Am 15. September lief in den Kinos „Moonage Daydream“ an, der erste von den Erben genehmigte Film über David Bowie. Ein Trip in die Welt des Pop-Chamäleons.
„Moonage Daydream“ beleuchtet das Leben und Genie von David Bowie, einem der produktivsten und einflussreichsten Künstler der jüngeren Musikgeschichte. Auf Spielfilmlänge nimmt Autor und Regisseur Brett Morgen mit in die Welt Bowies, erforscht anhand von nie zuvor gesehenem Filmmaterial, Live-Auftritten und Musik (Morgen sichtete vier Jahre die Archive des David Bowie Estates) seine kreative, musikalische und spirituelle Reise.
Durch den Film führt uns dabei die Erzählerstimme von David Bowie höchstpersönlich. Anders als bei anderen Musik-Dokumentationen gibt es keine Statements von Musik-Kollegen oder Wegbegleitern. Der Film lässt uns stattdessen in sein Inneres blicken, Bowie spricht über seine Familie, seinen kreativen Antrieb, die wegweisende Inspiration durch seinen Halbbruder, über seine musikalischen Einflüsse und warum er nur in ständigem Wandel wirklich kreativ sein konnte. Und er spricht auch von den Zweifeln und Kämpfen, die er auszufechten hatte im Lauf seiner Karriere. Vor allem mit sich selbst.
Das ist auch der spannendste Teil des Films, denn zu hören sind bisher unveröffentlichte Interviews des Künstlers, in denen er auch über seine Zeit in Berlin spricht, wo er zwei seiner wichtigsten Alben „Heroes“ und „Low“ aufnahm, die es ohne die Hilfe von Brian Eno nicht gegeben hätte. Ganz offen spricht er auch über die schwierige Zeit danach, als er mit „Let’s Dance“ sein kommerziellstes Album veröffentlichte, für das er vor allem Pop-Songs produzierte, die seinem Publikum gefallen sollten und die das einstige Pop-Alien plötzlich zum gefeierten Superstar machten. Doch das führte den Künstler weg von seinem eigentlichen Weg und der war, immer ganz bei sich selbst zu bleiben und nicht darauf zu schauen, was andere von ihm erwarteten.
Viel zu kurz kommt im Film leider alles, was danach kam und vor allem die Zeit seiner letzten beiden Alben, die zum besten gehören, was Bowie in seiner langen Karriere schuf und zu denen man gerne mehr O-Töne gehört hätte.
Der für Bowie-Fans höchst sehenswerte und immer wieder überraschende Film verliert sich visuell in der Vielzahl von Footage, die Bowie bei Live-Autritten, TV-Interviews oder im Studio zeigen. Die vermeintlich von Bowie inspirierte Cut-Up Technik, die den Film recht chaotisch und hektisch wirken lassen, lenkt ab von den klugen Statements des Künstlers und vor allem: von seiner Musik. Vor allem den großartigen Live-Performances, die im Film zu sehen sind.
ACT DES MONATS
Offenbar verlor sich Brett Morgen, der auch schon den Cobain Film „Cobain: Montage of Heck“ produziert hatte, irgendwann in der Masse von Material aus den Bowie-Archiven. Weniger wäre mehr gewesen. Vieles wird nur kurz angerissen und bleibt dadurch an der Oberfläche. Wer nicht mit dem Schaffen Bowies vertraut ist, wird vieles nicht richtig zuordnen können und sollte sich vorher mit seiner Biografie beschäftigen.
„Moonage Dream“ ist eine durchaus respektvolle Würdigung von Bowies Schaffen in „Sound & Vision“ geworden, erschlägt den Zuschauern aber mit viel zu vielen Bildern und zu vielen Sounds, viel zu schnellen Cuts und scheitert am eigenen Anspruch selbst ein Kunstwerk zu sein.
Das Begleitalbum zu „Moonage Dream“ enthält Songs aus Bowies gesamter Karriere, darunter bisher ungehörtes Material, speziell für den Film und dieses Album angefertigte Mixe und Gesprächspassagen Bowies. Zu den Highlights des Tracklistings zählen ein bisher unveröffentlichtes Live-Medley von „The Jean Genie / Love Me Do / The Jean Genie“, aufgenommen beim berühmt-berüchtigten letzten Ziggy-Stardust-Konzert im Londoner Hammersmith Odeon 1973 und mit Jeff Beck an der Gitarre.
Weitere Raritäten sind eine frühe Version des Hunky-Dory-Favoriten „Quicksand“ und eine bisher unveröffentlichte Live-Version von „Rock ’n‘ Roll With Me“, mitgeschnitten bei der legendären „Soul Tour“ 1974.