Kein Montag ohne gute Musik. Heute auf der Playlist: Arlo Parks, The Frey und Agnes Obel.
Ich habe ein merkwürdiges Verhältnis zu Chemnitz. Ich bin in der Stadt geboren und im Speckgürtel aufgewachsen, war dort das erste Mal tanzen, betrunken, verliebt. Dennoch wollte ich nach dem Abi weg, und zwar so schnell wie möglich. Zu eng, zu unattraktiv und schließlich auch zu unangenehm, wenn man als Jugendlicher erkennbar links war. Was in Chemnitz aber durchaus klar war: Die guten Leute hielten zusammen. Und das scheint noch immer so zu sein. Denn nachdem sich die Kraftklub-Schwesterband „Blond“ in unsere Herzen gespielt hat, hören wir nun seit einiger Zeit von der nächsten vielsprechenden Band aus diesem Dunstkreis.
Power Plush – Das sind drei Frontfrauen, wie die Powerpuffgirls mit unterschiedlichen Charakteren: Die Punkige, die Verträumte und die, die stets der Fels in der Brandung ist. Nur dass sie im Auftrag des Indie-Pop-Rock, oder wie sie es nennen würden, des „Power-Plüsch-Pops“ unterwegs sind und dabei tatkräftig von Schlagzeuger Nino unterstützt werden. Anja (Bass), Maria (Gitarre) und Svenja (Gitarre) teilen sich dabei nicht nur den Hauptgesang, sondern auch das Songwriting.
Am 17.09. erschien die Debüt-EP „Vomiting Emotions“ auf Beton Klunker Tonträger, dem von der Band „Blond“ neugegründeten Label. Na klar! Auf der EP sind neben einem kurzen a capella-Intro vier wunderschön verträumte Songs, die irgendwie alle das Zeug zur Indie-Hymne haben. Twangy Gitarren, mehrstimmige Vocals und zuckersüße Melodien erschaffen eine Atmosphäre, die man von Bands wie Alvvays, Real Estate oder Amber Arcades kennt. Inhaltlich dreht sich dabei alles um Verlorenheit, Zerrissenheit, Überforderung, gesellschaftlichen Druck und die Ängste, die daraus entstehen. Die Band kotzt sich die Emotionen von der Seele und verbindet leichtfüßigen Sound mit empowernden Vocals. Power Plush eben.
„Vomiting Emotions“ ist ein wirklich tolle Platte, die große Lust auf mehr macht und mich ein wenig versöhnlicher auf meine Heimatstadt blicken lässt.
DIE PLAYLIST
Vein – 20 seconds: 20 hours
Nino: „to tired to look up“ (part aus den Lyrics) beschreibt perfekt das Gefühl, das man hat, wenn einem alles zu viel ist und man nicht mehr am Alltag teilnehmen möchte.
Patty Griffin – Rain
Maria: Einfach ein Song, der einem dabei hilft die Traurigkeit oder vermeintlich negativ-konnotierte Gefühle erst einmal wahr- und irgendwie auch anzunehmen. Für mich auch immer wieder die Erinnerung daran, dass ich am Leben bin und an meinen Gefühlen nicht zerbrechen werde.
Lucy Rose – Shiver
Anja: Ich weiß noch genau, wie ich mit diesem Song im Ohr bei einem Sonnenuntergang allein an der Ostsee saß. Übelst schnulzig, aber wahr. Hatte gerade meine erste Trennung hinter mir und hatte zum ersten Mal danach das Gefühl wirklich mit mir allein zu sein. Das war irgendwie echt schwer, aber auch irgendwie schön. Ein Song der gemischten Gefühle.
Bon Iver – Skinny Love
Svenja; Ist einfach ein Klassiker, wenn man durch einen Heartbreak geht.
Kriegt einen jedes Mal.
The Fray – How To Save A Life
Anja: Oh mein Gott, wie oft ich zu diesem Song schon geweint habe. Er war der Soundtrack meiner ersten, jungen, unerwiderten Liebe in der 8. Klasse und ist seitdem mein “Must Listen To”, wenn die Tränen einfach mal rausmüssen.
Soft Kill – The Other Side
Nino: Die wavige Melodie lässt einen beim Betrachten des Nachthimmels frei in den eigenen Gedanken schwelgen.
Agnes Obel – The Curse
Anja: Meine alte WG und ich saßen damals an einem der ersten kühlen Tage im September in der Küche und aßen Bratapfel mit Vanilleeis. Dazu lief unter anderem dieser Song. Danach bin ich dort ausgezogen. Ich hatte außerdem eine Sommerromanze, auch diese ging in dieser Zeit zu Ende. Der Song markiert für mich das Ende eines aufregenden, aufwühlenden Sommers und die dazugehörige Melancholie.
Arlo Parks – Black Dog
Svenja: Der Track ist neben der tiefgründigen sehr traurigen Thematik musikalisch einfach so gut und geht direkt ins Herz
Coldplay – Fix You
Maria: Der. Musste. Einfach. Rein.
Vielleicht funktioniert das nicht immer, aber der Song ist Medizin. Immer wenn man traurig ist, aber nicht weinen kann schafft dieser Song Abhilfe. Embryonalstellung im Bett und ab geht der Wasserfall.