Als hätte Bruce Dickinson mit seiner Hauptband Iron Maiden nicht ohnehin schon einen vollgestopften Terminkalender, findet der umtriebige Brite in Studio- und Tour-freien Momenten noch die Zeit, ein weiteres Soloalbum zu veröffentlichen – und damit auf Konzertreise zu gehen. Die führte ihn am Dienstag nach München. Hier unsere Eindrücke und Fotos der Show.
Bombenstimmung im ausverkauften Münchner Circus Krone! Mighty Bruce hatte nach den Anheizern von Dominion von der ersten Sekunde an leichtes Spiel – und fackelte auch nicht lange. Gleich mit dem das Set eröffnenden Power-Paket aus „Accident Of Birth“ (Titelsong seines 1997er Soloalbums), bei dem die Fans das „welcome home“ vom Chorus lauthals mitsangen, und „Abduction“ (von „Tyranny Of Souls“, 2005) hatte er sein Publikum fest im Griff. Und was der Mann dann im Verlauf der folgenden gut 70 Minuten vom Stapel ließ, glich einem präzise geplanten Totalbriss, der wenig Zeit zum Atemholen ließ.
Pflichtnummern wie „Afterglow Of Ragnarok“ und „Rain On The Graves“ vom aktuellen Longplayer „The Mandrake Project“ verfehlten ebenso wenig ihre Wirkung wie das ergreifende „Jerusalem“ vom 1998er Werk „The Chemical Wedding“, dem ein derart lang anhaltender und tosender Applaus folgte, dass selbst Bruce Almighty kurzzeitig die Worte fehlten. Und das will was heißen, ist der 65-Jährige doch nie um ein paar unterhaltsame Bemerkungen verlegen.
So äußerte er sich über die Konzertlocation (im Winter tatsächlich ein echter Zirkus) nicht ohne unterschwellige Kritik an Raubtiershows, dass es wohl sicher interessant wäre, mal einem Kampf zwischen Löwen und Löwenbändigern beizuwohnen. Nicht minder amüsant die Ausführungen des bekennenden West Ham Fans zu den Konflikten zwischen seinem Tour- und dem EM-Spielplan. Fiel schon das Berlin-Konzert auf einen Spieltag von England, wiederholte sich dieses Dilemma in München. „Da stellt sich die Frage: Wer hat unsere Dates gebucht? Natürlich ein Deutscher!“ Lautes Gelächter im Publikum. Für den Vollblutentertainer hoffentlich verschmerzbar, wurde er doch mit einem Abend voller Energie und ausnahmslos guter Stimmung „entschädigt“.
Dass er und seine Band dabei auf der Bühne sichtlich ebenso viel Spaß hatten wie die Fans im Publikum, konnte man schon an den Showeinlagen und Spaßduellen ablesen, die sich beispielsweise Whitesnake-Bassistin Tanya O’Callaghan mit Keyboarder Mistheria oder Gitarrist Philip Näslund lieferte.
Alles sehr geerdet und ohne ausufernde Bombast-Show, wie man es von Dickinsons Stammband her kennt. Und für die Fans sicher aufregend, den Iron-Maiden-Frontmann einmal in einem Rahmen zu erleben, in dem der Weltstar sich „zum Anfassen“ gibt.
ACT DES MONATS
Text: Markus Werner
Setlist Bruce Dickinson Circus Krone München 25. Juni 2024
1. Accident Of Birth
2. Abduction
3. Laughing In The Hiding Bush
4. Afterglow Of Ragnarok
5. Starchildren
6. Jerusalem
7. Chemical Wedding
8. Resurrection Men
9. Rain On The Graves
10. Frankenstein
11. The Alchemist
12. Road To Hell
13. Tears Of The Dragon
14. The Tower