Wie man Folk-Pop traditionell und doch subversiv diskursiv neu träumt: Laura Marling starkes neues Album „Song For Our Daughter“.
Die britische Folk-Pop-Sängerin Laura Marling konfrontiert und verschränkt ihr Singer-Songwriter-Genre auf ihrem neuen Album mit männlichen Künstlern wie Leonard Cohen, Bill Callahan oder Paul McCartney.
Gleich im ersten starken Songs „Alexandra“ adressiert sie Ersteren und fragt, wohin denn diese verschwunden sei und spricht damit mit Cohen, dem Interpreten von „Alexandra Leaving“ über Zeit und Raum hinweg. Ein popkultureller Austausch und eine Antwort in einem quasi.
Video: Laura Marling – Alexandra
Die Songs kommen allesamt eher getragen, melancholisch, zart, fragil und traditionell daher, das einzig flotte Lied ist „Strange Girl“, auf dem Marling das Status-Symbol „Vinyl-Sammlung“ aufgreift und darin singt: „Get all your records out and throw them all away / No one left to listen to, much left, less to say“.
Marling selbst hat jedoch auf „Song For Our Daughter“ ziemlich viel zu sagen, denn die hier versammelten Lieder stehen in einer Reihe mit denen von Folk-Kolleginnen wie Joni Mitchell, Carole King oder Aimee Mann. Ihre Stimme ist dabei dunkel, rau und staubig sowie nah mikrofoniert, so dass man dabei zu sein glaubt als sie die Demo-Tracks im heimischen Keller aufnahm.
Video: Laura Marling – Strange Girl
Ein Album, das das Handgemachte und Herzliche ohne Sentimentalitäts-Verdacht feiert und so gibt Laura Maling in Corona-Zeiten gerade „Isolation Guitar Tutorials“: Einen intimeren und intensiveren Weg kann man sich derzeit eigentlich kaum denken, um Fans nahe zu kommen und Musik nahe zu bringen.