ALBUM DER WOCHE – Traurige Trinkerlieder, emotionale Indie-Hits und vielschichtige Singer-Songwriter-Songs: Es ist kein Geheimnis mehr, dass Isolation Berlin zu den besten deutschen Bands der Zeit gehört.
Redaktionswertung: ★★★★★★
Max Bauer, David Specht, Simeon Cöster und Tobias Bamborschke alias Isolation Berlin haben drei Jahre an diesem Album gearbeitet, das mit zarten und fokussierten Songs selbstreflektiert daherkommt.
Die Emotionen sind immer noch die große Stärke von Isolation Berlin, doch sie werden weniger herausgeschrien, sie werden herausgemeißelt. Der Sound und die Stimmung klingt so oft nach Der Nino aus Wien, nur hier halt aus Berlin. Man denkt an die kratzigen Kneipenballaden von Element Of Crime und die poetische Textkunst eines Rio Reiser oder die dadaistisch geheimnisvollen Textbausteine eines Blixa Bargeld.
Mit Sloganartigen Zeilen, auf die bislang Tocotronic ein Abo haben, wie „Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen / Ich will so sein wie Nina Hagen“ oder „Ich wünschte / alle wären tot / oder wenigstens / ein bisschen netter“ haben Isolation Berlin sogar den trockenen Humor für sich entdeckt.
Und dass der Track „Isolation“ von Joy Division wohl der meistgecoverte Track der Pandemie war, passt auch wieder perfekt, denn die Schwermut und das Selbstmitleidig eines Ian Curtis schimmert auf „Geheimnis“ auch durch. Isolation Berlin haben den Track im Übrigen schon 2015 auf deutsch und dramatisch intensiv gecovert: „Mit jedem flehenden Wort, das man schreit – Isolation!“