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Air spielen „Moon Safari“ in Berlin

„Moon Safari“ von Air war im Jahr 1998 eines der wegweisenden Alben, das überall in Heavy Rotation gespielt wurde. Gestern spielte das französische Duo das Album in voller Länge im Theater des Westens und nahm sein Publikum mit auf eine Zeitreise.

Wer im Jahr 1998 in Cafés oder Bars unterwegs war oder Radio hörte, kennt auch „Moon Safari“, das wegweisende Debütalbum der französischen Soft-Elektroniker Air. Ihr in Watte gebetteter Elektroniksound war damals der heiße Scheiß, obwohl es verwundert, dass es in den Charts gar nicht so gut abgeschnitten hat, wie es heute im subjektiven Rückblick scheint. In Deutschland landete es jenseits von Platz 50 und sogar in Frankreich konnte es nicht die Top 20 erreichen.

Auf lange Sicht hat sich „Moon Safari“ aber zu einem Klassiker der 90er Jahre gemausert, der in keiner Bestenliste fehlen darf. Der luftige, retrofuturistische Sound von Air war ab den 2010er Jahren nicht mehr angesagt, die harten Beats übernahmen das Kommando in den Clubs und in den Charts und so verschwand die Band langsam immer mehr in der Versenkung und die beiden Macher, Nicolas Godin und JB Dunckel kümmerten sich verstärkt um ihre Soloprojekte und Filmmusik.

Und immer, wenn sich eine Tour zu einem neuen Album finanziell nicht mehr lohnt, kommen Bands auf die Idee, ihre alten, bekannten Sachen auszupacken und noch einmal live aufzuführen. Und so kommt es auch, dass Air ihr Debüt den Fans der ersten Stunde noch einmal live präsentieren. Ganze drei Shows hintereinander konnten Air im 1800 Menschen fassenden Theater des Westens ausverkaufen.

Die Setlist war erwartbar, die US-Sängerin Beth Hirsch, die zwei der schönsten Songs des Albums gesungen hatte, war erwartungsgemäß leider nicht mit dabei. Ihre Stimme wurde mit Effekten belegt vom Band eingespielt, eine kreative Idee, um keine andere Sängerin für den Part verpflichten zu müssen. Der Star des Abends war allerdings die Bühne, die – zum Leidwesen der Zuschauer auf den obersten Rängen – in einem verspiegelten Kasten war, was ganz erstaunliche Lichteffekte und Visuals ermöglichte, die man so noch nie gesehen hatte.

Der Sound des Trios (Dunckel an Keyboards und Piano, Godin an Bass, Gitarre und Synths und Schlagzeuger Brian Reitzell) ist ausgewogen und differenziert und es fällt immer wieder positiv auf, dass große Teile des Albums auch tatsächlich von der Band live eingespielt und nicht nur zusammengesamplet wurden. Doch er zeigt auch, wie sehr sich die Hörgewohnheiten in den letzten 25 Jahren gewandelt haben. Immer wieder wünschte man sich mehr Beats, mehr Tempo und mehr Bass, einfach mehr, doch Air blieben jederzeit wohltemperiert und distanziert, nahezu unerreichbar wie Major Tom in ihrer lichtdurchfluteten Kapsel.

Die Fantastischen Vier (Foto: Mumpi / Monsterpics)
Act des Monats: Die Fantastischen Vier (Foto: Mumpi / Monsterpics)

 

Den zweiten Teil des Abends bestreiten sie mit Songs ihrer anderen Alben, doch nach und nach lässt die Spannung nach und man fühlt sich förmlich eingelullt von der musikalischen Berieselung und es wird klar, warum die Band heute so aus der Zeit gefallen scheint. Und so wird die Show doch noch zu dem, was von Anfang an zu erwarten war: ein nostalgischer Nachhall einer längst vergangenen Zeit.


Setlist Air 3.3.2024 Berlin, Theater des Westens

Moon Safari
La femme d’argent

Sexy Boy

All I Need

Kelly Watch the Stars

Talisman

Remember

You Make It Easy

Ce matin‐là

New Star in the Sky (Chanson pour Solal)

Le voyage de Pénélope

Best Of
Radian

Venus

Cherry Blossom Girl

Run

Highschool Lover

Surfing on a Rocket

Don’t Be Light

Zugabe:
Alone in Kyoto

Electronic Performers

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