Bereits zum zweiten Mal sind Depeche Mode mit ihrem aktuellen Live-Album „Memento Mori“ auf Welttournee. Am Donnerstag machten sie einen Halt in der Münchner Olympiahalle. Hier unsere Eindrücke und Fotos der Show.
Wenn Sterne ihrem Ende entgegensehen, dann leuchten sie oft heller als zuvor. Ein Phänomen, das im Kontext großer legendärer Bands nicht jede Formation aus den Achtizgern zu reproduzieren weiß. Umso schöner, dass es Bands gibt wie Depeche Mode.
Jüngst hat Dave Gahan und Martin Gore selbst das Schicksal der Vergänglichkeit ereilt, als Gründungsmitglied und Keyboarder Andrew „Fletch“ Fletcher viel zu früh von ihnen und den Fans gegangen ist. Auf ihrem nunmehr 15. Album Memento Mori, zelebriert die größte Synth-Pop Band der Welt eine enorme Bandbreite an Stimmungen und Texturen. Und setzt sich, wie der Albumtitel treffend sagt, auch mit der eigenen Sterblichkeit auseinander („Ghosts Again“).
Ihre große Memento Mori Welttournee, die Depeche Mode bereits letztes Jahr in zahlreiche Stadien einmal um die Welt geschickt hat, führte die Band am 07. März nun ein zweites Mal in den Münchner Olympiapark. Diesmal jedoch ein wenig kleiner, ein wenig intimer und auch ein wenig spannender als es letzten Sommer im großen Stadion der Fall war.
Zu sehen und zu hören bekamen die rund 15.000 Zuschauer in der Olympiahalle eine Band, die mit Würde und Haltung ihrem Schaffenskatalog frönt. Ein Ende? Nicht in Sicht! Zwar wirken die visuellen Spielereien aus dem Ärmel des langjährigen Band-Fotografen und Künstlers Anton Corbijn nüchterner und entsättigter, das Stage-Design mit dem großen M in der Mitte jedoch monumental.
Und so wirbelt Dave Gahan ab der ersten Minute über die Bühne, dreht Pirouetten und kniet sich tiefer rein, als mancher Fan im gleichen Alter überhaupt dazu im Stande wäre. Ziemlich schnell entledigt er sich seines Glitzersakkos, wechselt zur schwarz gelben Weste, gestikuliert wild und feiert unter den wachenden Augen Andrew Fletchers zusammen mit Martin Gore und den beiden Live-Mitstreitern Peter Gordeno und Christian Eigner am Schlagzeug ein halbes Jahrzehnt Bandgeschichte.
ACT DES MONATS
Das sind Jahre, die der Band gut stehen, das sind Jahre, in denen Songs wie „Enjoy the Silence“, „It’s No Good“ oder „Never Let Me Down Again“ zu den Live-Hymnen geworden sind, die sie heute sind. Zugegeben, die ein oder andere Remix-Version („In Your Room“) wirkt etwas deplaziert und manches Musikvideo auf der großen Projektion aus der Zeit gefallen, doch die Palette zwischen Pop und Synth-Wave strotzt vor Herz, Spielfreude und Lebendigkeit.
Nicht selten umarmen sich Gahan und Gore auf der Bühne und gehen auf Tuchfühlung mit den ersten Reihen. Hier stehen ZDF-Publikum, Alt-Grufti und Teens in übergroßen DM-Pullovern Seite an Seite, jubeln, singen und greifen nach ihren Helden. Frei nach dem Motto: „Reach out and touch Dave!“, der den erweiterten Bühnensteg zur Manege für seine typischen pantherhaften Showman-Einlagen macht.
Und so sind es die großen Momente, in denen Depeche Mode alles geben („Personal Jesus“ als großes Finale), aber auch die leisen, wenn Martin Gore ganz allein den Steg betritt, die diese Band so zeitlos machen. „See you again!“, rufen sie nach gut zwei Stunden dem Münchner Publikum zu, verbeugen sich und lassen hoffen, dass der Stern von Depeche Mode noch eine ganze Weile brennt.
Text: Tim Brügmann
Setlist Depeche Mode Olympiahalle München 7. März 2024
- My Cosmos Is Mine
- Wagging Tongue
- Walking in My Shoes
- It’s No Good
- Policy of Truth
- In Your Room (Zephyr Remix)
- Everything Counts
- Precious
- Before We Drown
- Strangelove (acoustic)
- Somebody
- Ghosts Again
- I Feel You
- A Pain That I’m Used To
- Behind the Wheel
- Black Celebration
- Stripped
- John the Revelator
- Enjoy the Silence
- Condemnation (Acoustic)
- Just Can’t Get Enough
- Never Let Me Down Again
- Personal Jesus