Jack White hat auf Instagram eine Diskussion über Konzertlängen und die Erwartungshaltung vieler Fans losgetreten. In einem ausführlichen Statement sprach der ehemalige White-Stripes-Frontmann darüber, dass die Qualität eines Konzerts nicht an dessen Dauer gemessen werden sollte.
„Ich weiß, dass wir in einer Ära leben, in der Leute sagen: ‚XY hat letzte Nacht drei Stunden gespielt!‘ und das als etwas Besonderes hervorheben“, schrieb er. „Aber ich habe nicht vor, irgendjemanden in dieser Hinsicht zu beeindrucken.“
White betonte, dass er selbst kurze, prägnante Shows bevorzugt – so wie einst die Beatles oder die Ramones, deren Konzerte oft nicht länger als 30 Minuten dauerten. „Das ist die Art von Show, die ich momentan gerne spielen würde“, erklärte er. Kritik an kürzeren Sets konterte White mit einem Seitenhieb auf moderne Inszenierungen: „Das hier ist kein Arena-Konzert mit Laserlichtshow, Pyro und Sänger:innen, die über das Publikum fliegen. Es ist Rock’n’Roll – ein lebendiges, atmendes Wesen.“
Auch die Idee, dass der Ticketpreis ein „Anrecht“ auf ein langes Konzert beinhalte, wies er zurück: „Ich habe in meinem Leben nie etwas ‚abgespult‘. Egal, ob 20 Minuten oder zwei Stunden – ich gebe alles, was der Moment verlangt.“
Fans kommentierten unter seinem Beitrag zurecht, dass Tickets zu Zeiten der Beatles und Ramones keine 15 Dollar gekostet hätten.
Robert Smith: Warum The Cure sehr lange Konzerte spielen
Zuvor äußerte sich Robert Smith von The Cure in einem NPR-Interview und äußerte sich zu den legendär langen Shows, die seine Band spielt. Statt Zugaben machen The Cure üblicherweise nach ca. eineinhalb Stunden eine Halbzeitpause und spielen dann nochmal eineinhalb Stunden. Für Smith seien ausgedehnte Konzerte ein zentraler Bestandteil dessen, was seine Band ausmacht. Der Grund dafür liege in einer prägenden Erfahrung in den 1970ern, als er ein Konzert von David Bowie auf dessen Station to Station-Tour besuchte.
„Die Show war fantastisch, aber sie dauerte nur eine Stunde“, erinnerte sich Smith. „Wir hatten monatelang darauf gewartet, viel Geld ausgegeben, und dann war alles so schnell vorbei. Ich war nicht enttäuscht, aber unglaublich traurig, weil ich mehr wollte.“ Diese Erfahrung beeinflusste Smith nachhaltig: „Wenn die Menschen vor dir Spaß haben und du selbst das Spielen genießt – warum solltest du nicht länger spielen? Es gibt so viel Musik, die man teilen kann.“
Über die Jahre hätten sich The Cure durch ihre epischen Setlists und langen Shows einen Ruf erarbeitet. „Manchmal spielen wir vielleicht zu lange“, gibt Smith zu, „aber die Länge erlaubt uns, eine Atmosphäre zu schaffen und unsere Songs tiefer zu erkunden.“
Zwei Philosophien, eine Debatte: Wie lang sollte ein Konzert sein?
Die konträren Aussagen von White und Smith werfen eine zentrale Frage auf: Was macht ein Konzert besonders? Während White sich auf die rohe, energiegeladene Intensität eines klassischen Rockkonzerts fokussiert, sieht Smith darin eine Gelegenheit, das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen, die Zeit und Raum überbrückt.
Allerdings treffen hier auch zwei völlig unterschiedliche Entwürfe von Rockmusik aufeinander: Während The Cure seit vielen Jahren überwiegend ihre vielen epischen Songs aus fast 50 Jahren spielen, fokussiert sich Jack White meistens auf sein jeweils aktuelles Werk plus seine großen Hits aus der Zeit mit den White Stripes. Auch ein durchschnittlicher Jack White Song ist selten länger als 3 Minuten und auch das könnte erklären, warum seine Shows im Schnitt nur halb so lang sind, wie Konzerte von The Cure.