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Klee – Trotzalledem (Album Review)

Nach zehn Jahren Pause klingen Klee auf „Trotzalledem“ trotzig tanzbar und dennoch melancholisch melodiös.

Redaktionswertung: ★★★★★★

Mit charmanter Tears-For-Fears-Referenz streuen Klee im melodieseligen Opener „Club der Liebenden“ gleich einmal einen starken „Shout“ für die vielen hoffnungslos romantischen und hoffnungsvoll popverliebten Menschen unter uns ein:

Video: Klee – Club der Liebenden

Das Kölner-Klee-Duo Suzie Kerstgens und Sten Servaes hat mit „Trotzalledem“ ein trotzig tanzbares Album aufgenommen, das zwischen verträumter Melancholie und verdammt cooler Beharrlichkeit zärtlich schillert. Musikalisch eingängig und elegant produziert, mit dichtem Synthieteppich und luftigem Gitarrenspiel angereichert, betextet Klee seinen deutschsprachigen Indiefolk mit nachdenklichem Optimismus und liebevollen Oden, der weit weg von dem Kitsch aktueller deutscher Pop-Poeten oder von esoterischen Wandtattoo-Lyrics einer Nena ist. Beides wird wunderbar im Song „Glitzer drauf“ entlarvt , wenn Plattitüden wie „Das Leben ist kein Poesiealbum“ mit den Zeilen „Problem, Problem, wir reden uns alles schön und streuen Glitzer – sieht scheiße aus“ beantwortet wird.

Und da ist noch der mitreißende Track „Zwischen Hoffen und Resignieren“, der nicht nur in den Lyrics an unser Privileg der Freiheit erinnert, sondern auch im dazugehörigen Clip jene feiert. Suzie und Sten schlüpfen darin nämlich in die schrulligen Serienrollen der „Detectorists“, zwei exzentrischen Sondengänger auf dem englischen Land, die beim Suchen nach vergrabenen und verschollenen Schätze über Alltägliches philosophieren. Der sanfte Seventies-Sound des Klee-Songs passt dabei perfekt zum Tribut der großartig liebevollen BBC-Serie, die ürbigens noch bis zum 28. November 2021 in der ARTE Mediathek zu sehen ist. Dieses Video hier macht jedenfalls ziemlich viel Lust auf mehr grünen Klee in unserem Leben:

Video: Klee – Zwischen Hoffen und Resignieren

Der sanfte Sound täuscht manchmal darüber hinweg, dass Klee kritische Geister sind. Vor allem die erste Single war ein Protest gegen den allgemeinen Zeitgeist, in dem Selbstoptimierung und Angepasstheit dominiert. Im Text zu „Danke Nein“ heißt es: „Alle optimieren sich – Ich nicht – Alle reproduzieren sich – Ich nicht – und alle so Nice – Ich nicht – Danke Nein!“. Und auch hier gibt es eingestreute Popzitate, wie das eingeflochtene „Non, je ne regrette rien“ („Nein, ich bereue nichts“) von Edith Piaf.

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Video: Klee – Danke Nein

Die verträumte Verspieltheit und traumwandlerische Sicherheit im Sound rücken Klee auf „Trotzalledem“ in die Nähe von Bands wie The Cardigans, Everything But The Girl sowie Die Sterne. Oder wie es Suzie empfindet: „Gemeinsam auf der Tanzfläche mit den Pet Shop Boys, Tears For Fears und New Order.“ Solche Songs voller Leichtigkeit und zugleich Dringlichkeit sind vielleicht genau das, was einen derzeit zu trösten und treiben vermag. Danke für dieses kleine Glück, Klee!

▶︎ Klee – „Trotzalledem“ auf Spotify anhören: