„As I Am“, das 5. Album von Charlie Winston, entstand in einem besonderen Moment: hinter verschlossenen Türen und unter dem ständigen Gebot der sozialen Distanzierung und der Einhaltung von Präventionsmaßnahmen.
Ein glückliches Paradoxon, denn der englische Sänger tritt hier ohne Maske auf und war eigentlich nie ein Freund der Selbstentblößung. Der Titel des Albums „As I Am“ hat den Wert eines Mantras: „Es ist eine Art, mich daran zu erinnern, wer ich jetzt bin und dass Loslassen nicht gleichbedeutend mit Aufgeben ist“, sagt der Mann, der 2009 mit dem Hit Like A Hobo für Furore sorgte und eine starke folk- und rockmusikalische Identität offenbarte.
Einer der repräsentativsten Songs des Albums ist „Exile“, in dem Charlie die interne Debatte klärt, die ihn seit langem beschäftigt – nämlich, dass er ein englischer Künstler ist, der in z.B. Frankreich oder anderen Ländern Europas populär und in seinem eigenen Land weitgehend unbekannt ist. Hier geht es zum wunderschönen Video zu „Exile“:
„In diesem Song bekenne ich, dass ich nicht mehr wirklich ein britisches Subjekt bin, sondern dass ich ‚Frenglish‘ geworden bin. Ein Gefühl, das durch den Brexit noch verstärkt wurde. Meine Frau ist Französin, ich lebe in Frankreich und mein Publikum ist hauptsächlich in Continental Europa zu Hause. Ich war lange Zeit frustriert, dass ich in Großbritannien nicht anerkannt wurde. Aber das ist jetzt eines der Elemente der Akzeptanz, von denen dieses Album so geprägt ist.“
Von keinem Geringeren als der Legende Peter Gabriel gefördert, gelang dem britischen Singer und Songwriter Charlie Winston jedoch auch unabhängig von seinem Mentor der Durchbruch als eigenwilliger Musiker, der Worldmusic, Folk, Blues und Indierock mit durchaus eingängigem Pop vermengt.
Bereits früh lernte Winston Pianospielen, schrieb sich dann mit 17 Jahren in die Londoner Brunel-Kunsthochschule ein, wo er seine Leidenschaft für Jazz und Minimal Music-Künstler wie Philip Glass entdeckte. Irgendwann begibt er sich auf Reisen, musiziert viel und spielt Bass in der Band seines Bruders. Hier erkennt auch Peter Gabriel das vielschichtige Talent Winstons und gibt ihm einen Vertrag bei seinem Real World Label. In der Folgezeit erscheint die Single „Like A Hobo“, die zum weltweiten Hit wurde. Der „Landstreicher“ hat fortan seine Heimat in den Charts und in den Kritikerherzen gefunden.
ACT DES MONATS