Singende Roboter, strenges Design und nur sechs Songs: Diese nackten Fakten zum siebten Studioalbum von Kraftwerk legen das bis heute unerschütterliche Fundament zum Welterfolg der Elektro-Pioniere aus Düsseldorf.
In den legendären Kling-Klang-Studios bastelten Ralf Hütter, Florian Schneider, Karl Bartos und Wolfgang Flür 1978 an ihrem wohl ikonischsten Album, das mit dem Eingangstrack „Die Roboter“ das Image der Band als Musikarbeiter bis heute nachhaltig prägen sollte. Für Live-Auftritte ließ Kraftwerk nämlich Robter-Ebenbilder von sich anfertigen, die heute auch in diversen Ausstellungen zu bewundern sind.
Im Text sind die russischen Worte „Ya tvoy rabotnik“ (Ich bin dein Arbeiter) zu hören und auch optisch ist das Album an eine russische Ästhetik angelehnt, nämlich an die des russischen Konstruktivisten El Lissitzky. Das strenge Design des Covers in den Farben Schwarz, Weiß und Rot sowie die uniformartige Kleidung der Band mit roten Hemden und schwarzen Krawatten sorgte für Kritik in den USA, denn man bezichtigte Kraftwerk völlig fälschlicherweise, den Faschismus zu idealisieren. Kraftwerk wollten mit der „Mensch-Maschine“ hingegen die Verschmelzung von Mensch, Technik und Musik vorantreiben sowie das klassische Rockband-Muster überwinden.
Trotz aller kalter elektronischen Experimente, metallenen Klänge wie intelligenten Rhythmus-Sequenzen, die bis heute im Techno oder im Hip-Hop gesampelt werden, ist die „Mensch-Maschine“ aber auch zugleich ein perfektes Pop-Album: Nichts beweist dies mehr als ihr Hit „Das Model“, der sogar Platz eins der englischen Charts eroberte. Das Lied gilt als eines der am meisten gecoverten in der Musikgeschichte und ist in diverse Genres überführt worden.
Aber auch der Elektro-Pop-Song „Neonlicht“ weist bereits in Richtung Neue Deutsche Welle, während „Spacelab“ den Hörer bis heute in höhere Sphären schwindlig spielt und „Metropolis“ einen zurück in die Zukunft entführt.
Juan Atkins, der Godfather des Detroit Techno, nannte „Die Mensch-Maschine“ den ersten Klassiker der elektronischen Musik und bis heute arbeiten diese sechs Songs im kulturellen Gedächtnis von Generationen immer weiter – wie Musikroboter, die aus der Industrie geflohen sind und sich ihre eigenen zeitlosen Gesetze geschaffen haben – „Halb Wesen und halb Ding“ eben.