Zum Inhalt springen

Miserable Monday: Playlist von Sam Evian

Die Playlist für den Start in die Woche. Heute mit Musik von Broadcast, Neil Young und Dusty Springfield.

Sam Evian, Credit: Josh Goleman

Musik wie das Innere einer Lavalampe: Das war mein Gedanke als ich Sam Evians neues Album „Time To Melt“ zum ersten Mal durchgehört habe. Aber von vorn.

Sam Evian hat zwar schon zwei Soloalben draußen, arbeitet aber hauptsächlich als Produzent und ist eine zentrale Figur des US-Indie. Zu seinen Kund:innen zählen unter anderem Big Thief, Cass McCombs und Widowspeak.

Nachdem er sein letztes Album „You, Forever“ im Hinterland von New York produziert hatte, merkte Sam, dass er dem Drang, dem unruhigen Stadtleben zu entkommen, nicht länger widerstehen konnte. Mit seiner Partnerin Hannah Cohen (dessen letztes Album er auch produziert hat) ließ er die Hektik New Yorks hinter sich, um in einer ruhigen Stadt in den Catskills ein neues zuhause und sein Studio Flying Cloud Recordings zu bauen. Als das fertig war, kam dann aber erstmal die Pandemie. Das hieß: keine Bands, keine Studiogäste, viel Zeit und 60 Demo-Recordings, die Evian in den letzten zwei Jahren aufgenommen hatte. Diese begann er zu sortieren und mit Hilfe von Hannah und Freunden aus der Ferne – Spencer Tweedy, Chris Bear, Jon Natchez (The War On Drugs) und sogar ihm völlig unbekannten Personen zu Songs zu formen. Herausgekommen sind – und da kommen wir zurück zum Bild der Lavalampe – 11 Songs, die wunderschön schwerelos, warm, groovig wabernd und alles umhüllend sind. Zwischen Avantgarde Pop à la Scott Walker und angezerrten Riffs wie man sie von Unkown Mortal Orchestra kennt, spielt sich Evian durch die Platte. Die Ruhe und Zurückgezogenheit seiner neuen Umgebung ist den Songs dabei gnadenlos anzuhören. Das Wort lässig kommt in den Sinn.

Fast schon im Widerspruch dazu stehen Evians Lyrics, die auf der einen Seite zwar die Liebe und das Paradies außerhalb der Stadt feiern, auf der anderen aber gesellschaftliche Themen wie Polizeigewalt, Klassenkampf, Rassismus und die bröckelnde amerikanische Fassade ansprechen.

DIE PLAYLIST

Everly Brothers – So Sad (To Watch Good Love Go Bad) 

zu Ehren von Don Everly. RIP.

Dolly Parton – Lonely Comin’ Down

ihre Stimme wird jeden mitreißen. Dolly kennt Traurigkeit.

Dusty Springfield – I Don’t Want To Hear It Anymore

Ich liebe es, 3 Minuten lang in dieser Aufnahme zu leben.

Neil Young – Motion Pictures

Ich wollte eigentlich jeden Song von ‚On The Beach‘ hier draufpacken.

George Jones – He Stopped Loving Her Today

Die Enthüllung der 4. Strophe ist einfach so gut. Spoiler: er ist gestorben.

George Harrison – Long Long Long

Mit Abstand der beste Song auf dem weißen Album.

Marvin Gaye – What’s Going On

…die Dunkelheit auf die frischeste Art und Weise zu besingen.

Robert Wyatt – At Last I Am Free

Er hat es nicht geschrieben, aber seine Version gefällt mir immer.

Broadcast – Tears In The Typing Pool

Trish lässt mich erschaudern. RIP.