Sänger, Schlagzeuger, Schauspieler und Songwriter: Phil Collins gehört zu den vielseitigsten und einflussreichsten Künstlern unserer Zeit. Hier kommen seine besten Songs – solo und mit Genesis!
Oft belächelt, von vielen unterschätzt: Phil Collins ist einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt und der Erfolg kam nicht aus Versehen. Denn scheinbar kann Collins einfach alles.
Geboren am 30. Januar 1951 in London als Philip David Charles „Phil“ Collins brachte er schon als Kind Menschen zum Lachen und zeigte Begabung im Schauspielern und Entertainen: Doch im Musikmachen bewies er schließlich noch mehr Talent und zwischen 1984 und 1989 hatte er sieben Nummer-eins-Erfolge in den US-Single-Charts als Solo-Künstler und einen mit seiner Band Genesis.
Darüber hinaus ist Collins unter anderem Oscar-, siebenfacher Grammy- und zweifacher Golden-Globe-Preisträger und wurde als Mitglied der Gruppe Genesis im Jahr 2010 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und ist seit 2003 Mitglied der Songwriters Hall of Fame.
Zu Genesis stieß er im Jahr 1971 als Schlagzeuger, nach dem Ausstieg von Peter Gabriel als Sänger wurde er 1976 auch Sänger und Songwriter und die Band wandelte sich von einer progressiven Rock-Gruppe zu einer hitparadentauglichen Poprock-Band, was ihm einige alte Fans nie richtig verziehen, auch wenn die bekanntesten Genesis-Klassiker mit Phil Collins am Mikrofon entstanden sind.
Die Musik von Collins wurde immer wieder entdeckt und gehört längst zum Kanon der großen Popsongs der 80er-Jahre. Insbesondere das legendäre Schlagzeug-Break „In The Air Tonight“ vom ersten Soloalbum „Face Value“ sorgt heute immer noch für erstaunte Gesichter.
ACT DES MONATS
Im April 2009 unterzog sich Collins einer Operation an seinem oberen Nacken, um ein Problem zu korrigieren, das während des Schlagzeugspielens auf der Genesis-Tour 2007 begann. Nach der Operation verlor er das Gefühl in seinen Fingern und konnte Schlagzeugstöcke nur noch greifen, wenn sie an seine Hände getaped wurden. In der Folge hatte er mit Depressionen und Alkoholproblemen zu kämpfen.
In seiner Autobiografie von 2016 gab Collins zu, nach seinem Rückzug und seiner dritten Scheidung mit Alkoholismus gekämpft zu haben. Seit 2013 sei er aber trocken. Ab 2017 begann Collins, einen Stock zur Unterstützung beim Gehen zu verwenden, und er setzte sich während der Bühnenauftritte in einen Stuhl.
2020 kündete Phil Collins an, auf Abschiedstour mit seinen alten Bandkollegen Tony Banks und Mike Rutherford zu gehen, sein Sohn Nicholas ersetzte ihn dabei am Schlagzeug. Mike Rutherford gab 2023 in einem Interview bekannt, dass sich Phil Collins heute zwar nicht mehr gut bewegen könne, aber sein Rentnerleben zuhause genieße.
Hier kommen seine besten Songs – solo und natürlich mit Genesis!
15. You Can’t Hurry Love (Phil Collins)
Kaum ein Song prägte die frühen 80er Jahre so sehr wie „You Can’t Hurry Love“. Dabei stammt das Lied bereits aus dem Jahr 1966 und war im Original von Diana Ross und ihrer Girlband Supremes. Eine Verbeugung vor den musikalischen Wurzeln von Phil Collins und ein weiterer Beweis dafür, dass fast alle frühen Hits von Collins auf seinem Schlagzeug-Spiel basieren.
14. No Son Of Mine (Genesis)
Nach dem riesigen Solo-Erfolg von „But Seriously…“ rechnete eigentlich niemand mehr mit einem Comeback von Genesis. Weit gefehlt: Collins legte mit seiner alten Band nach und veröffentlichte auf „I Can’t Dance“ die Power-Ballade „No Son Of Mine“, das eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung thematisiert.
13. Another Day in Paradise (Phil Collins)
Der zweiterfolgreichste Hit von Phil Collins belegte über ein halbes Jahr Platz 1 der deutschen Single Charts und gilt deshalb als meistverhasster Collins Song. Er handelt von Obdachlosen in den USA, Menschen, die auf der Straße landeten, nur weil sie krank waren oder ihren Job verloren. Der Grammygewinner des Jahres 1989 besiegelte den Ruf von Collins als Dudelradio-Sänger, es war unmöglich dem Song zu entkommen, er lief einfach überall.
12. Land Of Confusion (Genesis)
Mit „Land of Confusion“ kommentierten Genesis die düstere Reagan-Ära der 80er, als der ehemalige Schauspieler Ronald Reagan als republikanischer US-Präsident den Kalten Krieg mit massiver nuklearer Aufrüstung zu verschärfen drohte. Das Video wurde vom Team der Comedy-Show „Spitting Image“ gedreht, die in den 80er Jahren in England extrem populär war.
11. Follow Me Follow You (Genesis)
„Follow Me Follow You“ war die erste Single nach dem Ausstieg von Peter Gabriel als Frontmann von Genesis im Jahr 1978 auf dem Album „And then there were three“ – und der erste Single-Hit von Genesis. Collins unterstreicht seine Qualitäten als gefühlvoller Sänger, der für Genesis eher simple Lovesong entstand nach Aussage der Band innerhalb von zehn Minuten. Und legte die Grundlage dafür, dass Fans der ersten Stunde sich von der ehemaligen Artrock-Band abwandten und Collins als Schmusesänger abtaten.
10. Invisible Touch (Genesis)
Gnadenlose gute Laune der unbeschwerkt wirkenden Eighties-Ära: Mit einem herumkaspernden Collins im Clip stammt dieser Hit aus dem 13. Genesis-Album gleichen Namens aus dem Jahr 1986.
9. Easy Lover (Phil Collins)
Der klassische swingende Song aus dem Jahr ist ein Duett mit dem Jahr 1984 US-amerikanischer Funk-, Soul- und R&B-Sänger Philip Bailey, Teil der Formation Earth, Wind And Fire. Das Lied erschien auf Baileys Solo-Album Chinese Wall, das von Collins produziert wurde und ist ein Liebling von ihm. Als man ihn 2015 nach seiner künstlerischen Großtat fragte, antwortete er: „Easy Lover“. Wenn Sie diese Platte heute auflegen, klingt sie noch immer gut. Sie altert nicht.“
8. That’s All (Genesis)
Der Song stammt aus dem selbstbetitelten Genesis-Album aus dem Jahr 1983 und ist ein unwiderstehlich simpler Pop-Song im Stile der Beatles. Laut Collins ist auch das Schlagzeug sein „Ringo Starr drum part“.
7. Against All Odds (Take A Look At Me Now) (Phil Collins)
Die emotionale Grammy gekrönte Ballade von 1984 ist Teil des Soundtracks zum Film „Gegen jede Chance“, zu dem übrigens auch Peter Gabriel das Lied „Walk Through the Fire“ beisteuerte. Collins ist hier mal nicht der Schlagzeuger, sondern der Romantiker am Piano und auf dem Höhepunk seiner Karriere.
6. Mama (Genesis)
Vielleicht das bizarrste Lied aus der Collins-Genesis-Phase: Mit schiefem Synthie und minimalem Drum sowie einem grusligen dreckigen Lachen, das Collins in einem Film gehört hatte und hatte und für „Mama“ nachstellen ließ.
5. I Wish It Would Rain Down (Phil Collins)
Das nostalgische Lied samt Vintage-Clip erschien 1989 auf dem Album „… But Seriously“ und war die meistverkaufte Single des Jahres 1990: Die Leadgitarre übernimmt Eric Clapton und im dazugehörigen Schwarz-Weiß gedrehten, 8:34 Minuten langen Musikvideo mit einer 2:30 Minuten langen Einleitung ohne Musik, mimt Collins einen Schlagzeuger, der in einem Theater von einem herrischen Regisseur – gespielt von Jeffrey Tambor („Transparent“) als Sänger gecastet wird. Collins, der selbstironisch vorgestellt wird („he used to be a drummer in a really good band“) singt das Lied, bekommt den Job am Ende jedoch nicht, da der Regisseur die „dancing girls“ bevorzugt.
4. Turn It On Again (Genesis)
Aus dem 1980er Genesis-Album „Duke“ stammt dieser Track mit den prophetischen Lyrics von Mike Rutherford: Es geht um einen Mann, der nichts anders macht als fernzusehen. Er wird obsessiv und glaubt, die Menschen im TV sind seine wirklichen Freunde. Musikalisch ist dieser Progrock-lastige Song ebenfalls ungewöhnlich und Collins beschriebt ihn als „untanzbar“. „I Can’t Dance“ heißt dann 1991 ein Hit aus dem Genesis-Album „We Can’t Dance“.
3. Sussudio (Phil Collins)
Aus dem Album „No Jacket Required“ (1995) mit satten Bläsern und Drumcomputer ausgestattet, das Collins Vergleiche mit Prince einbrachte. Er selbst gab zu, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu dessen Hit „1999“ bestehe. Im Film „American Psycho“ läuft er als typisch kalter Eighties-Sound im Hintergrund als die Hauptfigur und Massenmörder Patrick Bateman mit zwei Prostituierten Sex hat.
2. Tonight, Tonight, Tonight (Genesis)
Dunkel und melancholisch ist die vierte Single des Hit-Albums „Invisible Touch“ von Genesis, die ein Klassiker der Band geworden ist. Mit Prog-Elementen, coolem Drum-Computer und Pop-Sound wurde das acht Minuten lange Stück bei einem Einsatz in der Serie „Magnum“ (fast in kompletter Länge) durchgespielt.
1. In The Air Tonight (Phil Collins)
Trotz minimalem und melancholischem Sound wird der Song aus dem Solo-Album „Face Value“(1981) ein weltweiter Hit, der von einem Überraschungs-Drum-Fill-In lebt: Das Schlagzeug setzt nach der zweiten Strophe lautstark ein und der Gesang im Refrain wird immer lauter bis er am Ende hin schließlich gebrüllt wird. Und auch wenn der markante Drum-Einsatz nur zufällig entstand, weil aus Versehen die Reverse Talk-back-Funktion eingeschaltet war, hinterlässt er bis heute Eindruck. Im August 2020 brachte ein so genanntes Re-Action-Video mit dem Motto „First Time Hearing“ den Track zurück in die Charts, denn die Reaktion der beiden US-Zwillinge Tim und Fred Williams darin ist unbezahlbar als sie das legendäre Drumbreak hören…
Diskografie Genesis & Phil Collins solo
Genesis:
Im Jahr 1971 stieg Phil Collins zunächst als Schlagzeuger bei Genesis ein und übernimmt 1976 auch die Rolle als Sänger von Peter Gabriel. Er gehört bis heute zur Band, die sich 2022 von der Live-Bühne verabschiedete.
- From Genesis to Revelation (1969) (ohne Phil Collins)
- Trespass (1970) (ohne Phil Collins)
- Nursery Cryme (1971)
- Foxtrot (1972)
- Selling England by the Pound (1973)
- The Lamb Lies Down on Broadway (1974)
- A Trick of the Tail (1976) – erstes Album mit Phil Collins als Sänger
- Wind & Wuthering (1976)
- …And Then There Were Three… (1978)
- Duke (1980)
- Abacab (1981)
- Genesis (1983)
- Invisible Touch (1986)
- We Can’t Dance (1991)
- Calling All Stations (1997)
Phil Collins Solo:
Im Jahr 1981 startete Collins seine sehr erfolgreiche Solokarriere, blieb seiner Stammband trotzdem erhalten – mit einer Unterbrechung von 1996 bis 2006.
- Face Value (1981)
- Hello, I Must Be Going! (1982)
- No Jacket Required (1985)
- …But Seriously (1989)
- Both Sides (1993)
- Dance into the Light (1996)
- Testify (2002)
- Going Back (2010) – Ein Album mit Coverversionen von Motown-Songs
- The Singles (2016) – Eine Sammlung von Collins‘ größten Hits
- Other Sides (2019) – Eine Sammlung von B-Seiten und Raritäten