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Jon Hopkins: Neues Ambient-Album „Ritual“

ACT DER WOCHE – Ein Album, das jeden Algorithmus verspottet: „Ritual“ des Komponisten und Produzenten Jon Hopkins besteht aus einem einzigen Track, der ein 41 Minuten langer Fluss aus hypnotischen wie eindringlichen Klängen ist.

Nach „Music for Psychedelic Therapy” aus dem Jahr 2021, das so stellar schwebend wie es klingt, uns direkt aus dem All geliefert wurde, um uns zu trösten, folgt nun mit „Ritual“ das dynamische Gegenstück dazu. Der Ambient-Musiker hat darauf das Genre in seiner reinsten Form zelebriert  – ganz im Stile und Sinne des großen Meistes Brian Eno. Und das Ganze mit einer 41-minütigen elektronischen Symphonie.

Dieser Ambient-Fluss wird in acht Kapiteln entfaltet, der sich dem Thema Rituale widmet, indem er Zeremonien, Strukturen und Zeitabläufe als Ideen aufgreift: All das wird mit transzendenten Melodien, sphärischen Läufen, körperlichen Bässen und hypnotischem Schlagzeugspiel evoziert, die Hörerinnen und Hörer können sich der Faszination des Albums nicht entziehen. Hopkins selbst sagt dazu:

„Klar ist, dass dieses Stück die Struktur eines Rituals hat. Ich weiß, was dieses Ritual für mich ist, aber für Sie wird es etwas anderes sein. Ich halte es für wichtig, nicht genau zu sagen, was dieses Ritual eigentlich ist“.

Sich dieses Album anzuhören, könnte eigentlich schon ein eigenes Ritual werden: Eines, für das man Zeit braucht, in das man bewusst eintaucht und einen schließlich mit einem warmen wie wahren Klanguniversum belohnt – Gute Reise…


Jon Hopkins – Ritual (1 Track Complete Album)

part i – altar
part ii – palace / illusion
part iii – transcend / lament
part iv – the veil
part v – evocation
part vi – solar goddess return
part vii – dissolution
part viii – nothing is lost

Jon Hopkins: Biografie

Jon Hopkins ist ein britischer Musiker, Produzent und DJ, der sich als einer der innovativsten Künstler der elektronischen Musik etabliert hat. Mit seiner einzigartigen Mischung aus Ambient, Techno und Klassik hat er einen unverkennbaren Sound geschaffen, der sowohl intime Momente als auch epische Klanglandschaften abdeckt. Hopkins‘ Werke zeichnen sich durch detaillierte Klangdesigns, emotionale Tiefe und einen intuitiven Einsatz von Melodien und Rhythmen aus.

Frühe Jahre und Ausbildung

Jon Hopkins wurde am 15. August 1979 in Wimbledon, London, geboren. Schon in jungen Jahren zeigte er eine außergewöhnliche musikalische Begabung. Im Alter von sieben Jahren begann er Klavier zu spielen und entwickelte eine Leidenschaft für klassische Musik. Hopkins besuchte das Royal College of Music, wo er sich auf klassisches Klavier konzentrierte. In dieser Zeit begann er auch, sich für elektronische Musik und Musikproduktion zu interessieren, was ihn letztlich dazu inspirierte, seinen eigenen Sound zu entwickeln.

Beginn der Karriere und Zusammenarbeit mit Brian Eno

Nach dem Abschluss am Royal College of Music arbeitete Hopkins zunächst als Keyboarder für Imogen Heap, eine britische Singer-Songwriterin und Produzentin. Diese Erfahrung brachte ihn in Kontakt mit der elektronischen Musikszene und führte zu seiner ersten bedeutenden Zusammenarbeit: 2004 traf er auf den legendären Musiker und Produzenten Brian Eno. Eno erkannte Hopkins‘ Talent und nahm ihn unter seine Fittiche. Und so wie Eno die spärischen Klänge für U2s „The Unforgettable Fire“ und „The Joshua Tree“ beisteuerte, arbeitete Hopkins als Co-Produzent an Enos Album Another Day on Earth und an Coldplays Viva la Vida or Death and All His Friends (2008) mit und verlieh den Songs der Band eine neue Tiefe.

Die Zusammenarbeit mit Brian Eno war prägend für Hopkins. Er entwickelte seine Fähigkeiten in der Klanggestaltung weiter und vertiefte sich in die Welt der Ambient- und experimentellen Musik. Diese Erfahrungen beeinflussten stark seine nachfolgenden Soloalben.

Durchbruch mit „Insides“ und Solokarriere

2009 veröffentlichte Hopkins sein drittes Studioalbum Insides, das sein kommerzieller Durchbruch war. Das Album verband komplexe Rhythmen mit melancholischen Melodien und wurde von der Kritik gelobt. Insides etablierte Hopkins als Solokünstler und legte den Grundstein für seinen unverkennbaren Stil.

2011 komponierte Hopkins den Soundtrack für den britischen Film Monsters, was seine Musik einem breiteren Publikum zugänglich machte. Der Soundtrack, der von düsteren Ambient-Klängen und minimalistischen Strukturen geprägt ist, erhielt positive Kritiken und festigte Hopkins‘ Ruf als vielseitiger Komponist.

Der internationale Erfolg mit „Immunity“ und „Singularity“

2013 folgte Immunity, ein Konzeptalbum, das die Erfahrung einer durchfeierten Nacht musikalisch darstellt. Das Album erreichte Platz 37 der UK-Charts und wurde für den Mercury Prize nominiert. Immunity gilt als Meilenstein in Hopkins‘ Karriere, da es den perfekten Balanceakt zwischen Clubmusik und introspektiven Momenten schafft. Tracks wie „Open Eye Signal“ und „Collider“ wurden zu Klassikern und ließen Hopkins endgültig in die obere Liga der elektronischen Musik aufsteigen.

2018 erschien Singularity, das in vielerlei Hinsicht als Fortsetzung von Immunity betrachtet werden kann. Das Album behandelt Themen wie Bewusstseinserweiterung, Naturverbundenheit und persönliche Transformation. Mit hypnotischen Beats, organischen Klangtexturen und tief emotionalen Kompositionen wie „Emerald Rush“ und „Luminous Beings“ zeigte Hopkins erneut seine außergewöhnliche Fähigkeit, Soundscapes zu kreieren, die sowohl physisch als auch emotional ansprechen. Singularity wurde ebenfalls für den Mercury Prize nominiert und festigte Hopkins‘ Position als einer der führenden Köpfe der elektronischen Musik.

Live-Auftritte und visuelle Kunst

Neben seiner Studioarbeit ist Jon Hopkins auch für seine mitreißenden Live-Auftritte bekannt. Er kombiniert seine Musik oft mit eindrucksvollen visuellen Effekten, die eine immersive Erfahrung schaffen. Seine Live-Sets sind ein dynamisches Zusammenspiel aus improvisierten Elementen und sorgfältig konstruierten Klangwelten, die das Publikum auf eine Reise mitnehmen.

Kollaborationen und aktuelle Projekte

Jon Hopkins hat im Laufe seiner Karriere mit einer Vielzahl von Künstlern zusammengearbeitet, darunter King Creosote, mit dem er das Album Diamond Mine (2011) produzierte, das für den Mercury Prize nominiert wurde. Er hat auch Remixe für Künstler wie Four Tet, Moderat und Purity Ring erstellt, die seine Vielseitigkeit als Produzent unterstreichen.

2021 veröffentlichte Hopkins das Album Music for Psychedelic Therapy, das stark von seinen persönlichen Erfahrungen mit psychedelischen Substanzen und Meditation beeinflusst ist. Das Werk ist weniger beatgetrieben und fokussiert sich mehr auf Ambient-Soundscapes und heilende Klänge, die eine tiefe, meditative Atmosphäre erzeugen.

Diskografie Jon Hopkins:

2001: Opalescent

2004: Contact Note

2009: Insides

2013: Immunity

2018: Singularity

2021: Music for Psychedelic Therapy

2024: Ritual