Ein Jahr nach dem tragischen Tod von Dolores O’Riordan veröffentlichen The Cranberries ihr Abschiedsalbum, das zwar den traurigen Titel „In The End“ trägt, musikalisch aber eine tröstende und lebendige Sprache spricht.
Gespenstisch: So wird oft Musik bezeichnet, die nach dem Tod eines Künstlers veröffentlicht wird, denn man neigt dazu, überall Prophetisches in den Lyrics zu finden und bei „In The End“ wird man reichlich fündig.
Der Opener „All Over Now“ erzählt von einem Hotelzimmer in London und Dolores O’Riordan starb in einem solchen im Alter von nur 46 Jahren. Doch die Sängerin mit dem unverwechselbaren Gesang, der von keltischer Musik beeinflusst ist, hatte stets mit Depressionen und Dämonen zu kämpfen und so waren die Lyrics der Cranberries schon immer durchzogen von düsteren Themen.
Und so mag man angesichts Titel wie „Lost“ oder „In The End“ zwar erschauern, aber die tröstende Wucht der Melodien sind nicht getragen von Trauer, sondern von Energie: In Songs wie „Wake Me When It’s Over“ zeigt sich die Kraft der Band große Popsongs zu schreiben, die von cool zu pathetisch innerhalb weniger Sekunden wechseln können.
Dies ist natürlich vor allem der markanten Stimme O’Riordans geschuldet, die der „Melody Maker“ einst treffend „die Stimme einer Heiligen, gefangen in einer Glasharfe“ nannte.
Und das ist dann doch das verdammt Traurige am letzten Album der Cranberries, das die verbliebenen Bandkollegen Noel und Mike Hogan sowie Fergal Lawler nicht ohne sie weitermachen können – zu sehr lebt der Sound der Band von O’Riordans Stimme.
„In The End“ ist letztendlich ein würdiges Vermächtnis und mächtige Würdigung einer Künstlerin und der Band selbst. Das Album schließt nämlich mit den Songs an die ersten berührenden Tracks der Band an und erinnert in vielem an die ersten faszinierenden Lieder wie „Linger“ oder „Dreams“.
Und die Band war sich offenbar bewusst, dass diese letzte Musik in der Tat ziemlich stark ist. Noel Hogan erklärt den Prozess der Veröffentlichung:
„Wir waren uns darüber im Klaren, dass es eines der besten – wenn nicht sogar das beste – Cranberries-Album werden müsste, das in unseren Kräften stand. Wir hatten die Sorge, dass wir durch ein mittelmäßiges Album unser Vermächtnis beschädigen könnten. Doch als wir uns gemeinsam durch all die Demos hörten, die Dolores und ich aufgenommen hatten, erkannten wir, dass wir ein unglaublich starkes Album vor uns hatten. Die beste und einzig richtige Art, Dolores zu ehren.“
Streicherselige Arrangemenents, schwebende Dreampop-Elemente und rockige Energieschübe verbindet sich in „In The End“ so zu dem uniquen Sound, den die Cranberries im Lauf ihrer Karriere entwickelt haben.