Zum Inhalt springen

Kraftklub – Keine Nacht für Niemand (Album)

Musikalische Überraschungen haben Kraftklub auf ihrem dritten Album nicht zu bieten, müssen sie aber auch nicht. Dafür gibt es Zitate quer durch die deutsche Popgeschichte. 

Kraftklub haben es bereits mit ihrem Debütalbum „Mit K“ geschafft, sich einen unverwechselbaren Stil zu erspielen, den man an drei Tönen erkennt. Der Siegeszug, den die Karl-Marx-Städter seitdem zelebrieren, gibt ihnen Recht – deshalb gibt es auch keinen Grund auf Album Nummer 3 „Keine Nacht für Niemand“ etwas am Erfolgssound zu ändern.

Kraftklub – Fenster

So bietet das neueste Werk der „Band mit K“ genau das, was der loyale Fan hören will: knackigen Gitarrensound, (selbst)ironische Texte, politische Statements und neue Hymnen für die Festivalsaison. Eigentlich alles wie gehabt im Hause Kraftklub, nur dass sie diesmal ein regelrechtes Referenzen- und Zitatefeuerwerk zünden.

Der Albumtitel grüßt Ton Steine Scherben, die neue Single „Sklave“ huldigt DÖF und den Ärzten, Farin Urlaub selbst kommt sogar am Ende von „Fenster“ zu Wort, auf Deichkind und K.I.Z. wird im herrlich überdrehten Fuck-You-Street-Credibility-Song „Venus“ verwiesen und Element Of Crime Sänger Sven Regener darf auf „Am Ende“ auch noch selber ran. 

Kraftklub – Sklave

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Dazu verwandelt sich die Hedonisten-Hipster-Hymne „Liebe zu Dritt“ von einem groovenden Rolling-Stones-Song in ein pumpendes Elektropop-Brett, das man jetzt schon als kommenden Live-Transpirationsgaranten bezeichnen darf. Als heimliches Highlight kristallisiert sich der leise Indie-Drogen-Rausch „Chemie Chemie Ya“ heraus, auch wenn für alle Teile Deutschlands, in welchen das Wort Chemie mit K (welch Ironie!) ausgesprochen wird, der Refrain zunächst verwirrend wirken mag. 

Mit der ziemlich schlimmen Single „Dein Lied“ überdrehen die Jungs ihre Masche dann aber doch und finden es tatsächlich witzig und angebracht, „Du verdammte Hure“ als Refrain zu singen und sich damit auf eine Stufe mit Proll-Rappern zu stellen. Das wäre nicht nötig gewesen.

Kraftklub machen auch auf „Keine Macht für Niemand“ das, was sie am besten können und noch läuft die Hitmaschinerie zumindest bei einem Großteil der Songs immer noch auf Hochtouren. Ob sie irgendwann überhitzt oder doch mal nachjustiert werden müsste, wird sich wohl erst mit Album 4 oder 5 zeigen.

„Keine Nacht für Niemand“ von Kraftklub erschien am 2. Juni 2017 via Vertigo (Universal).

Schlagwörter: