Der dänische Indie-Musiker Alex Vargas veröffentlichte am 03. März 2023 endlich sein drittes Solo-Album mit dem Titel „BIG BIG MACHINE“.
Die Platte ist ein leidenschaftlicher Liebesbrief an die Melodien, mit denen Alex aufgewachsen ist. Eine überschwängliche Mischung aus glitzerndem Glamrock, herzzerreißendem Pop und Phaser-lastiger Psychedelica.
„Ich erlaube mir ein bisschen mehr Farbe“, so Vargas. „Ich habe wieder mehr Spaß an der Musik. Das hatte ich so nicht mehr seit meinen Tagen als sorgloser Teenager, als ich mit dem Songschreiben begonnen habe.“
Und doch scheint es, als ginge es Vargas um etwas viel Größeres als die Musik – mit seinen einfühlsamen Texten über Beziehungen, die in die Brüche gehen, und Beschreibungen von Menschen, die sich verlieben und wieder entlieben. „Ich war schon immer begeistert von den 1960er und -70er Jahren. Damals, als Songs buchstäblich als Soundtracks für Leben dienten – Leben, die freigeistig, extravagant und großartig waren“, erklärt Vargas. „Die letzten Jahre haben in mir das Bedürfnis geweckt, diese Gefühle wieder aufleben zu lassen. Und mehr denn je möchte ich sie in meiner Musik zum Ausdruck bringen.“
Album Tracklist
- Mama, I’ve Been Dying
- Yougazer
- The Love We’re Breathing In
- Slow Bullet In A Fast Gun
- Pages
- Days Are Goin Darker
- Meant To Be Together
- Get Out Of My Will
- Pickles
- Shine Your Way Out
- Famous Last Goodbyes
Mit „BIG BIG MACHINE“ im Gepäck bereitet sich Vargas auch auf die Europatournee und seinen Cameo-Auftritt in der kommenden Staffel 3 der Serie Ted Lasso vor, für den Vargas vom Mastermind der Show und heimlichen Fan Jason Sudeikis persönlich ausgewählt wurde. „Es hat so viel Spaß gemacht“, sagt Vargas. „Und die Sache ist die: Ich war bereits ein Fan der Show. Ich war schon sehr gespannt auf die neue Staffel, bevor ich überhaupt wusste, dass ich darin mitspielen würde. Außerdem durfte ich den ganzen Tag ,Hey Jude‘ singen.“
Im småll talk verriet der Vollblutmusiker, was sich hinter dem Titel seines neuen Albums verbirgt: „,BIG BIG MACHINE‘ ist nicht nur der Name meines neuen Albums, sondern auch der Name, den ich meiner Live-Band gegeben habe. Genau genommen der Name für die gesamte Live-Crew. Nicht nur die Band auf der Bühne, sondern für alle die in irgendeiner Weise an der Produktion beteiligt sind. Ich habe diesmal mehr Menschen in den gesamten Schaffensprozess involviert als jemals zuvor. Und ich möchte gerne jeden einladen, Teil davon zu werden. Wenn du dich als Teil der ,BIG BIG MACHINE‘ fühlst, dann bist du es wahrscheinlich auch.“
Biografie
Nach zwei Jahrzehnten in der Musikbranche, einer Karriere, in der es galt sich immer wieder neu zu erfinden, hat Alex Vargas nun seinen eigenen Weg gefunden. Schon als Kind war Vargas von Musik umgeben; sein Vater war Rockmusiker, aber Alex widmete sich der Musik erst, nachdem er sich in anderen Bereichen ausprobiert hatte – vor allem im Theater und im Fußball. Der in Kopenhagen lebende Künstler spricht von einem Muster, das sich im Laufe seiner Karriere immer wiederholt hat: „Als Musiker und vor allem als junger Mensch war es wichtig, meinen eigenen Weg zu finden, wenn es um Musik ging. Mein Vater hatte eine sehr eigensinnige Art, die ich bestimmt nicht schlecht heißen würde, aber ich wollte es eben einfach auch auf meine Art machen, anstatt mir jeden Schritt vorschreiben zu lassen.“
Der bedeutendste Teil von Vargas‘ musikalischer Laufbahn begann, als er im Alter von sechzehn Jahren seinen ersten Manager kennenlernte. Zu dieser Zeit war die Musik für ihn ein dringend benötigtes Ventil, das es ihm ermöglichte dem eintönigen Schulalltag zu entfliehen. Als sich ihm die Gelegenheit bot, nach England zu ziehen, um eine Karriere als Musiker einzuschlagen, ergriff er die Gelegenheit ohne zu zögern: „Die Entscheidung fiel mir alles andere als schwer.“
Nachdem Vargas verschiedenen Songwritern vorgestellt wurde, wurde er schließlich zum Frontmann der Band Vagabond. Trotz der Anerkennung durch den Mainstream, die ihnen Auftritte bei Glastonbury und im Vorprogramm von Künstlern wie James Morrison und The Script ermöglichte, war Vargas schnell desillusioniert von der Richtung, in die die Band gedrängt wurde. Nachdem er sich immer mehr mit einem toxischen Arbeitsumfeld konfrontiert sah, traf Vargas die schwierige Entscheidung sich von der Plattenfirma zu trennen und als Solokünstler weiter zu arbeiten.
„Wir wurden zu etwas geformt, nach dem wir nicht klingen wollten… nur eben mit meinem Gesang“, erzählt er rückblickend. „Ich erinnere mich, dass ich das Gefühl hatte, nicht da zu sein wo ich hingehörte. Ich war gerade einmal 19 Jahre alt und hatte eine Scheißangst, weil ich davon träumte ein Rockstar zu werden. Das Management sagte mir nur, dass ich es schaffen und letztendlich das Sagen haben könnte, wenn ich es denn nur durchhalte. Aber in Wahrheit gibt es nur sehr wenige Leute, die es tatsächlich ganz nach oben schaffen. Wenn man auf dem Weg dorthin scheitert und dabei seinem Herzen nicht treu geblieben ist, dann wird die ganze Arbeit, die man geleistet hat, auf einen Schlag negativ auf einen zurückfallen. Das Bauchgefühl, auf das ich so lange nicht geachtet hatte, schrie in mir plötzlich auf.“
Vargas brauchte einige Zeit, um sich von den schwerwiegenden Folgen dieser Erfahrung zu erholen, die eine sehr schwierige Phase seines Lebens kennzeichnete. „Es hat lange gedauert“, räumt er ein. „Vor allem, wenn man vorher mit jemandem zusammengearbeitet hat, der einen buchstäblich auseinandergenommen hat und am Ende wie einen blanken Nerv zurückgelassen hat. Ich musste wieder herausfinden was mich als Kreativen ausmacht; und natürlich wo meine Stärken liegen.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte er einen Großteil des Geldes, das er verdient hatte bereits ausgegeben und war ohne greifbare musikalische Ziele auf sich allein gestellt; aber in dieser kritischen Phase wandte sich Vargas intensiv dem Songwriting zu, um seine Gefühle zu verarbeiten. „In diesem Moment, selbst als ich das Gefühl hatte in der Welt der Musik wäre kein Platz für mich, war mir bewusst, dass ich es schaffen musste. Das Schreiben von Liedern wurde für mich zur Therapie“, erklärt er. „Plötzlich wurde ich mir meiner eigenen Bedürfnisse bewusst und der Art und Weise, wie ich die Dinge angehen wollte. Das Verhältnis zu meinem damaligen Manager änderte sich, weil ich nun ein älterer Künstler war, aber für diese Erkenntnis musste ich verdammt tief sinken. Als das Geld knapp wurde, ich in einer Kneipe arbeitete und nicht mehr mit meiner Popstar-Freundin zusammen war, kam psychologisch alles zusammen. Meine Prioritäten verschoben sich.“
Von da an beschloss Vargas, auf sein Bauchgefühl zu hören – und das ist nach wie vor der wichtigste Ratschlag, den er angehenden Künstlern gibt: „Wenn du dich in einer Situation unwohl fühlst, darfst du aufstehen und gehen.“ Mit 24 Jahren schrieb Vargas einen Song mit dem Titel „Howl”, der seine Herangehensweise an seine Karriere völlig veränderte. „Als ich noch jünger war hatte ich mich nie mit dieser Form von ernsthaftem Songwriting beschäftigt, es wurde ja auch nie gefördert. Wir wurden dazu gedrängt, die ganze Zeit den großen Popsongs hinterher zu jagen. Aber als ich ,Howl‘ schrieb, bedeutete es mir wirklich etwas. Es brachte mich dazu, mein Handwerk in den Vordergrund zu stellen und ein besserer Sänger zu werden, anstatt ,es zu schaffen‘.“
Vargas feilte an seiner Falsettstimme, die inzwischen einen großen Teil seines Repertoires ausmacht und begann sogar sich mit der Produktion zu beschäftigen. „Ich fing an, Demos aufzunehmen und mit einer Menge Elektronik herumzuspielen. Ich bekam mein erstes Studio und plötzlich hatte ich das Gefühl etwas Ernsthaftes zu machen. Das lag daran, dass ich nicht hinter etwas her war; das Wichtigste war das Handwerk und die Leidenschaft und Verzweiflung, mit der ich live spielte.“
Neben den vielen Veränderungen in Vargas‘ Leben gibt es allerdings eine Sache, die in seiner langjährigen Karriere immer gleichgeblieben ist: Die Leidenschaft Live vor Publikum zu spielen. Mit diesem Mindset konnte er sich in ganz Dänemark, der EU und darüber hinaus einen Namen machen und auf renommierte Festivals wie Glastonbury, T in the Park und dem Roskilde Festival auftreten.
Doch nicht nur die großen Festivalbühnen sind es, die für Alex Vargas von Bedeutung sind: Auch wichtige kulturelle Lokalitäten wie die königliche Oper in Kopenhagen zählen zu seinem Tourplan dazu. „Das kommt von meiner Zeit am Theater“, fügt Alex hinzu. „Wenn ich auf der Bühne stehe, kann ich derjenige sein, der ich sein will… Manchmal ertappe ich mich selbst bei dem Gedanken, dass ich Songs schreiben muss, nur damit ich wieder raus auf die Bühne gehen und sie live spielen kann, denn das ist einfach so wichtig für mich. Du teilst diesen Moment mit allen, wenn du ihnen dein Herz ausschüttest. Mittlerweile trinke ich auch nicht mehr, bevor ich auf die Bühne gehe, dennoch gab es Abende an denen ich nüchtern von der Bühne kam und meine Pupillen geweitet waren – es gibt einfach kein vergleichbares Gefühl.“
Nachdem er auf der Suche nach sich selbst viele Höhen und Tiefen durchgestanden hat, kann es Vargas kaum erwarten, der Welt endlich seinen neuen Sound zu präsentieren. Der Musiker, der mittlerweile Vater von zwei Kindern ist, hat es geschafft sein Talent für das Schreiben von unverfälscht rohen, doch zu gleich einfühlsamen Stücken zu perfektionieren.
Das Paradebeispiel dafür ist wohl seine 2017er Hit-Single „Shackled Up“, in der er sich mit fast schon selbstverständlicher Leichtigkeit mit einer schwierigen Beziehung und deren Scheitern auseinandersetzt. Sein neues Album stellt dabei nicht nur sein Markenzeichen in den Vordergrund: Der hohe Falsett Gesang wird dabei wie in der ersten Single des Albums „Yougazer“ mit seinem neu entdeckten, klaren Optimismus in ein neues Licht gerückt. Die an Pop und Jazz angelehnte Single strahlt dadurch unverhohlenes Vertrauen aus, wenn er verkündet: „Love me anyway“.
Auf dem ersten Track des Albums „Mama I’ve Been Dying” erzählt Vargas von der Suche nach sich selbst, nachdem er sich völlig verloren hatte. Auch die anderen Songs handeln von Themen, mit denen er sich noch nie zuvor in seiner Musik beschäftigt hat. Darunter das Leben nach der Flitterwochenphase, das Kinderkriegen und die Versöhnung mit seinem Vater nach 10 Jahren der Trennung. Es ist ein unheimlich ehrliches Album, das diesen neuen Abschnitt in Vargas‘ Karriere und Leben perfekt widerspiegelt. Wie er so eloquent über den Song ‚Pickles‘ erzählt: „Es geht um die Wochenenden mit meiner Familie und einer romantischen Vorstellung davon, wie wir diese Tage miteinander verbringen. Ich habe ihn sehr spät geschrieben, es muss irgendwann in der Nacht gewesen sein, als meine Familie schon schlief. Ironischerweise herrschte am nächsten Morgen das reinste Chaos.“
Über sein letztes, 2019 erschienenes Album „Ego“ (Super/Trip/Maniac) und die Wiedererlangung seines Glücks sagt Vargas: „Meine letzte Platte entstand kurz nach dem Tod meiner Schwester und sie wurde sehr introspektiv. Es entstand aus einer Notwendigkeit heraus, aber jetzt wollte ich ein anderes Album machen und mich damit wieder dem Publikum zuwenden.“ Dabei brach Vargas mit seinen traditionellen Akkordstrukturen und tauchte in die Klänge der 60er und 70er Jahre ein, was natürlich seine Sichtweise auf das Songwriting/Komponieren veränderte. „Ich erlaube mir mittlerweile ein bisschen mehr Farbe“, fügt er hinzu. „Ich habe dieses bestimmte Gefühl dafür wiedergefunden – das Gefühl Spaß an der Musik zu haben, das ich nicht mehr hatte, seit ich als sorgloser Teenager mit dem Schreiben von Songs begonnen habe. Oder anders ausgedrückt: Es ist nicht schwer zu erkennen, dass Alex Vargas ein Künstler ist, der seinen Platz gefunden hat und nun selbstbewusst seine nächsten Schritte gehen wird.“
Alex Vargas Socials