Der Bundesverband der Musikspielstätten LiveMusikKommission e.V. (kurz LiveKomm) wendet sich mit einem dringenden Appell unter dem Motto „Ausgetanzt und leise. Das Ende der Club- und Festivalkultur wie wir sie kennen“ an die politischen Entscheidungsträger.
Die Clubs und Festivals betrachten mit großer Sorge, dass offensichtlich nach wie vor Unkenntnis darüber herrscht, welchen planerischen Aufwand ihr Betrieb voraussetzt. Ohne Perspektiven zu entwickeln, werden Entscheidungen auf kurze Sicht in einer unklaren politischen Gemengelage getroffen. Auch wenn nun Lockerungsmaßnahmen diskutiert werden, die Lage der Clubs und Festivals ist mehr als angespannt.
Sportevents, Gastronomiebetriebe oder gar Brauchtumspflege (Alaaf!, Helau!) scheinen Perspektiven zu finden, während Musikclubs und Konzerte anscheinend regulativ bei ihrer Sonderstellung bleiben und im Vergleich unverhältnismäßig eingeschränkt werden.
„Auch wenn nun Licht am Horizont erscheint, für die Clubs und Festivals ist die Pandemie noch längst nicht überstanden. Bis zum „Normalbetrieb“ wie wir in kennen ist es noch ein weiter Weg. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit der Zeit nach dem Sommer und einem erneuten Pandemie-Szenario.“
Steffen Kache / Livekomm
Türkontrollen sind Club-Alltag, weshalb Maßnahmen wie z.B. 2G-plus dort leichter umzusetzen sind als eine Maskenpflicht, die mit Cluberleben (Tanzen! Knutschen!) und Getränkeverzehr (Bier! Prosecco! Gin Tonic!) nicht zusammengeht. Von Abstand sollte keine Rede sein. Kapazitätsbeschränkungen sind so seine Sache: unter 50% ist jede Öffnung wie ein Lockdown – außer es werden deutliche Hilfen an die Seite gestellt – bei 75-80% ist zumindest die Hoffnung auf einen eigenwirtschaftlichen Betrieb wieder da.
Der politische Modus muss transparenter sein, ansonsten kann sich die Branche nicht auf Öffnungsszenarien einstellen. Optimistische Stimmen gehen von baldigen Lockerungen aus, dies darf nicht ohne die Berücksichtigung der Clubs geschehen und muss auch so kommuniziert werden. Aktuell hängt alles in der Luft, Personal, Planung und Betrieb, Festivals und Clubs stehen völlig blank.
Weiterhin verlangt die Club- und Festivalbranche eine Auseinandersetzung für den kommenden Herbst mit weiteren drohenden Corona-Wellen. Erneute Lockdowns und Schließungen müssen verhindert werden, nach 2 Jahren darf der Anspruch an die Politik gestellt werden, mit präventiven Maßnahmen und Planungen, die vor der Welle beginnen, die Kulturbranche zu schützen. Alles andere wäre ein Totalversagen. Darunter fallen unter anderem Testkapazitäten, schon für diesen Winter ist der Mangel an PCR-Testkapazitäten nicht zu rechtfertigen. Jegliche planerischen Versäumnisse der kommenden Zeit werden im Herbst Existenzen vernichten, daher lautet die Forderung der Clubs und Festivals:
Macht es möglich, erarbeitet Konzepte, öffnet die Kultur in der Gesamtheit – inklusive Club-, Festival- und Nachtkultur – mit langfristiger Perspektive.
Steffen Kache, geschäftsführender Vorstand der LiveKomm