Nach einem turbulenten Tourstart machten Arcade Fire in der Berlin Station, um ihr neues Album „WE“ vorzustellen.
Punkt 21 Uhr betraten Arcade Fire die Berliner Mercedes-Benz-Arena durch den Zuschauereingang. Kaum bemerkt von den Fans schlichen sie sich durchs Publikum auf die prächtig ausgeleuchtete Bühne.
Nach etwas verhaltenem Beginn, sprang der Funke zum Publikum immer stärker über und erreichte mit dem Song „Black Mirror“ aus dem 2007er Album „Neon Bible“ einen ersten Höhepunkt.
Ab dann folgt Hit auf Hit. Außer dem Schlagzeuger spielen alle Mitglieder der Band mehrere Instrumente, die in den kaum vorhandenen Pausen zwischen den Songs routiniert übergeben werden. Die Bandmaschine Arcade Fire läuft wie geschmiert.
Win Butler und seine Frau Régine Chassagne wechseln sich beim Gesang ab und schmachten sich bei „My Body Is A Cage“ derart an, dass man kaum glauben kann, dass die Tour von einem handfesten Missbrauchsvorwurf begleitet wird: Win Butler wurde vor Tourstart von vier deutlich jüngeren Fans beschuldigt, sich ihnen sexuell aufgedrängt und dabei seine Machtposition ausgenutzt zu haben.
Butler gab die sexuellen Kontakte zwar zu, sprach aber von einvernehmlichen Handlungen. Seine Frau bekräftigte seine Version und betonte, dass sie ihn nach 20 Jahren als Lebensgefährtin und Bandmitglied ganz genau kenne und wisse, dass er niemals eine Frau ohne ihr Einverständnis anrühren würde. Bei dem Konzert war der Band von dieser unschönen Geschichte nichts anzumerken.
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Inmitten des Publikums steht eine zweite kleine Bühne, die Band nutzt diese immer wieder, um ins Publikum einzutauchen und das Gefühl eines Clubkonzerts zumindest zu simulieren. Immer wieder scheint die Musik dieser Band zu intim und emotional für eine seelenlose Multifunktionshalle und man wünscht sich die Zeiten zurück, in denen die Band in richtigen Clubs spielen konnte.
Doch im Lauf des Konzerts wird immer deutlicher, warum die Band seit dem Gewinn eines Grammys 2011 und der Oscar-Nominierung 2014 weltweit die großen Arenen füllt und sich trotzdem nicht in Beliebigkeit verliert: man kann sich dem Sog und der Wucht ihrer Songs kaum entziehen. Am Ende singt das Publikum glücklich und aus einer Kehle den Fußballstadion-Refrain von „Wake Up“: oooooh oooooh oooooooooh!
Setlist Arcade Fire Berlin 29. September 2022
- Age of Anxiety I
- Ready to Start
- No Cars Go
- Black Mirror
- It’s Never Over (Hey Orpheus)
- My Body Is a Cage
- Afterlife
- Reflektor
- Age of Anxiety II (Rabbit Hole)
- The Lightning I
- The Lightning II
- Rebellion (Lies)
- Here Comes the Night Time
- The Suburbs
- The Suburbs (Continued)
- Unconditional I (Lookout Kid)
- Haïti (mit Boukman Eksperyans)
- Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)
- Everything Now
ZUGABE - End of the Empire I-III
- End of the Empire IV (Sagittarius A*)
- Wake Up