Es gibt Platten, die sich anfühlen wie ein Tagebuch. Swings, das Debütalbum des irischen Singer-Songwriters Simon Fagan – besser bekannt unter seinem Pseudonym Monzi – ist genau das: eine akustische Selbstverortung, eine Landkarte des inneren Wandels.
Entstanden ist das Werk in den verwinkelten Straßen Berlins, doch seine Wurzeln reichen tiefer – zurück bis nach Dublin, zu Straßenmusik und Schlaflosigkeit, bis hin zum ersten Lächeln seines neugeborenen Kindes.
Die Musik, sagt Monzi, war immer da. Und tatsächlich scheint sie auf Swings nicht bloß Begleitung zu sein, sondern Heimat, Kompass, Rettungsring. Jeder der neun Songs, die über zwei Jahre hinweg in der deutschen Hauptstadt entstanden, trägt das Gewicht von zehn Jahren Leben. Und das hört man.
Die Hauptstadt als Katalysator. 2011 kam Simon Fagan eigentlich nur für den Sommer nach Berlin – geblieben ist er für ein ganzes Jahrzehnt. Wie so viele andere verlorene Seelen wurde auch er von der „gravitationsartigen Anziehungskraft“ der Stadt erfasst. Was folgte, war ein Leben auf dem schmalen Grat zwischen Improvisation und Intuition: Straßenmusik als Brotverdienst, Songs als Überlebensstrategie. Es ist dieses Spannungsfeld zwischen Zufall und Zwang, das Swings so faszinierend auflädt.
In Christian Bringzen fand Monzi nicht nur einen musikalischen Partner, sondern auch eine Art klanglichen Spiegel. Gemeinsam erschufen sie ein Album, das wirkt wie ein vertrautes Gespräch über weite Distanzen hinweg – warm, ehrlich, unaufgeregt und voller emotionaler Tiefe.
„Für mich muss alles aus einem emotionalen Raum kommen“, sagt Monzi. Und dieser Raum ist auf Swings weit geöffnet. Der Opener Ever Loving Sun tänzelt wie ein verspielter Frühlingstag, während das energetische Saudade eine bittersüße Hommage an das Nichtgreifbare ist – an das, was war, und nie ganz wiederkommt.
Besonders eindrücklich wirkt das ruhige Ten Years in Berlin, das sich anfühlt wie ein letzter Spaziergang durch die vertrauten Straßen, bevor man die Tür ein letztes Mal schließt. Auch Long Sighted View, durchzogen von Americana-Einflüssen, zeigt: Monzi will nicht blenden, er will berühren.
Dabei geht es nie nur um Musik. Es geht um das Leben selbst – mit all seinen Schwüngen, Brüchen und Zwischenräumen. Swings ist ein Album über das Suchen, das Finden und das Loslassen. Über das Vaterwerden, ohne den Künstler in sich zu verlieren. Über Balance.
So ist Swings weniger ein lautes Debüt als ein leises Versprechen: Das Beste kommt vielleicht noch. Und doch wirkt jeder Song wie eine geschlossene Geschichte – voll zarter Ehrlichkeit, getragen von einer Stimme, die man so schnell nicht wieder vergisst.
Am Ende bleibt die Musik – als einzige Konstante. Monzi hat ein Album geschaffen, das nicht schreit, sondern spricht. Das nicht beeindrucken will, sondern begleiten. Und genau darin liegt seine Stärke.
Tonspion Backstage Pass
In eigener Sache: Wir möchten unsere Social Media Profile löschen und unabhängig von nerviger Bannerwerbung werden. Und dazu brauchen wir dich: Unterstütze unsere Arbeit und hol dir den Tonspion Backstage Pass ab 2 Euro/Monat.
Sobald wir genügend Mitglieder haben, können wir wieder unabhängig von den großen Plattformen arbeiten.