Kaum ein anderer deutscher Musiker ist derart von Bob Dylan geprägt wie der BAP-Sänger. Zeit, ihn davon in dem persönlichen Hörbuch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ verzälle zu lassen…
Das Hörbuch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ ist in der Reihe Musikbibliothek erschienen, für die bereits Sophie Passmann über Frank Ocean, Anja Rützel über Take That oder Markus Kavka über Depeche Mode schrieb.
▶︎ Hörprobe
Diese (Hör-)Büchersammlung bringt prominente Fans und bestimmte Acts zusammen und als Leser kann man sowohl als Anhänger beider – oder nur von einem der beiden Akteure – viel Neues erfahren.
Im Fall des BAP-Sängers ist es eine Liebeserklärung an den Mann geworden, der ihn erst zur Musik brachte: Bob Dylan und dessen Song „Like A Rolling Stone“, der ihn im Alter von 15 Jahren wie ein Blitz getroffen habe.
Video: Bob Dylan – Like a Rolling Stone
„Ohne ihn wäre ich mit Sicherheit nie Musiker geworden“, ist sich Niedecken gewiss: Seine Verehrung für den Singer-Songwriter, Lyriker und Literaturnobelpreis ist kein Geheimnis, so gibt es viele Cover-Versionen von Dylan Songs, Niedecken hat dessen Buch „Chronicles“ als Hörbuch eingelesen und ist für eine ARTE-Produktion auf den Spuren von „Bob Dylans Amerika“ gewandelt.
ACT DES MONATS
Was kann man also noch Neues über die Beziehung zwischen Bob und Bap erfahren? Niedecken erzählt hier persönlicher und privater über die Inspirationskraft zwischen unterschiedlicher KünstlerInnen, was dieses Hörbuch besonders hörenswert macht.
Video: Wolfgang Niedecken über sein Hörbuch „Bob Dylan“
Zudem berichtet er anschaulich und unterhaltsam über einige Treffen mit dem Literatur-Nobelpreisträger Dylan. Zwar ist es vor allem die Sprachkraft, die Niedecken an Dylan fasziniert, doch bei ihren Begegnungen zeigt sich der Meister eher wortkarg. Diese Anekdoten sind es, die das Hörbuch zu einer lohnenden Sache machen. Man erfährt viel über Musikgeschichte, die USA, aktuelle Politik, aber auch Schicksalhaftes wie zu Niedeckens Schlaganfall im Jahr 2011.
Niedecken betrachtet das Leben und auch seine Liebe zu Dylan bildlich und so vergleicht er dessen Songs auch mit Gemälden. Man brauche wie bei diesen einen gewissen Abstand beim Betrachten, um mehr darin zu erkennen und zu entdecken. Dennoch komme er dessen Lieder über die Sprache am nächsten und er übersetzt sie dazu regelmäßig in seine eigene „Muttersprache“, nämlich Kölsch.
Wie das klingt, ist beispielsweise im Track „Wo dä Nordwind weht“ zu hören, Niedeckens Dialekt-Bearbeitung des Bob Dylan Songs „Girl From The North Country“.
Video: Niedeckens BAP – Wo dä Nordwind weht
Dylan singt darin die ersten Zeilen: „If you’re travelin‘ in the north country fair / Where the winds hit heavy on the borderline / Remember me to one who lives there / She once was a true love of mine“ und Niedecken übersetzt nicht Wort für Wort, sondern die Seele des Songs:
„Wenn du hinfährs, wo dä Nordwind weht, huh ahn dä Jrenz, wo`t nimieh wigger jeht, luhr ens noh, wat se mäht un merk dir alles, wat se dir säht“.
Spurensuche und Sprachbilder: Beides bekommt man in diesem wiederum sehr gelungenen Musikbibliothek-Band geschenkt und entdeckt so Dylan, die Stimme von mehreren Generationen, durch die spezifische Sicht Niedeckens neu.
Wolfgang Niedecken über Bob Dylan
Argon-Verlag
ISBN 978-3-453-27343-6
Laufzeit: 4 Stunden 20 Minuten
Wolfgang Niedecken über Bob Dylan (Hörbuch-Cover, Argon-Verlag)