In fließendem Deutsch begrüßte Mick Jagger gestern Abend die rund 67000 Fans im ausverkauften Berliner Olympiastadion. Und zeigte mit seiner Band einmal mehr, dass man für Rock’n’Roll niemals zu alt ist. Hier die Bilder und die Setlist des Konzerts.
1965 hatten sie ihr erstes Konzert in Berlin gespielt, erinnerte sich Mick Jagger bei seiner Begrüßung und sprach überwiegend deutsch mit den Fans, die in großer Mehrheit erst danach geboren waren.
Mit „Street Fighting Man“ eröffneten die Rolling Stones gestern kurz vor 21 Uhr ihre Show im Olympiastadion und vom ersten Moment beherrschte Jagger die Bühne, sein Wohnzimmer. Und es ist gleich klar, worum es hier geht: Musik, no bullshit. Auf Effekthascherei (mit Ausnahme eines Feuerwerks am Ende der Show) wird komplett verzichtet.
Zwar haben die verbliebenen Originalmitglieder die 70 bereits weit überschritten, doch davon war auch bei diesem Konzert nichts zu spüren. Die Energie und Magie der Stones ist unverändert da. Mick Jagger macht, was nur er kann und rennt pausenlos kreuz und quer über die riesige Bühne um sich in eine seiner typischen Posen zu werfen.
Wie wichtig er für die Stones live ist, wird einmal mehr klar, als er für zwei Songs die Bühne verlässt und Keith Richards das Mikro überlässt. Richards hätte jederzeit auch selbst Sänger werden können und macht seinen Job sehr gut, doch in einem Olympiastadion hätte er solo wohl niemals gespielt.
Es ist diese eingeschworene Truppe, diese unterschiedlichen Charaktere, die die Stones zum wohl besten Live-Act aller Zeiten macht. Der unscheinbar und zerbrechlich wirkende Drummer Charlie Watts ist der sympathische Gegenpol zu den beiden Platzhirschen Jagger und Richards und dazwischen turnt irgendwo Ron Wood über die Bühne.
ACT DES MONATS
Ganze 2 Stunden dauert das Konzert, eine Zeitreise durch 5 Jahrzehnte Musikgeschichte von den frühen Rock’n’Roll-Jahren („Satisfaction“) durch die Hippie-Zeit („She’s A Rainbow“) bis hin zu glitzerndem Disco (Highlight der Show: „Miss You“ in einer Maxi-Version) und ihrem eindringlichen musikalischen Statement zur Flüchtlingsdebatte („Gimme Shelter“). Und natürlich gibt es auch einige ruhigere Momente zwischendurch.
Doch während die Band bis zur letzten Zugabe „(I Can’t Get No) Satisfaction“ keine Ermüdungserscheinungen zeigte, mussten einige der Zuschauer schon bei der Halbzeit ihrem langjährigen Rock’n’Roll-Lifestyle Tribut zollen und von Sanitätern aus dem Stadion geführt werden.
Vielleicht sollten sie sich ein Beispiel an Jagger, Richards und co. nehmen, die die Drogen und den Alkohol schon lange aufgegeben haben, sonst stünden sie heute längst nicht mehr so fit auf der Bühne. Am Ende der Show warteten vier schwarze Limousinen hinter der Bühne, um die Rock-Dinos in Empfang zu nehmen. Machen müssten sie das alles schon lange nicht mehr, aber was für ein Glück, diese lebenden Legenden noch einmal live und mit so viel Spaß bei der Arbeit sehen zu dürfen.
Keith Richards kündigte bereits zum Start der Tour an, dass die Band wohl noch eine ganze Weile unterwegs sein wird und überhaupt nicht ans Aufhören denkt. Ob sie allerdings nach dieser Tour nochmal nach Deutschland kommen, steht in den Sternen.
“It’s such a joy to play with this band there’s no stopping us, we’re only just getting started really.” (Keith Richards)
SETLIST THE ROLLING STONES BERLIN 22.6.2018
- Street Fighting Man
- It’s Only Rock ’n‘ Roll (But I Like It)
- Tumbling Dice
- Just Your Fool
- Like a Rolling Stone
- She’s a Rainbow
- You Can’t Always Get What You Want
- Paint It Black
- Honky Tonk Women
- Slipping Away
- Before They Make Me Run
- Sympathy for the Devil
- Miss You
- Midnight Rambler
- Start Me Up
- Jumpin‘ Jack Flash
- Brown Sugar
ZUGABEN - Gimme Shelter
- (I Can’t Get No) Satisfaction
Fotos: Andreas Budtke