Musik Streaming hat Tonträger und Downloads abgelöst. Für eine überschaubare monatliche Pauschale haben Musikfans Zugriff auf Millionen Alben und Songs. Hier die wichtigsten Musik-Streaming-Anbieter und deren Marktanteile im Schnellvergleich.
Über 85% des Umsatzes mit Musik wird 2024 über Streaming erzielt. Tonträger sind auf 15% geschrumpft. Spotify dominiert das Musikstreaming in Deutschland mit großem Abstand vor Amazon und Youtube. Das sorgt allerdings auch für zunehmende Kritik.
Mehr Infografiken finden Sie bei StatistaDer Streamingdienst Spotify steht als Quasi-Monopolist im Musikmarkt zunehmend in der Kritik, vor allem von Künstler:innen und bewussten Hörer:innen.
Niedrige Vergütung für Künstler:innen:
Spotify zahlt pro Stream nur Bruchteile von Cent, wodurch viele Musiker:innen Schwierigkeiten haben, von ihrer Kunst zu leben. Insbesondere unabhängige Künstler:innen fühlen sich benachteiligt, da sie kaum Einnahmen generieren können, selbst wenn ihre Musik häufig gespielt wird.
Fokus auf Major-Labels:
Spotify wird oft vorgeworfen, Künstler:innen großer Plattenfirmen zu bevorzugen. Diese erhalten nicht nur eine größere Sichtbarkeit auf kuratierten Playlists, sondern profitieren auch von besseren Deals, die unabhängigen Künstler:innen nicht zur Verfügung stehen.
Algorithmische Monokultur:
Die Empfehlungssysteme von Spotify, die stark auf Algorithmen basieren, fördern oft Mainstream-Tracks und blockieren so die Vielfalt. Viele Nutzer:innen kritisieren, dass sie ständig ähnliche Vorschläge erhalten und echte Entdeckungen seltener werden.
KI-Musik in Playlisten:
Insider werfen Spotify vor, immer mehr KI-Musik in seine Playlists zu platzieren, um die Lizenzeinnahmen selbst einzustreichen. Diese Vorgehensweise ist ein direkter Angriff auf die vielen Millionen Künstler auf Spotify.
Exklusive Inhalte und Podcast-Fokus:
Der Ausbau von exklusiven Podcasts, wie die Deals mit Joe Rogan oder Meghan Markle, sorgt für Unmut bei Musikfans. Sie kritisieren, dass Spotify zunehmend ein Podcast-Unternehmen wird und Musik in den Hintergrund tritt. Podcasts, die nicht von Spotify sind, werden auf der Plattform quasi versteckt, genauso wie Playlisten, die nicht von Spotify erstellt werden.
Preiserhöhungen:
Im Jahr 2024 hat Spotify erneut die Preise für Premium-Abos erhöht, ohne spürbare Verbesserungen am Angebot. Gleichzeitig bleibt die kostenlose Version durch Werbung und begrenzte Funktionen unattraktiv.
Umwelt- und Sozialbewusstsein:
Spotify wurde auch dafür kritisiert, nicht genug zur Förderung nachhaltiger Musikproduktion oder sozialer Gerechtigkeit beizutragen. Trotz Milliardenumsätzen investiert das Unternehmen wenig in Projekte, die der Musikszene zugutekommen könnten.
Die Kritik an Spotify wächst, vor allem, weil Nutzer:innen das Gefühl haben, dass der Dienst sich immer weiter von seinem ursprünglichen Ziel entfernt: Musik zugänglicher zu machen und Künstler:innen fair zu unterstützen.
Alternativen zu Spotify im Überblick
Es gibt viele Alternativen zu Spotify, auch solche, die Künstler besser entlohnen. Diese sind in der Regel allerdings auch etwas teurer.
In der folgenden Tabelle zeigen wir die wichtigsten Streaming-Anbieter und die monatlichen Abo-Preise für Einzelpersonen, Familien oder Studierende.
Vergleichstabelle der Musik-Streaming-Dienste
Anbieter | Anzahl Songs | Preis pro Monat | Klangqualität | Besondere Features |
---|---|---|---|---|
Apple Music | Über 100 Mio. | 10,99 € | Hoch | Exklusive Inhalte, Live-Radiosender |
Amazon Music Unlimited | Über 100 Mio. | 9,99 € (Prime) | Hoch | Alexa-Integration |
Deezer | 120 Mio. | 10,99 € | Hoch | Personalisierte Empfehlungen |
Tidal | Über 90 Mio. | 9,99 € (HiFi) | Verlustfrei, Hi-Res | Musikvideos, hohe Klangqualität |
YouTube Music | Über 80 Mio. | 9,99 € | Mittel | Integration von Musikvideos |
Qobuz | Über 80 Mio. | 14,99 € | Hi-Res | Hi-Res-Audio, Albumrezensionen |
Napster | Über 110 Mio. | 10,99 € | Mittel | Hörbücher, benutzerfreundlich |
Die hier dargestellten Preise und Angebote gelten zum Stand 2024 und bieten einen direkten Vergleich der verschiedenen Abonnementmodelle. Die Dienste bieten in der Regel eine kostenlose Testphase an, bevor das kostenpflichtige Abonnement beginnt.
1. Spotify
Der Musik-Streaming-Dienst Spotify ist ab 2006 als legale Alternative zu Tauschbörsen in Schweden entwickelt worden und ist heute in vielen Ländern, einschließlich Deutschland der unangefochtene Marktführer. Das Prinzip ist überall gleich: wer kostenlos Musik hören möchte, muss Werbung in Kauf nehmen. Der werbefreie, unlimitierte Zugang auf fast allen Betriebssystemen und Smartphones kostet 10 Euro im Monat. Spotify ermöglichte zudem als erster Anbieter auch den Musik Download: ohne Aufpreis kann man alle Songs auch offline speichern.
Mit Premium Family kann Spotify allerdings auch deutlich günstiger genutzt werden. Mit dem Sammelabo können bis zu sechs Leute eines Haushalts für insgesamt nur 14,99 Euro werbefrei Musik streamen.
Preise:
- Standard: 9,99 €
- Premium Family: 14,99 € für bis zu sechs Personen)
2. Apple Music
Nachdem Apple (zu) lange auf Downloads als Format für Musik gesetzt hatte, kaufte Apple im Jahr 2014 die Firma Beats und dessen Musik-Streaming-Katalog. Unter dem neuen Namen Apple Music macht Apple nun Spotify Konkurrenz. Aber die Unterschiede zur Konkurrenz sind nicht besonders groß: ein Radiosender Beats One und das Musik-Netzwerk Connect, über das Künstler ihre neuen Releases promoten können, sind nicht gerade neue Erfindungen.
Preise (monatlich):
- Standard: 10,99 €
- Student: 4,99 €
- Family: 16,99 € (für bis zu sechs Personen)
3. Amazon Music Unlimited
Wenn es um Musik Streaming geht, darf natürlich Amazon nicht fehlen. Für 69 Euro im Jahr können Kunden nicht nur Musik, sondern auch Videos, Filme und Serien streamen. Weitere Vorteile: kostenloser Versand bei Amazon-Bestellungen und eine Leihbücherei für den Kindle-Reader sind ebenfalls inklusive. Ein Manko: so richtig sexy ist die App von Amazon im Vergleich zu Spotify oder Apple bisher nicht, dafür ist sie unschlagbar günstig.
Preise (monatlich):
- Standard: 9,99 €
- Familien: 16.99 €
4. Youtube Music
Verrückt wäre es, wenn nicht auch Google seine Finger im Spiel um die Vorherschaft im Streaming-Sektor hätte. Ähnlich wie auch Apple Music ist Youtube Music (früher: Google Play) in jedem Android Gerät als Bestandteil des Betriebssystems mitgeliefert. In der kostenlosen Variante dient es lediglich als Online-Speicher von eigenen Titel, um über das Google-Konto geräteunabhängig die eigene Musik hören zu können. Im Abo für 10 Euro im Monat bekommt der Nutzer dann die volle Palette der Streamingangebote: 35 Millionen Songs, kuratierte Radiostationen und einen entsprechenden Offline-Modus.
Preise (monatlich):
- Standard: 9,99 €
- Familien: 14.99 €
7. Tidal
Der Streaminganbieter wirbt neben einem Standard-Streamingangebot mit sogenanntem „lossless“ Streaming (Abo: 20 Euro).
User können den Streaming Anbieter 90 Tage kostenlos ausprobieren und müssen sich dann entscheiden, ob sie eines der beiden kostenpflichtigen Pakete buchen (10 bzw. 20 Euro) oder das Abo wieder abbestellen möchten. Tidal bietet als einer der ersten Streaming Dienste mit Tidal Hifi lossless Streaming in CD-Qualität an, was mit 20 Euro im Monat aber auch seinen Preis hat.
Preise (monatlich):
- Standard: 10,99 €
- HiFi (lossless Streaming): 19,99 €
8. Qobuz
Qobuz spezialisiert sich auf Hi-Res-Audio und bietet eine umfangreiche Sammlung von Alben in hoher Qualität. Der Dienst richtet sich an Musikliebhaber, die Wert auf exzellente Klangqualität legen. Außerdem gibt es eine echte Musikredaktion, die nicht nur Hits zusammenstellt, sondern echte Musikempfehlungen ausspricht. Allerdings ist das Abonnement teurer, und die Benutzeroberfläche könnte benutzerfreundlicher sein. Dennoch unser Tipp für wahre Musikfans, da auch die Auszahlungen an Künstler signifikant höher sind als bei Spotify oder Amazon.
- Solo: 14,99 € pro Monat; bei jährlicher Zahlung 12,49 € pro Monat.
- Duo: 19,99 € pro Monat; bei jährlicher Zahlung 17,49 € pro Monat.
- Family: 24,99 € pro Monat; bei jährlicher Zahlung 20,83 € pro Monat.
- Student: 5,99 € pro Monat.
Die Kritik am Musik Streaming
Die Kritik an Musikstreaming-Diensten hinsichtlich der Bezahlung von Musikern und Künstlern ist ein immer wiederkehrendes Thema in der Musikindustrie. Viele Kritiker argumentieren, dass die Streaming-Modelle, obwohl sie für Nutzer zugänglich und bequem sind, die Künstler oft nicht fair entlohnen. Die Kernproblematik liegt darin, dass die Vergütung pro Stream extrem niedrig ist, oft nur Bruchteile eines Cents. Dies bedeutet, dass selbst Millionen von Streams nicht notwendigerweise eine bedeutende Einnahmequelle für Künstler darstellen, insbesondere wenn sie ihre Rechte mit Labels und Produzenten teilen müssen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das vorherrschende „Pro-Rata“-Zahlungssystem, das bei den meisten großen Streaming-Plattformen angewendet wird. Bei diesem System wird das gesamte Einkommen aus den Abonnements gesammelt und dann basierend auf dem Anteil der Gesamtstreams auf alle Künstler verteilt. Dies bevorzugt populäre Künstler und Hits, während kleinere, unabhängige Musiker und Nischen-Genres oft nur einen kleinen Bruchteil dieser Einnahmen sehen, auch wenn sie eine engagierte Fanbasis haben. Das führt zu einer ungleichen Verteilung der Einnahmen, die etablierte Künstler bevorzugt und kleinere Künstler benachteiligt.
Nur große und bekannte Künstler profitieren vom Streaming
Einige Künstler und Industriebeobachter fordern ein „User-Centric“-Zahlungsmodell, bei dem die Einnahmen direkt auf der Basis dessen verteilt werden, was ein einzelner Nutzer hört. Dies würde bedeuten, dass die Abogebühren eines Hörers direkt an die Künstler gehen, die er tatsächlich hört, was zu einer gerechteren Entlohnung führen könnte. Als einziger Anbieter geht Tidal einen anderen Weg und bezahlt die Künstler pro Stream, allerdings ist der Anbieter im Vergleich zu Spotify, Amazon oder Apple vergleichsweise klein, sodass am Ende auch nicht viel mehr Geld bei den Künstlern ankommt.
Die Debatte um die Bezahlung von Musikern durch Streaming-Dienste ist eng mit Fragen der Transparenz, der Vertragsbedingungen und der Marktmacht großer Plattformen verbunden. Während diese Dienste zweifellos die Art und Weise, wie Menschen Musik konsumieren, revolutioniert haben, bleibt die Herausforderung, ein Modell zu finden, das sowohl für Konsumenten als auch für Schöpfer nachhaltig ist.
Wer „seine“ Künstler wirklich unterstützen möchte, sollte auf Konzerte gehen, dort Platten und Merch kaufen und somit dafür sorgen, dass sie von ihrer Musik leben können. Das gelingt immer weniger Künstlern im Streaming-Zeitalter und das ist ein Problem, weil uns dadurch viel Musik verloren geht. Außergewöhnliche Karrieren, wie sie noch in den 80er und 90er Jahren möglich waren, einer Zeit in der Künstler wie Kate Bush, Radiohead oder Talk Talk auch mit nicht auf Radio und Mainstream getrimmter Musik erfolgreich sein konnten, scheinen leider unwiederbringlich vorbei, weil es für diese Art von „Albumkünstler“ heute kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr gibt. Und das ist ein riesiger Verlust für unsere Kultur.