Nach dem Filmgeschäft verlagert sich auch das Musikbusiness zunehmend auf Fortsetzung erfolgreicher Veröffentlichungen. Mike Oldfield geht auf seinem neuen Album zurück in die 70er Jahre und besinnt sich auf seine Wurzeln als Multiinstrumentalist mit Hang zu Ethno-Kitsch.
Mit nur 20 Jahren nahm der hoch talentierte Multiinstrumentalist Mike Oldfield im Alleingang ein rein instrumentales Album auf und machte sich und seinen Manager Richard Branson auf Anhieb zum Millionär. Sein Debüt landete als erstes Instrumentalalbum auf Platz 1 der britischen Charts und hielt sich ganze 5 Jahre in den Top 100.
„Tubular Bells“ begründete den Erfolg von Virgin Records und wurde seitdem in vielen Variationen aufgeführt und fortgesetzt.
Nun macht sich Mike Oldfield daran mit „Return To Ommadawn“ eine Fortsetzung seines wesentlich unbekannteren dritten Albums „Ommadawn“ zu veröffentlichen. Die Erfolgsmasche aus dem Filmbusiness scheint nun auch im Musikgeschäft um sich zu greifen. Statt neue Musik zu schaffen, nimmt man Spin-Offs und Sequels auf und besinnt sich auf die „gute alte Zeit“ als Musik noch frei war und nicht auf Single-Hit fürs Radio optimiert sein musste.
„Ommadawn“ erreichte 1975 zwar nicht mehr annähernd die Verkaufszahlen von „Tubular Bells“, aber immerhin begründete das Album das Weltmusik-Genre, da Oldfield zahlreiche Folklore-Instrumente aus aller Welt auf seinem Album verwendete, darunter auch afrikanische Percussion, was man bis dahin eher selten in der westlichen Pop- und Rockmusik gehört hatte.
Mike Oldfield – In Dulce Jubilo
ACT DES MONATS
Allerdings zeigte sich damals auch bereits sein Hang zu geschmacklosem Kitsch, der auf fast allen Alben von Mike Oldfield immer wieder durchscheint und mit seinem auf einer Blockflöte gespielten Weihnachtslied „In Dulce Jubilo“ seinen skurrilen Höhepunkt erreicht. Nun kehrt er zurück zu dieser kreativen, aber auch fragwürdigen Phase seines Schaffens.
Er selbst bezeichnet das Album als „Rückkehr zu mir selbst“. Schließlich hatte Mike Oldfield mit dieser Art von Musik damals seinen ganz eigenes Klanguniversum geschaffen. Das Album enthält wie seine frühen Alben nur zwei Stücke (A- und B-Seite), alle 22 Instrumente wurden von Mike Oldfield selbst eingespielt. Doch über all dem sympathisch schrulligen Anachronismus schwebt die große Frage: warum?
„Return To Ommadawn“ ist aalglatte Fahrstuhlmusik mit Ethno-Anstrich und ohne eine einzige zündende Idee. Dagegen ist selbst das Alterswerk von Pink Floyd reinster Punk.
Nach „Ommadawn“ produzierte Oldfield auch nichts mehr von Bedeutung bevor er sich in den 80ern mit „Five Miles Out“ und insbesondere „Crises“ ganz dem Popsong zuwandte und die Instrumentalmusik weit hinter sich ließ. Mit „Moonlight Shadow“ und „Shadow On The Wall“ veröffentlichte er dann sogar zwei Hitsingles, die bis heute nachklingen.
Mike Oldfield – Moonlight Shadow
Vielleicht hätte er sich doch eher auf diese Phase seiner Karriere konzentrieren sollen, denn mit dem einstündigen Gitarrensolo „Return To Ommadawn“ erreicht er vielleicht mal wieder ein paar alte Fans, aber er fügt seinem Schaffen nichts hinzu, außer ein bisschen Geplätscher. Schade.