Jedes Wochenende gibt es lange Warteschlagen vor der härtesten Tür der Welt im Berliner Berghain. Warum das so ist und wie du deine Chancen erhöhst reinzukommen.
Das Berghain ist einer der berühmtesten Techno-Clubs der Welt. 2004 öffnete das Berghain am Berliner Ostbahnhof seine Pforten als Nachfolger des damals schon legendären Ostgut, das 2003 schließen musste und für den Bau der Mercedes Benz Arena abgerissen wurde.
Der Club entwickelte sich aus einer schwulen Sexparty und steht heute für harten Techno und ausschweifende Nächte, die teilweise mehrere Tage lang gehen. Über die Jahre kamen immer mehr Techno-Fans wegen des kompromisslosen Sounds ins Berghain. Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Dresscode oder Herkunft spielen heute keine Rolle mehr, alle feiern zusammen und das macht auch das spezielle Flair des Berghain aus. Der Name Berghain setzt sich aus den Bezirken KreuzBERG und FriedrichsHAIN zusammen, an deren Grenzen der Club steht.
Seit das Berghain von DJs im DJ Mag 2009 zum „besten Club der Welt“ gekürt wurde, hat sich das Publikum der Berliner Undergroundikone leider stark verändert. Jedes Wochenende stehen massenweise Feiertouristen aus aller Welt vor den Toren des Berghain und wollen eingelassen werden. Obwohl es naturgemäß Kapazitätsgrenzen gibt.
Da das Berghain nicht zu den Geldgebern des DJ Mags gehört, wurde im Folgejahr das Ranking umgestellt und nun wählen nicht mehr DJs, sondern Leser die besten Clubs der Welt. Und die wählen natürlich nicht die besten, sondern die, die sie kennen und die sind hauptsächlich auf der Urlaubsinsel Ibiza. Doch fragt man heute DJs, in welchem Club sie am liebsten einmal auflegen würden, gibt es eigentlich immer nur eine Antwort: im Berghain. Und das liegt nicht nur am fantastischen Soundsystem.
Warum das Berghain der beste Club der Welt ist
Nach der langen Corona-Pause, in der das Berghain zur Galerie umfunktioniert wurde, herrscht wieder der ganz normale Irrsinn an der Tür mit einer Schlange von 3 bis 4 Stunden in der Klubnacht von Samstag auf Sonntag. Wer sich das antun will, sollte ein paar Dinge beachten, um sicherzustellen, an der Tür nach der langen Wartezeit nicht „heute nicht“ zu hören.
Tipp: Am Freitag ist die Schlange normalerweise nicht ganz so lang, allerdings auch nur ein Floor (Panorama Bar oder Säule) geöffnet. Das Berghain selbst bleibt Freitags (normalerweise) geschlossen.
▶︎ The Sound of Berghain: Die besten DJs Livesets aus dem Berghain
Wie man garantiert (nicht) ins Berghain kommt
Normalerweise besucht jedes Wochenende von Freitag bis Sonntagabend ein bunt gemischtes Publikum aus aller Welt den legendären Club, doch die Mehrheit schafft es gar nicht erst durch die Tür. Die Türsteher gelten als die härtesten in ganz Deutschland. Ihr Job ist kein leichter, da jedes Wochenende viel mehr feierwütige Menschen aus aller Welt anstehen, als in den Club passen würden. Wer rein kommt und wer nicht, ist kaum mehr vorherzusagen. Viele werden aus unerfindlichen Gründen von den Türstehern abgewiesen. Aber wie du garantiert an der Tür scheiterst, sagen wir dir hier.
1. Du kommst zu deinem Jungesellenabschied
Zwar wird der Club völlig zu Recht in allen Reiseführern als das Nonplusultra des Berliner Nachtlebens angepriesen, aber genau deshalb lassen die Türsteher in der Regel keine größeren Gruppen rein. Die Frage „wie viele seid ihr?“ gehört zu den Standardfragen an der Tür. Tipp: Am besten geht man zu zweit oder zu dritt ins Berghain und fällt als besoffene Reisegruppe nicht schon in der Schlange unangenehm auf. Das Berghain ist nicht der Ballermann, sondern ein Underground-Club.
2. Du stehst eigentlich gar nicht auf Techno
Du willst einfach mal reinschauen, stehst aber gar nicht auf Techno? Dann hältst du es drin sowieso keine 10 Minuten aus! Das Berghain ist kein Zoo, auch wenn es manch posierliches Tierchen dort zu bestaunen gibt. Aber zum Glück hat das Berliner Nachtleben für Alle was zu bieten. Hier findest du eine Übersicht über die besten Clubs in Berlin. Wer sich einfach nur die beeindruckende Halle ansehen möchte, kann auch einfach in ein Konzert oder eine Ausstellung im Berghain gehen, für die man regulär Tickets kaufen und bei denen es auch keine Auslese an der Tür gibt.
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3. Du hast ja nichts gegen Schwule, aber…
Das Berghain ist aus einem schwulen Sexclub entstanden, auch wenn inzwischen alle mitfeiern dürfen, ganz egal welche sexuelle Ausrichtung oder Nationalität. Also komm klar damit, wenn du auch mal zur Minderheit (=hetero, Berliner) gehören solltest und dich ein Mann anflirtet. Frauen genießen meistens die hohe Schwulenquote und fühlen sich im Berghain deshalb meist freier als in einem reinen Heteroladen.
4. Du bist prominent
Auch Britney Spears machte bereits unerfreuliche Bekanntschaft mit den Türstehern des Berghains, denen Promis herzlich egal sind. Angeblich wurde sogar Techno-Star Ritchie Hawtin mal abgewiesen, während sich Björk kaum bemerkt als ganz normaler Gast unter die Menge auf der Tanzfläche mischte und auch viele Berliner Promis die fotofreie Athmosphäre im Club schätzen, wo es völlig egal ist, wer man ist. Das Berghain ist ein Underground- und kein Schickimicki-Club, daran hat auch der mediale Hype der letzten Jahre zum Glück nichts geändert. Wer sich an der Tür als besonders wichtig aufspielt und sich aufregt, wenn er damit nicht reinkommt, macht sich einfach nur lächerlich.
5. Du bist Fotograf
Zugegeben, das Berliner Berghain ist ein sehr fotogener Ort. Insbesondere die Toiletten und die Darkrooms. Der Künstler Wolfgang Tillmans wurde mit seiner Fotoserie aus dem Vorläuferclub Ostgut weltberühmt und hängt inzwischen in allen großen Museen. Für alle anderen ist Fotografieren im Berghain aber strengstens verboten und führt zum Rausschmiss. Smartphone-Kameras werden deshalb an der Tür abgeklebt. Und das aus gutem Grund: What happens in Berghain, stays in Berghain. Jeder soll sich dort frei und unbeobachtet fühlen können. Also: respektiere die Freiheit der anderen und lass das Smartphone einfach an der Garderobe.
6. Du kaufst dein Outfit bei Kik
Berlin ist sicher nicht das Zentrum der Modewelt und es gibt eigentlich auch keinen Grund sich fürs Berghain besonders aufzubrezeln. Es gibt auch keinen bestimmten Dresscode im Berghain, ganz im Gegenteil: anything goes! Dass man schwarz tragen muss, ist nur ein Gerücht, was dazu führte, dass alle Touristen heute nur noch in schwarz kommen. Gefragt ist aber vor allem eins: Persönlichkeit. Und die findet man in der Regel nicht bei H&M und hat auch nichts mit einer Farbe zu tun. Grundsätzlich gilt für Klamotten: weniger ist mehr, drin ist es sowieso viel zu heiß. Komplett nackt feiern ist übrigens auch kein Problem im Berghain.
7. Du bist schon drei Tage wach
Natürlich sind Technoclubs kein Ort von Traurigkeit und auch Alkohol und Drogen spielen immer eine gewisse Rolle. Aber wenn du schon völlig breit an den Türstehern vorbei willst, wird die Tür verdammt eng.
8. Du hast ein Rhetorikseminar besucht
Die Türsteher wollen dich heute aus irgendwelchen Gründen nicht reinlassen und du möchtest das jetzt bitte ausdiskutieren. Viel Erfolg! Wenn du ein „heute nicht“ zu hören bekommst, nimm es nicht persönlich und versuche es einfach nächstes Mal wieder.
9. Du kommst, dich zu beschweren
Da wartest du zwei Stunden im Regen in einer Schlange vor einem Club, die Stimmung ist am Boden und du hattest eh einen beschissenen Tag. Mit deinem Gesichtsausdruck signalisierst du der Tür sofort, dass du heute total Bock auf Party hast.
10. Du weißt ganz genau, wie man reinkommt
Niemand weiß letztlich genau, wer im Berghain rein kommt und wer nicht. Chef-Türsteher Sven Marquardt verriet in einem Interview mit Arte Tracks das Geheimnis seiner Selektion, worüber er normalerweise nie öffentlich spricht.
Wer trotz der langen Schlange ins Berghain will, sollte also immer einen Plan B haben, um sich sein Wochenende nicht von notorisch schlecht gelaunten Türstehern versauen zu lassen: es gibt auch noch viele andere Clubs in Berlin, in die du problemlos rein kommst.
Tipp: Wie man doch noch ins Berghain kommt
- Wer zu möglichst ungewöhnlichen Zeiten, zum Beispiel am frühen Sonntagmorgen oder späten Sonntagabend kommt, kommt zwar auch nicht einfach so an den Türstehern vorbei, kann sich aber zumindest meistens die stundenlange Warterei in der Schlange sparen.
- Im Sommer und zu Urlaubszeiten oder Feiertagen ist die Schlange zudem deutlich länger als im Winter und als an normalen Wochenenden.
- Freitags hat nur die wesentlich kleinere Panoramabar geöffnet, wo hauptsächlich House gespielt wird. Freitags ist der Andrang daher auch überschaubarer.
- Die Tanzflächen kommen meistens erst ab 3 Uhr nachts so richtig in Fahrt. Die beste Stimmung ist aber traditionell kurz vor Schluss am Montagmorgen, wenn nur noch die ganz hartgesottenen da sind und es endlich genug Platz zum Tanzen gibt. Wer am Montag nicht arbeiten muss, kommt also besser erst am Sonntagabend ins Berghain.
- Auch das Personal an der Tür wechselt. Wenn du in der Nacht abgewiesen wurdest, heißt das nicht, dass du am nächsten Tag nicht rein kommst. Versuch’s also einfach nochmal und nimm’s einfach nicht persönlich! Jeder wurde irgendwann mal abgewiesen. Das gehört einfach inzwischen dazu bei einem Club, der einfach immer voll ist, obwohl so viele Leute abgewiesen werden.
Die Geschichte des Berghain
Der Club
Die Wurzeln des Berghain reichen bis in die frühen 1990er Jahre zurück. Damals fanden die ersten schwulen Snax-Parties in einem ehemaligen Nazi-Bunker statt, in dem sich heute die Boros Collection befindet. Daraus entstand 1999 der Berliner Technoclub Ostgut in einer ehemaligen Halle der Deutschen Reichsbahn. Das Ostgut war nicht nur ein Ort für harte elektronische Musik, sondern auch ein Zentrum für schwule Fetisch- und Sexpartys, bekannt als „Snax-Veranstaltungen“ und den Men-Only-Darkroom „Lab.oratory“. Der Club spielte eine bedeutende Rolle in der Berliner Technokultur.
Leider wurde das Ostgut 2004 abgerissen, weil auf dem Gelände eine Mehrzweckhalle eröffnen sollte, die sich heute Mercedes-Benz-Arena nennt. Doch die Macher fanden schnell einen geeigneten und noch größeren Ort ganz in der Nähe, ein ehemaliges Heizkraftwerk. Die Panoramabar, ein Teil des Berghains, öffnete ihre Türen am 15. Oktober 2004, gefolgt von der offiziellen Eröffnung des Berghains am 18. Dezember 2004. Tatsächlich war das neue Berghain, sehr ähnlich, aber noch besser als das alte Ostgut und wurde schnell zum angesagtesten Hotspot Berlins.
Das Gebäude wurde zwischen 1953 und 1954 im Stil des Sozialistischen Klassizismus erbaut und erstreckt sich über vier Stockwerke. Im Erdgeschoss befinden sich der Kassenbereich, die zentrale Garderobe und eine kleine Bar. Im Frühjahr 2017 wurde der ursprünglich größere Darkroom zu einer weiteren Veranstaltungsfläche namens Säule umgebaut. Nebenan entstand mit der Halle eine große Ausstellungsfläche und mit der kleinen Berghain-Kantine und dem Rüdersdorfer Bierhof gibt es auf dem Gelände heute auch Orte für Leute, die mit Techno oder Darkrooms nichts anfangen können.
Über eine Stahltreppe gelangen die Besucher in den eigentlichen Clubraum des Berghain. Hier befindet sich die Tanzfläche, umgeben von den ikonischen Lautsprechern von Funktion-One, dem DJ-Pult und verschiedenen Podesten. Der Dancefloor erstreckt sich über 18 Meter in die Höhe und bietet Platz für etwa 500 Gäste.
DJs und Musik
Das Berghain ist für sein erstklassiges Booking bekannt. In den regulären Clubnächten steht ausschließlich Techno auf dem Programm. In der Panorama Bar legen renommierte House- und Deep-House DJs auf. Zu den Resident DJs gehören Marcel Dettmann, Nick Höppner, Tama Sumo, Ben Klock und Virginia. Viele dieser Resident DJs haben auf dem mit dem Berghain verbundenen Label Ostgut Ton veröffentlicht und haben ihre Karriere im Berghain begonnen.
Öffnungszeiten und Besonderheiten
Der Club öffnet in der Regel freitags um 22 Uhr und schließt samstags gegen Mittag. Samstagnachts um 12 Uhr beginnt die sogenannte Klubnacht, bei der sowohl die Panorama Bar als auch der Hauptfloor bespielt werden. Diese endet in der Regel erst am Montagvormittag. In den Sommermonaten öffnet der Garten sonntags um 12 Uhr seine Pforten.
Unter der Woche finden sehr vereinzelt auch Konzerte im Berghain und in der angeschlossenen Berghain Kantine statt. Außerdem beherbergt der Club auch das Club Transmediale Festival. Zu diesen seltenen Gelegenheiten kann man Karten fürs Berghain auch im Vorverkauf erwerben, ansonsten gibt es Tickets nur gegen Cash an der Abendkasse, vorausgesetzt, man hat es an den Türstehern vorbei geschafft. Im Berghain kann nicht mit Karten bezahlt werden.
Der Club ist heute vor allem für seine strenge Türpolitik berühmt und berüchtigt. Die Türsteher nehmen eine rigorose Auswahl der Gäste vor, und es ist keine Seltenheit, dass Besucher auf typisch Berliner Art abgewiesen werden: schroff und unfreundlich. Ein weiteres Merkmal des Berghains ist das strikte Fotografie- und Videoverbot im Inneren des Clubs. Dies dient dazu, den Gästen maximale Freiheit und Privatsphäre zu gewährleisten. Fotografien oder Videos aus dem Inneren des Clubs sind äußerst selten. Die meisten Besucher schätzen und respektieren die Freizügigkeit, die das Fotoverbot ermöglicht. Frei nach dem Motto: „What happens in Berghain, stays in Berghain“.