Mit seinem EM-Song „Wir sind groß“ dürfte Mark Forster schon mal einen der meistgespielten Tracks des Jahres geliefert haben. Ob sich auch das restliche „Tape“ des sympathischen Kerlchens weiter in Richtung Pop-Olymp bewegt?
Als das ZDF bekannt gab, dass „Wir sind groß“ der offizielle EM-Song des Senders wird, war das schon keine große Überraschung mehr. Seit Wochen lief Mark Forsters erste Single aus dem Album „Tape“ im Radio rauf und runter und die Parallelen zu Andreas Bouranis „Auf Uns“ sind unüberhörbar. Ein Gute-Laune-Stück über Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt bietet sich nun einmal an, die Bilder jubelnder Fußballmannschaften musikalisch zu unterstützen. Viele vergessen allerdings, dass Forster 2014 bereits mit „Au Revoir (feat. Sido)“ in Bouranis Schatten auf den WM-Zug gesprungen ist. Kalkulation?
Ganz ungeplant dürfte die erfolgreiche Positionierung von „Wir sind groß“ nicht gewesen sein, hört man allerdings sein komplettes „Tape“, stellt man fest, dass Forster auch andere Stücke auf Lager gehabt hätte, die ein Plätzchen als EM-Song hätten ergattern können. Optimistische Botschaften, eine moderne Pop-Produktion und Texte, die Phrasen umgehen, aber nicht zu verkopft sind, sind die Merkmale der Forster-Musik 2016. Damit tritt er konsequent in die großen Fußstapfen von „Flash Mich“ und präsentiert ein „Tape“, dass sich eindeutig dem Mainstream verschrieben hat, dabei aber überraschend viel Spaß macht und zu keiner Zeit nervt.
„Chöre“ hat wohl das größte Potenzial einer kommenden Nummer-1-Platzierung: eine persönliche, leichte Story, ein schmissiges Piano, Mitklatschrhythmus, Eingängigkeit und Trompeten als Steigerung – alles vorhanden. Mark Forster hat den Pop verstanden und nutzt sein Wissen hemmungslos aus, um ein Rudel Ohrwürmer auf Deutschland loszulassen. Auch „Sowieso“ und „Was Ernstes“ würden als zukünftige Singles sicherlich nicht floppen. „Weiter (right now)“ beantwortet dann sogar die offene Frage seines Hits „Bauch und Kopf“: „Bauch und Kopf, Herz und Verstand / hab gelernt, ich hör‘ auf meinen Bauch / entscheide aus Reflex wie Casillas / und hinterher lern‘ ich daraus“.
„Tape“ fängt Mark Forsters positive Lebenseinstellung selbst in den ruhigeren Momenten ein („Schöner Scherbenhaufen“, „Natalie“). Man kauft ihm die Sympathische-Kerlchen-Nummer einfach ab und es klingt so, als ob er aktuell einer der zufriedensten Menschen der Welt ist. Dass der Tiefgang auf „Tape“ fehlt, stört nur oberflächlich, dafür liefert Forster ein perfekt produziertes Pop-Album für die kommenden Nachmittage am See.