Kendrick Lamar hat Geschichte geschrieben: Als erster Solo-Rapper überhaupt stand er im Mittelpunkt der Super Bowl Halbzeitshow 2025.
Mit einer spektakulären Mischung aus Hits, provokanten Momenten und überraschenden Gästen zeigte Lamar, warum er als einer der wichtigsten Künstler unserer Zeit gilt. Doch wie bei allem, was Lamar anfasst, blieb auch diese Performance nicht ohne Kontroversen.
„I want to play their favorite song… but you know they love to sue,“ sagte Lamar zu Beginn seines Sets – eine klare Anspielung auf Not Like Us, den Song, der letztes Jahr die Musiklandschaft erschütterte. Der Track, eine unverblümte Abrechnung mit Rap-Konkurrent Drake, hatte weltweit Schlagzeilen gemacht, gewann fünf Grammys und erreichte über eine Milliarde Spotify-Streams. Doch die Lyrics – darunter der Vorwurf, Drake sei ein „certified paedophile“ – sorgten für eine Klage wegen Verleumdung.
Das Video der Halftime-Show kann aufgtrund rechtlicher Beschränkungen nur direkt auf Youtube gestreamt werden.
Das Spiel mit der Erwartung
ACT DES MONATS
Lamar reizte die Spannung geschickt aus. Immer wieder deutete er den Song an, ohne ihn zu spielen, nur um die Zuschauer am Ende doch mit einer angepassten Version zu überraschen. Während er die umstrittenste Textzeile selbst zensierte, ließ er andere provokante Lines wie „Tryin’ to strike a chord and it’s probably A minor“ unverändert stehen – ein subtiler Seitenhieb, der das Stadion zum Kochen brachte.
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Doch nicht nur musikalisch sorgte Lamar für Gesprächsstoff. Begleitet von einer aufwendigen Bühnenshow, tanzenden Crip-Walk-Legenden und Gaststars wie Serena Williams, die ebenfalls die ikonische Bewegung performte, ließ Lamar keinen Zweifel daran, dass er die Massen begeistern kann. Williams’ Auftritt war unangekündigt und brachte zusätzliche Energie in das ohnehin elektrisierte Caesars Superdome in Louisiana.
Von Hits bis Tiefgang: Eine Karriere in 13 Minuten
Die Setlist bot einen Querschnitt durch Lamars Karriere, von den brachialen Beats aus HUMBLE und DNA bis hin zu introspektiveren Tracks wie Man At The Garden. Besonders eindrucksvoll war die Inszenierung: Lamar performte auf einem riesigen Noughts-and-Crosses-Board (im Deutschen bekannt als Tic-Tac-Toe), wobei er introspektive Stücke in den „X“-Feldern und Crowd-Pleaser in den „O“-Feldern spielte.
Neben den Highlights aus seinen Pulitzer-prämierten Alben brachte Lamar auch neue Tracks wie Bodies und Peekaboo sowie die dröhnende Westküsten-Hymne TV Off auf die Bühne. Letzteres war zugleich der Abschluss des Sets – mit einem symbolischen „Game Over“-Moment, bei dem Lamar einen imaginären Fernseher ausschaltete.
Samuel L. Jackson und SZA: Unterstützung aus Hollywood und R&B
Hollywood-Ikone Samuel L. Jackson, verkleidet als Uncle Sam, begleitete die Show als eine Art Moderator. Er rügte Lamar humorvoll, wenn dieser zu tief in seine introspektiven Songs abtauchte, und feierte gelungene Pop-Momente wie das Duett mit SZA bei All The Stars. Ihre gemeinsame Chemie brachte Leichtigkeit in die Show, die an anderen Stellen bewusst kantig und provokativ blieb.
Proteste und Politik
“The revolution about to be televised you picked the right time for the wrong guy”, dieser Satz hallte als einziger als frontaler Angriff auf den anwesenden Präsidenten Donald Trump nach und sorgte für Jubel in der Arena.
Trotz der enormen medialen Aufmerksamkeit blieb Lamar ansonsten verhältnismäßig unpolitisch – zumindest auf den ersten Blick. Der Verzicht auf seine Bürgerrechts-Hymne Alright fiel auf, besonders in einem Jahr, in dem die NFL den Slogan „End Racism“ von ihren Spielfeldern entfernt hatte und vor der Show hatte die NFL im Vorfeld angekündigt, politische Aussagen zu zensieren. Der politische Druck, der durch die rechtsextreme Regierung aufgebaut wird, ist längst auch im Sport und in der Kultur zu spüren.
Stattdessen übernahm ein unerwarteter Gast die politische Bühne: Ein Protestierender kletterte am Ende von Lamars Show auf das ikonische schwarze Buick GNX und entrollte eine Flagge, die die palästinensische und sudanesische Bewegung symbolisierte. Der Protester wurde schnell von Sicherheitskräften entfernt.
Kendrick Lamar hat beim Super Bowl 2025 nicht nur eine explosive Show geliefert, sondern auch die Grenzen dessen ausgelotet, was so einer Bühne möglich ist. Zwischen persönlichen Hits, kreativer Inszenierung und politischen Untertönen hat er ein Zeichen gesetzt, dass der Kampf für eine gerechte Welt noch nicht verloren ist – auch wenn es derzeit düster aussieht in den USA.
Setlist Kendrick Lamar Superbowl Halftime Show 2025
- Bodies
- Squabble Up
- Humble
- DNA
- Euphoria
- Man At The Garden
- Peekaboo
- Luther (with SZA)
- All The Stars (with SZA)
- Not Like Us
- TV Off