht abzusehen. Vermutlich keine, die ihren Lebensunterhalt von Streamingeinnahmen bestreiten müssen. Youngs langjähriger Weggefährte David Crosby ließ bereits verlauten, er sei stolz auf ihn.
In letzter Zeit hatte sich Spotify-Chef Daniel Ek auch durch eine Investition in einen Rüstungskonzern unbeliebt gemacht in der Musikwelt. Außerdem mahnen weiterhin zig-Tausende Künstler eine faire Bezahlung von Spotify an. Das alles ergibt das Bild, dass sich Spotify nicht groß für Musik interessiert. Und da wohl deutlich mehr Menschen den Podcast von Rogan hören als die Musik der politisch sensiblen 68er-Ikonen wird sich das auch nicht ändern.