Viele Menschen verwenden die Begriffe Electro, Techno oder EDM synonym für elektronische Dance Music. Dabei sind die Unterschiede riesig.
Elektronische Musik dominiert seit inzwischen 30 Jahren das Nachtleben. Möglich wurde das durch die revolutionäre Entwicklung des Samplers, mit dem man bestehende Musikstücke komplett neu zusammensetzen konnte, sowie den Drumcomputer Roland TR-808, der auch heute noch auf vielen Techno-Produktionen zu hören ist.
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Diese Technologie trug etwa zur gleichen Zeit auch zur Entstehung von Rap bei. Man brauchte plötzlich kein Instrument mehr spielen zu können, um Musik zu machen. Außerdem wurde es möglich, Singles zu remixen und neben der Radioversion eine Clubversion auf Platte zu pressen. Ab Mitte der 70er Jahre wurden speziell für diesen Zweck Maxi-Singles (12 Inches) hergestellt, ein fast schon historisches Format, das auch heute noch für die meisten DJs das bevorzugte Format ist.
Was ist Techno?
Techno ist eine Kunstform, die in Deutschland von Kraftwerk erfunden und in Detroit von DJs wie Juan Atkins, Derrick May oder Kevin Saunderson in den verlassenen Fabrikhallen Detroits zur globalen Tanzmusik weiterentwickelt wurde.
In Deutschland gehörten Sven Väth und Westbam Ende der 80er zu den ersten überregional bekannten DJs und Produzenten im Techno. Westbam ist auch Mitbegründer der „Loveparade“, die Techno in Deutschland (und weit darüber hinaus) zu einem Massenphänomen machte. In diesem Video erklärt er, woher Techno kam und wie sich die Szene über Jahre entwickelt hat.
„Techno“ wird heute auch als Oberbegriff für verschiedene, miteinander verwandte härtere Stilrichtungen der elektronischen Tanzmusik verwendet. In diesem Zusammenhang knüpft er an das Verständnis der 1980er-Jahre an, als „Techno“ als eine Sammelbezeichnung für „technologisch-fortschrittliche Musik“ definiert wurde, mit der man sich klar von der kommerziellen Chartsmusik abgrenzen wollte.
ACT DES MONATS
Die Tänzer selbst sind die neuen „Stars“ im Techno, während die DJs irgendwo im Dunkeln auflegen und auch eher selten einen großen Bekanntheitsgrad außerhalb der Szene haben. Die Tracks sind lang und werden vom DJ kunstvoll ineinander verwoben. Auf Stimme oder Chorus wird zugunsten des Flows verzichtet, stattdessen geht es darum, die Tänzer mit monotonen, hypnotischen Klängen auf der Tanzfläche in Extase zu versetzen. Dass synthetische Drogen eine Begleiterscheinung von Techno sind, weil sie dessen Wirkung verstärken können, ist kein Geheimnis.
Techno war nie nur ein Sound, sondern auch die logische Fortsetzung von Punk als neue Jugendbewegung, nur dass die Protagonisten keine Gitarren mehr in die Hand nahmen, sondern Plattenspieler. Jeder konnte dank Techno mit minimalen Mitteln Platten produzieren und live am Plattenspieler mixen. Ohne Band oder teure Instrumente. Möglich machte das der Drumcomputer TR-808, den die Firma Roland im Jahr 1981 auf den Markt brachte und der den typischen Techno-Sound prägte.
Techno ist in Deutschland die erfolgreichste Tanzmusik überhaupt und hat in den Clubs die Mainstream- und Chartsmusik längst abgelöst. Deutschland und insbesondere Berlin gilt dank Loveparade auch international als Techno-Hochburg.
Tresor-Gründer Dimitri Hegemann begründet den riesigen Erfolg des Berliner Nachtlebens mit der fehlenden Sperrstunde, die vom US-Stadtkommandanten 1949 abgeschafft wurde. Wohl weil schon seine Soldaten damals gerne bis tief in die Nacht feierten. Nirgendwo sonst auf der Welt kann man 3 Tage am Stück ausgehen, so etwas gibt es nur in Berlin.
Was ist EDM (Electronic Dance Music)?
EDM hingegen ist nicht im Club, sondern eher im Stadion zu Hause, genau so wie Mario Barth, der David Guetta der Comedy.
EDM ist die hochgradig kommerzialisierte und gesponserte Tanzmusik, die zwar die Soundästhetik von Techno nutzt, aber komplett losgelöst von der Szene ist und Musik für den Massenmarkt produziert.
US-Veranstalter haben den Erfolg von Techno in ein lukratives Geschäft verwandelt, bei dem es überhaupt nicht mehr um Musik oder Kultur geht. Heute sind nicht mehr Zauberkünstler die Großverdiener in Las Vegas, sondern vor allem EDM-Stars wie Tiesto oder Calvin Harris.
„EDM-DJs arbeiten mit den simpelsten Mitteln. Ihre Musik besteht nur aus Breaks, alles konzentriert sich auf die Drops. Am meisten stört mich der Zirkus drum herum: Tortenschlachten, Konfettibomben, Pyrotechnik. Es geht aber nicht um die Musik. Ich empfinde es als Frechheit, wenn sich so was Electronic Dance Music nennt.“ (Produzent Oliver Koletzki in der Welt)
Die populärsten deutschen Techno-Clubs wie das Berliner Berghain, das Robert Johnson in Offenbach oder das Institut für Zukunft in Leipzig spielen Techno jedoch nach wie vor in einer nicht kommerzialisierten Form, die mit EDM gar nichts zu tun hat.
Techno-DJs bleiben anders als ihre EDM-Kollegen meistens unsichtbar und sehen sich nicht als Entertainer oder Animateure, sondern beschränken sich aufs Live-Auflegen von Platten. Die berühmtesten EDM-DJs haben diese Clubs noch nie von innen gesehen – und wären dort auch gar nicht willkommen.
ZDF Kultur erklärt die Herkunft des Begriffs EDM (Electronic Dance Music) als kommerzialisierte, amerikanisierte Version von Techno, allerdings ist EDM auch in England ein Massenmarkt.
In Deutschland ist EDM auch gleichbedeutend mit dem Begriff „Schlumpftechno“, denn mit dem Album „Techno ist cool“ von den Schlüpfen begann im Jahr 1995 der Ausverkauf einer Subkultur, die sich Ende der 80er Jahre in den Clubs von Detroit erst entwickelt hatte und schnell nach Deutschland herüberschwappte.
Was ist Electro?
Electro hingegen ist eigentlich nur eine spezielle Spielart von Techno, bei der nicht die straighte 4/4 Bassdrum, sondern ein funkiger, synkopierter Beat im Vordergrund steht. Der Begriff „Electro“ wurde ursprünglich im Hiphop der frühen 80er geprägt. Man beschrieb damit die Fusion aus Sprechgesang und elektronischen Tracks, wie sie maßgeblich von Kraftwerk geprägt wurden. Einer der bekanntesten frühen Electro-Tracks ist Afrika Bambaataa’s „Planet Rock“ (1982). Heute benutzen viele Techno und Electro quasi synonym.
Auch heute nutzen zahlreiche Rap und Pop-Künstler Einflüsse aus der elektronischen Musik, egal ob Yung Hurn, Capital Bra, Alle Farben, Robin Schulz oder Newcomerin Billie Eilish. Nur mit Techno hat das alles nichts mehr zu tun.
Was ist House Music?
House Music entwickelte sich parallel zum Techno in Chicago, als DJs wie Frankie Knuckles oder Marshall Jefferson Anfang der 80er Disco-Tracks mit schwarzer Soulmusic verschmolzen und ihre Musik mit Hilfe von Samplern auf maximale Tanzbarkeit hin produzierten.
House Music basiert auf der 4-to-the-floor Bassdrum, die in der Regel wie ein Uhrwerk durch die Tracks läuft und mit Claps und Hi-Hats zu einem funky Beat aufgebaut wird. In Europa wurde House als „Hi-NRG“ populär und brachte zahlreiche große Chartserfolge hervor durch Produzententeams wie Stock, Aitken & Waterman, Snap oder C+C Music Factory.
Auch heute ist House Music in verschiedenen, allerdings eher unkommerziellen Spielarten in den Clubs omnipräsent und wird meistens auf einem zweiten Dancefloor gespielt, dessen Musik weniger hart und monoton ist, als auf dem Techno-Floor. Zu den wichtigsten Sub-Genres zählen Acid House, Deep House oder Disco-House. Die Grenzen zum Techno sind heute völlig fließend, manche DJs spielen nur ein bestimmtes Genre, andere einen bunten Mix diverser elektronischen Stilrichtungen.