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Gitarren leiden unter zu hoher Luftfeuchtigkeit

Musiker kennen das: Instrumente leiden, wenn sie in hoher Luftfeuchtigkeit aufbewahrt und gespielt werden. Sie verziehen sich, sind verstimmt und im schlimmsten Fall werden sie so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ein Fall für den Müll werden. Was man dagegen tun kann verraten wir euch hier.

Gitarre (Pixabay)
Gitarren gehören seit Jahrzehnten zu den Lieblingsinstrumenten junger Menschen.

Musiker lieben ihre Instrumente. Ed Sheeran zum Beispiel gibt seinen Gitarren sogar individuelle Namen und hütet sie wie seinen Augapfel. Auch Elton John weiß, wie wichtig das perfekte Klima für seinen Konzertflügel ist. Musiker lieben ihre Instrumente und sorgen dafür, dass ihre Instrumente gut behandelt werden. Und dazu gehört auch das Raumklima, dem sie ausgesetzt sind. Was den Superstars gilt, die ihre Instrumente geschenkt bekommen, ist erst recht für Hobby-Musiker wichtig, die lange dafür sparen müssen.

Gitarren: Wölbungen, Risse, Schimmel

Eine Gitarre ist ein hochsensibles Präzisions-Instrument aus Naturmaterialien. Einer Gitarre ist es anzusehen, wenn sie nicht in den richtigen klimatischen Verhältnissen gelagert und gespielt wird. Leider gehen viele Musiker unbedacht mit ihrem Instrument um. Oft wird in feuchten, muffigen Probekellern gespielt, wo die Instrumente einen dauerhaften Schaden davon tragen können.

Doch gerade im täglichen Benutzen und in der Art und Weise des Umgangs mit einer Gitarre liegt der Schlüssel dazu, dass sie langfristig ein schönes Erscheinungsbild behält, bespielbar bleibt und ihren Klang bewahrt.

Eine Gitarre verfügt über eine sehr fein gearbeitete Decke, die auf ganz unterschiedliche Bracings liegt (vgl. Seite 37 der Seminararbeit von Tim Dretzler an der HDM Stuttgart). Bei Qualitätsgitarren beträgt diese unter 3 mm. Da die Decke eine relativ große Oberfläche aufweist, reagiert sie stark auf unterschiedliche klimatische Bedingungen.

Das größte Problem liegt dabei in der Luftfeuchtigkeit. Nimmt Holz Wasser auf, dann geht es in die Breite und dehnt sich aus. Gibt Holz Wasser ab, zieht es sich zusammen. In der Folge entwickeln sich Schäden an dem Instrument, die teilweise irreparabel sind. 

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

„Eine hohe Luftfeuchte führt in vielen Wohnungen und Häusern zu einem unangenehmen Problem: Schimmel. (…) Elektrische Luftentfaltungsgeräte trocknen die Luft und schaffen ein gesundes Raumklima.“ (raumklimatest.de)

Gitarre 2 (Pixabay)
Damit eine Gitarre über viele Jahre bespielbar bleibt, braucht sie eine Lagerung unter perfekten Bedingungen.

Wie man seine Gitarre richtig lagert

Ist ein Raum langfristig mit zu viel Luftfeuchtigkeit belastet und es entwickelt sich Schimmel, ist das das Todesurteil für die Qualitätsgitarre. Die optimale Luftfeuchtigkeit für eine Gitarre liegt zwischen 40 und 50 % bei einer Zimmertemperatur von 21 °C.

Dass gilt übrigens nicht nur für eine Gitarre, sondern auch für Menschen. Es ist ratsam, zuhause und im Proberaum für die optimale Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu sorgen. Bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit braucht es einen Luftbefeuchter, bei zu hoher Luftfeuchtigkeit einen Luftentfeuchter. Bei Gitarren ist es so, dass sie eine Toleranz von 5 % unterhalb und 10 bis 15 % über der relativen Luftfeuchtigkeit aufweist.  Alles andere zieht klimatisch bedingte Schäden nach sich. Die Schäden zeigen sich wie folgt:

  • extrem hohe Luftfeuchtigkeit (90 %  und mehr)
    Der kurzzeitig auftretende Effekt schlägt sich darin nieder, dass der Gitarrenkörper buchstäblich aufgebläht wirkt. Es kann passieren, dass sich die Verstrebungen sogar ablösen. Wird eine Gitarre länger als 3 Tage extrem hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, lösen sich die Verleimungen, die Brücke springt von der Decke ab, die Decke dehnt sich noch stärker aus und das Griffbrett hebt sich. Extrem hohe Luftfeuchtigkeit ist der ideale Nährboden für Schimmel, der innerhalb des Corpus seine zerstörerische Aktivität aufnimmt.
  • hohe Luftfeuchtigkeit (85 % bis 90 %)
    Die kurzzeitigen Effekte sind vergleichbar mit denen, die bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit auftreten. Der Langzeiteffekt ist weniger stark, doch zerstörerisch. Verstrebungen lösen sich und die gesamte Gitarre wölbt sich nach außen, weil sich das Holz ausdehnt. Die Bespielbarkeit ist stark verschlechtert und der Klang wirkt dumpf.
  • leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit (70 % bis 85 %)
    Der Gitarrist merkt an der Gitarre bereits nach 24 Stunden, dass die Seitenlage etwas höher zu sein scheint. Der Klang ist gedämpft und die Decke ist leicht angeschwollen. Bleibt die Gitarre mehr als 3 Tage in diesen ungünstigen Bedingungen, hebt sich das Griffbrett und die Bespielbarkeit verschlechtert sich zusehends. Nach einigen Wochen stellt sich der typisch muffige Geruch ein, der aufgrund der dauerhaften Feuchtigkeit entsteht
  • geringfügig zu niedrige Luftfeuchte bis hin zu akzeptabler Luftfeuchte (35 % bis 70 %)
    Innerhalb dieser Range dürften keine gravierenden Veränderungen an der Gitarre ersichtlich werden. Tendiert die Luftfeuchtigkeit Richtung 70 %, ist eine Beeinträchtigung in der Bespielbarkeit festzustellen. Es kann geschehen, dass sich Decke und Boden minimal heben. Tendiert die Luftfeuchte in die Richtung „leicht zu niedrig“, zieht sich das Holz zusammen. Die Folge ist, dass Bunt und Kanten hart und scharf anfühlen können. Im Gegensatz zu überhöhter Luftfeuchtigkeit wölbt sich die Gitarre nun geringfügig nach innen. Die Seiten geben einen leicht schnarrenden Klang von sich und die Seitenlage senkt sich.
  • etwas zu geringe relative Luftfeuchtigkeit (25 % bis 35 %)
    Bereits innerhalb von 3 Tagen unter Bedingungen mit zu geringer Luftfeuchtigkeit fällt die Decke der Gitarre leicht ein. Steg und Enden sind scharfkantig. Je länger die Gitarre in diesen ungünstigen Feuchtigkeitsbedingungen aushalten muss, desto stärker verbiegt sie sich. Die Enden bilden einen leichten Bogen und es kann passieren, dass die Brücke abreißt.
  • deutlich zu niedrige Luftfeuchtigkeit (bis maximal 25 %)
    Je niedriger die Luftfeuchtigkeit ist, desto deutlicher wölbt sich die Gitarre nach innen. Die Gitarrenseiten schnarren grundsätzlich. Die Decke zeigt Risse.  Löst sich die Brücke und schrumpft das Griffbrett, ist sie praktisch unbespielbar. Bei Gitarren mit Einlegearbeiten treten diese sichtbar hervor. Ist die relative Luftfeuchtigkeit extrem niedrig, also zwischen 0 % und 10 %, lösen sich spätestens jetzt die Verstrebungen und Teile der Deckeneinfassung drücken sich heraus

Die Probleme sind in zu trockener Luft für die Gitarre gefährlicher, als bei zu hoher Luftfeuchtigkeit. Die Lagerung des Instruments an einem dunklen und kühlen Ort ist hilfreich, der Einsatz eines Luftbefeuchters oder Luftentfeuchter zumindest im Lager- und Proberaum sehr zu empfehlen. Diese Liste liefert praktische Tipps für die Lagerung einer Gitarre. Sorgen Hobby-Musiker für eine Luftfeuchtigkeit um die 50%, tun sie nicht nur sich, sondern auch seinem Saiteninstrument etwas Gutes.


Bilder:

pixabay.com © jools_sh (CC0 Creative Commons)

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