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Adeles Mega-Event in München: Hohe CO₂-Emissionen durch Fans

Im August 2024 verwandelt sich München in das Mekka für Adele-Fans: Die britische Sängerin gibt dort noch bis zum 31. August eine Serie von zehn Konzerten. Diese Residency zieht Fans aus ganz Europa an, doch eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die damit verbundenen CO₂-Emissionen besorgniserregend sind.

Eine Gruppe von Klimaaktivisten, darunter Mitglieder von Music Declares Emergency (Motto: „No music on a dead planet“), nutzte das Mega-Event, um vor Ort Daten zum Anreiseverhalten der Besucher zu sammeln. Mithilfe der Crowd Impact App wurden an zwei Konzerttagen insgesamt 1.407 Fans befragt. Die Umfrage konzentrierte sich darauf, welche Verkehrsmittel die Besucher nutzten und wie viele Kilometer sie dafür zurücklegten.

Die Ergebnisse der Umfrage:

  • 24 % der Befragten reisten mit dem Flugzeug an: Für fast ein Viertel der Konzertbesucher war das Flugzeug das Hauptverkehrsmittel. Besonders besorgniserregend: 92 % dieser Flugreisenden gaben an, dass das Konzert der Hauptgrund für ihre Reise war.
  • 52 % der zurückgelegten Kilometer wurden mit dem Flugzeug zurückgelegt: Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der gesamten Reisestrecke der Fans durch Flugreisen abgedeckt wurde, was zu einer enormen CO₂-Belastung führte. Wesentlich höher, als wenn die Künstlerin mit ihrer Tour durch Europa gereist wäre.
  • 77 % der Anreise-Emissionen entfallen auf Flugreisen: Die Umfrage zeigte, dass Flugreisen den größten Anteil an den Gesamtemissionen ausmachen. Fans, die aus entfernteren Regionen Europas kamen, wählten fast ausschließlich das Flugzeug als Transportmittel, was im Vergleich zum Auto viermal höhere Emissionen bedeutet.
Wer mit dem Flugzeug reist, produziert die meisten Emissionen. (Grafik: Julian Vogels)

Eine besondere Anekdote aus der Umfrage betraf eine Familie aus Portugal, die mit dem Auto über eine enorme Strecke anreiste. Trotz des langen Weges entschieden sie sich gegen das Flugzeug, um ihre CO₂-Bilanz zu verringern. Doch für die meisten Fans aus ähnlich weit entfernten Ländern war das Flugzeug die bevorzugte Wahl. Trotz teils absurd hoher Ticketpreise für eine einzige Show reisten für jede der zehn Shows rund 80000 Menschen an, nur um ihren Star auf überdimensionalen Screens zu sehen.

Doch München ist nur die Spitze des Eisbergs, für ihre 66 Shows in Las Vegas reisten die Fans teilweise noch weiter an und alle mit dem Flugzeug, schließlich liegt die Stadt mitten in einer Wüste, in der es bereits heute fast kein Wasser mehr gibt.

Emissionen bei einer Anreise aus Portugal für 4 Personen im Vergleich (Grafik: Julian Vogels)

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die zentrale Durchführung eines so großen Events in einer einzigen Stadt zu erheblichen CO₂-Emissionen durch Fan-Anreisen führt. Hätte Adele in mehreren europäischen Städten gastiert, wären die Anreisen kürzer und die Emissionen deutlich geringer ausgefallen. Dies wirft Fragen zur Nachhaltigkeit solcher Mega-Events auf, die trotz ihrer Größe und Faszination einen hohen Preis für die Umwelt bedeuten.

Immerhin ließ Adele verlauten, dass sie nach ihrer Tour erstmal eine lange Pause einlegen werde. Das ist nicht nur gut fürs Bankkonto der Fans, sondern auch gut für die Umwelt.

Weiter um die Welt touren wird hingegen Taylor Swift.

TAYLOR SWIFT THE ERAS TOUR (PRESSEFOTO)
Taylor Swift reist immerhin ihren Fans hinterher und nicht umgekehrt. (Pressefoto)

Zwar wurde auch Taylor Swift massiv dafür kritisiert, dass sie sich nur noch in ihrem Privatjet bewege und in einem Jahr rund siebenmal um die Erde flog, das ist allerdings nichts verglichen mit den Emissionen, die 800.000 Fans innerhalb eines Monats verursachen. Die Entwicklung zeigt, dass zwar viel über den Klimawandel geredet wird, aber es immer noch nicht in den Köpfen angekommen ist, wie ernst es bereits ist und welche Konsequenzen das haben wird. Weder bei Fans, noch bei den Superstars und ihren Veranstaltern.

Coldplay versuchten bei ihrer aktuellen Tour immerhin die Emissionen ihrer Welttourneen zu verringern. Sie nutzten Solarpanels und Batterien, um die Bühne mit Strom zu versorgen, und forderten Fans auf, mit nachhaltigen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Band installierte kinetische Böden und Fahrräder, die durch die Bewegungen der Fans Energie erzeugen. Zudem wurden Bäume gepflanzt, um den CO₂-Fußabdruck der Tour auszugleichen, was auf massives Greenwashing hindeutet, denn umweltfreundlich ist so ein riesiges Stadionevent mit Fans aus aller Welt mit Sicherheit nicht.

Coldplay 2022 in Berlin (Foto: Andreas Budtke)
Coldplay betreiben zwar auch nur Greenwashing, schaffen aber immerhin ein Bewusstsein. (Foto: Andreas Budtke)

Insgesamt gelang es ihnen nach eigenen Angaben, die Emissionen im Vergleich zu ihrer letzten Tour um mehr als 50 % zu reduzieren. Was immer noch viel zu viel ist, aber immerhin thematisieren sie das Thema Klimaschutz auf ihrer Tour und schaffen so ein Bewusstsein bei den Fans, dass es nicht einfach so weitergehen kann wie bisher und wir uns alle anstrengen müssen unseren CO₂-Fußabdruck massiv zu reduzieren. Diese Bemühungen trat Adele mit ihren Shows mit Füßen, nur für die eigene Bequemlichkeit.