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Die 50 besten Alben des Jahres 2023

Divers, direkt und dabei sehr emotional – ja, sogar radikal romantisch und engagiert empathisch: Auf diese Schlagworte kann man die wichtigsten Alben des Jahres 2023 herunter brechen. Wie vielfältig das war, beweisen unsere Top 50 Alben.

Jeden Monat hören sich Redaktion und Gastjuroren durch die Musik-Neuerscheinungen und wählen ihre Alben des Monats. Am Ende des Jahres hören wir uns nochmal durch unsere Favoriten und wählen die Alben des Jahres. Dieses Jahr mit der vielleicht berührendsten Veröffentlichung auf Platz 1!

Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave, Sebastian Cleemann, Kerstin Kratochwill, Christoph Prenner, Florian Schneider, Satoru Teshima, Martin Hommel, Udo RaafChristina MohrDylan MacKenzie.

Die Tonspion Alben des Jahres 2023

1. Sufjan Stevens – Javelin

Sufjan Stevens hat sein neues Album „Javelin“ seinem verstorbenen Partner gewidmet und leidet selbst an einer schweren Autoimmunkrankheit: Trotzdem ist ihm sein bestes und herzergreifendstes Album seit „Carrie and Lowell“ gelungen voller choraler, orchestraler und elektronischen Wundern.

2. Little Simz – No Thank You

Little Simz veröffentlichte Ende 2022 ein Überraschungsalbum, das es nicht nur musikalisch in sich hat: Der pointierte Rap der Londonerin gleitet auf souligen schwebenden Beats und trifft auf Lyrics, die die Ungerechtigkeiten in der Welt regelrecht aufspießen. „No Thank You“ ist ein intensives wie irritierend unaufgeregtes wie unerbittliches Album gegen Kapitalismus und für Empowerment geworden: In „No Merci“ bringt sie die Ausbeutung im Musikbusiness so auf den Punkt: “Everybody here getting money off my name / Irony is, I’m the only one not getting paid.” Mit der Spontanveröffentlichung dieses Albums zeigt Little Simz, das abseits von Marketingplänen und Algorithmenzwang Musik existiert, die sowohl „Indie“ als auch das große Ding gleichzeitig ist.

ALBUM DES JAHRES 2024

Die 50 besten Alben des Jahres 

3. Fever Ray – Radical Romantics

Träumen Aliens von Algorithmus-Liebe? Karin Dreijer alias Fever Ray beantwortet diese Frage nach sechsjähriger Pause mit radikalem wie messerscharfem Synthpop: Verzerrt, verschroben und verwirrend schön entführt sie uns in andere Welten, die zum Glück keinem musikalischen Algorithmus folgen.

4. Ryuichi Sakamoto – 12

Am 17. Januar 2023 wurde der japanische Musiker, Grammy-, Oscar- und Golden Globe-Gewinner Ryuichi Sakamoto 71 Jahre alt und sein neues Album „12“ erschien genau an diesem Tag: Das intime Werk steht für eine Art Neugeburt und entstand in seinem zweijährigen Kampf gegen den Krebs. Zwölf instrumentale ergreifende Kompositionen für Piano und Synthesizer sind Sakamotos Tontagebuch gegen den Tod geworden. Am 23. März 2023 stirbt Sakamoto und hinterlässt dieses ergreifende Album als Testament.

5. Boygenius – The Record

So genannte Supergroups sind ja meisten gar nicht so super, aber im Fall von Boygenius – bestehend aus Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus – kann man den Superlativ Supergruppe schon bringen: Ihr Debütalbum ist ein Instant-Klassiker des Indierock und Singer-Songwriter-Pop.

6. Young Fathers – Heavy Heavy

Auf dem vierten Album „Heavy Heavy“ des schottischen Trios Young Fathers brodelt es heftig: Tribal-Drums treffen auf Psycho-Hip-Hop und mitreißende Melodien. Ihr wilder Genremix klingt nach Trip-Hop, Psychedelica, Avant-Hip-Hop, Neo-Soul, Oldschool-Gospel, Indierock sowie Indietronica – und das manchmal gleichzeitig.

7. Art School Girlfriend – Soft Landing

Eine wahrhaft sanfte und harmonische Landung in unseren Jahrescharts hat das neue Album von Polly Mackey alias Art School Girlfriend hinbekommen: „Soft Landing“ ist ein dichtes Werk voller schimmernden Electro-Pop-Balladen, düsterer Dreampop-Stücke und melancholischem Sophisti-Pop.

8. Kelela – Raven

Fünfeinhalb Jahre nach ihrem Debüt nun der fulminante Zweitling der US-amerikanischen Musikerin Kelela: Darauf findet sich ein spröder wie schöner Mix aus R&B, Neo-Soul und Electronica fernab des Mainstreams.

9. Jessie Ware – That! Feels Good!

Mit elegantem Retro-Disco-Sound landete Jessie Wares letztes Album „What’s Your Pleasure?“ auf Platz 4 unserer Jahrescharts 2020. Jetzt erscheint der Nachfolger und der geradezu euphorische und energetische Sound darauf toppt das noch, denn sie lädt damit zu einer Party, bei der Róisín Murphy mit Kylie tanzt, Astrud Gilberto nippt lässig an einem Cocktail und wir erinnern uns an Donna Summers schimmernde Erotik bei dieser unwiderstehlichen Mischung.

10. Róisín Murphy – Hit Parade

Róisín Murphy hat uns hier ein sommerlich samplelastiges und schwingendes Album voller Dance-Pop-Hits geschenkt, von dem Hamburger DJ und Produzenten Koze zu flirrend luftigen Sounds geschliffen, die soulig, poppig und housig unter einer Diskokugel glitzern.

11. Caroline Polachek – Desire, I Want to Turn Into You

Der neue Star am Pop-Himmel mit seinem laut Kritiken besten Album: Eine melodische, leidenschaftliche und experimentelle musikalische Reise – die Madonna wie Massive Attack zitiert – in die dunkelsten Gefilde der Liebe, erschienen am Valentinstag.

12. Mitski – The Land Is Inhospitable And So Are We

Ein eigenes Orchester und ein 17-Personen-Chor geben diesem Album Intensität und Intimität, denn hier geht es um das einfache wie ewige Thema Liebe in all seinen Facetten: Und Mitski besingt sie alle mit betörender Kraft.

13. Clark – Sus Dog

Das Aushängeschild des legendären Labels Warp bringt auf diesem Album Wärme in seine experimentelle Elektronik: Doch Clark hat auch weiterhin gespenstische und geisterhafte Klanglandschaften auf „Sus Dog“ zu bieten und es niemandem Geringeren als Thom Yorke zu verdanken, dass er hier seine Stimme zur Geltung bringt und auf dem hypnotisch-flirrenden „Medicine“ ist das Radiohead-Mastermind sogar dabei.

14. Arlo Parks – My Soft Machine

Schon ihr Debüt „Collapsed In Sunbeams“ begeisterte und auch der Zweitling von Arlo Parks ist hinreißend: Zwischen Neo-Soul, Indie-Folk und Synthpop entfaltet die Londonerin ihr mitreißendes Story-Telling, dessen Schärfe im bitter-süßen Kontrast zu den sanften Songs steht.

15. Olivia Rodrigo – Guts

Catchy, cleverer und charismatischer Teen-Angst-Pop der amerikanischen Singer-Songwriterin Olivia Rodrigo: Auf ihrem zweiten Album „Guts“ spielt sie auf der emotionalen Klaviatur der Pop-Liebesleid-Songs zwischen Wut, Verzweiflung und Leidenschaft.

16. All diese Gewalt – Alles ist nur Übergang

Hinter All Diese Gewalt steckt Max Rieger, Sänger und Gitarrist der Stuttgarter Band Die Nerven, die letztes Jahr Album des Jahres bei uns waren: Und fast genau ein Jahr später ist „Alles ist nur Übergang“ dran, ein Werk voller faszinierend abstrakter droniger Electronica mit starken wie intimen Texten.

17. Grian Chatten – Chaos for the Fly

Das Debüt-Solo-Album der gefeierten Dubliner Indierock-Band Fontaines D.C fühlt sich bereits jetzt zeitlos an: Post-Punk gibt es hier kaum, Grian Chatten zeigt sich vielmehr von seiner schwelgerischen Songwriter-Seite mit starken Lyrics sowie stilsicheren Melodien.

18. Jungle – Volcano

Verspielt und voller Energie zeigt sich das Neo-Soul-Projekt Volcano auf seinem vierten Album: Ein Sommer-Album für den verschwitzten und doch so coolen Dancefloor, denn in diesem „Volcano“ verschmelzen Lässigkeit und Euphorie.

19. Ladytron – Time’s Arrow

Zeitlose elektronische Eleganz in Sachen Art-Synthpop: Das siebte Album von Ladytron schimmert in der Spannung von Coolness und Cosiness. Die die unwiderstehliche Bitter-Süße der Band zwischen eisigen Texturen und warmem Sound gepaart mit der unverkennbaren Stimme Helen Marrnies zieht einen auch auf „Time’s Arrow“ wieder in den Bann und sie sezieren darauf einmal mehr den Synthpop: Mal klinisch rein, dann wieder knarzend technoid oder auch wärmend retrohaft – Ladytrons Sound oszilliert stets zwischen minimalistischen Strukturen und maximaler Umarmung des Hörers.

20. Drop Nineteens – Hard Light

Nach 30 (!) Jahren Pause ein Comeback, das einen umhaut: Die Shoegaze-Band Drop Nineteens aus Boston strahlt mit „Hard Light“ heftig und schenkt uns 11 neue vielfältige Songs zwischen waberndem Reverb-Sound und catchy Chorus-Welten.

21. Feist – Multitudes

Zarte Instrumentierungen und zaghafte Akustik-Balladen: Feist verarbeitet auf „Multitudes“ emotionale Hochs und Tiefs wie die Adoption ihrer Tochter und den Tod ihres Vaters auf berührende und eindringliche Weise.

22. Janelle Monáe – The Age of Pleasure

Das Sommeralbum des Jahes schlechthin: Janelle Monáe outete sich letztes Jahr als non-binäre Person und wem das alles zu verkopft ist (genauso wie die letzten Alben), dem sei geraten sich diesen queeren, sexy Sound anzuhören: „The Age of Pleasure“ verspricht Lust, Lebensfreude und Empowerment, gegossen in smoothe wie sinnliche Beats, die sich an Afrofuturismus, Neo-Soul und Dancehall schmiegen.

23. PJ Harvey – I Inside The Old Year Dying

PJ Harveys zehntes Studioalbum „I Inside The Old Year Dying“ klingt anders als alles, was sie zuvor gemacht hat: Die ersten Songs seit einem Jahrzehnt sind einzigartig, eigenwillig und brauchen Zeit, sich zu entwickeln – aber dann entfaltet diese geisterhaften Folk-Songs eine faszinierende Energie.

24. Slowdive – Everything Is Alive

Mittlerweile sind sie schon länger wiedervereint, als sie beim ersten Mal als Band existierten: Slowdive spielen auf dem zweiten Album seit ihrer Re-Union eine Art New Romantic Shoegaze mit der Gabe für eine zeitlose, fast schon universelle Sehnsucht und Einheit, die die Melodien transportieren.

25. Yo La Tengo – This Stupid World

1984 gegründet, ist die Indie-Rock-Legende auf ihrem 17. Album immer noch inspirierend und bleibt eine Institution: Schrammel-Gitarren treffen auf melancholisches Songwriting.

26. Tanukichan – Gizmo

Mit Hannah van Loon alias Tanukichan ist die Top 3 weiblich dominiert (Fever Ray ist genderfluid und verwendet die Pronomen they/them oder sie/ihr) und ihr gelingt das Überraschungsalbum des Monats, denn ihr gelingt eine traumhafte Weiterführung des klassischen Shoegaze-Genres auf den Pfaden von My Bloody Valentine & Co. und unter den Fittichen von Chillwave-Star Toro y Moi.

27. Bdrmm – I Don’t Know

Die Songs der Band mit dem unaussprechlichen Namen Bdrmm aus dem englischen Hull sind auf dem so genannten schweren zweiten Album nun minimaler, experimenteller und eklektischer als auf dem mitreißenden Debüt: Auf „I Don’t Know“ arrangieren sie Ambient, Electronica und Shoegaze zu kunstvollen Songs.

28. Vanishing Twin – Afternoon X

Pluckernder psychedelischer Pop und experimentelle Soundstrukturen: Afternoon X des britischen Acts Vanishing Twin schimmert kühl und kühn zwischen Dreampop und Kosmischer Musik.

29. Daughter – Stereo Mind Game

Und wieder nimmt einen die einnehmende und entrückte Stimme von Elena Tonra sofort gefangen, der intime Sound zwischen Dreamp und Synthop tut sein weiteres dazu, um wieder im emotionalen Sog des Trios zu schwelgen.

30. Blond – Perlen

Das Chemnitzer Trio liefert hier ein feministisches musikalisches Manifest ab, das unglaublichen Spaß macht: Frischer und frecher Sound zwischen Rap, Rock, Synth, Pop, Punk und vielem mehr – vor allem Hits!

Plätze 31 – 50

31. Depeche Mode – Memento Mori
32. Yves Tumor – Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume; (Or Simply, Hot Between Worlds)
33. Spunsugar – A Hole Forever
34. Sigur Rós – Átta
35. John Cale – Mercy
36. Voodoo Jürgens – Wie Die Nacht Noch Jung Wor
37. Everything But The Girl – Fuse
38. Pia Fraus – Evening Colours
39. Slow Pulp – Yard
40. Deichkind – Neues vom Dauerzustand
41. Lana Del Rey – Did You Know That There’s A Tunnel Under Ocean Blvd
42. Overmono – Good Lies
43. The Kills – God Games
44. Billy Nomates – Cacti
45. Flyying Colours – You Never Know
46. Beirut – Hadsel
47. Hauschka – Philanthropy
48. M83 – Fantasy
49. Bipolar Feminin – Ein fragiles System
50. Alison Goldfrapp – The Love Invention