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Kim Deal – Nobody Loves You More (Album 2024)

Es wäre nicht Kim Deal, wenn ihr Solodebüt pünktlich erscheinen würde: „Nobody Loves You More“ wurde für Oktober angekündigt und kam vier Wochen später raus. Eine Petitesse, natürlich, die Entstehungsgeschichte reicht ohnehin weit zurück.

Ein paar Songs hatte Kim schon vor gut zehn Jahren oder noch früher geschrieben, ab 2013 veröffentlichte sie einige Solo-Singles, doch die Albumplanung wurde immer wieder unterbrochen. Von Breeders-Platten, -Tourneen und -Jubiläen, Krankheiten, Todesfällen, und vielleicht auch von Deals persönlicher Hemmung, sich selbst zu weit vorzuwagen – hätten die Breeders nicht mindestens so groß werden müssen wie die Pixies? Sei’s drum.

Die neuen und alten Songs auf „Nobody Loves You More“ zeigen Deals freakige Ausnahmestellung im Indiepop deutlich. Begleitet von Freund:innen wie fast allen Breeders-Mitgliedern, der Rhythm Section von Savages (Fay Milton, Ayse Hassan), Raymond McGinley von Teenage Fanclub und in Teilen produziert von Steve Albini erzählt jedes Stück eine persönliche Geschichte: „Are You Mine?“ handelt von der Demenz der Mutter, „Summerland“ von Urlaubsreisen mit den Eltern und Zwillingsschwester Kelley.

„Crystal Breath“, der große rätselhafte Hit, verknüpft nonchalant wuchtigen Rock mit twangy Gitarrensounds und Discobeats.  Sanfte Surf-Anmutungen finden sich in fast jedem Track, auch in dem mit trötenden Bläsern dahinschlingernden „Coast“. Vor dem inneren Auge erscheint eine Kreuzfahrt-Steelband, kurz bevor der allerletzte Schnaps getrunken wird – die Sonne geht schon wieder auf, wie kann das denn sein?

„Big Ben Beat“ und „Disobedience“ mit ihren lärmigen Ausbrüchen erinnern noch am ehesten an Pixies und The Breeders und klingen trotzdem nicht nostalgisch. Höchstens ein sympathisches Bisschen verspätet.

Biografie Kim Deal

Kim Deal (*10. Juni 1961 in Dayton, Ohio) ist eine US-amerikanische Musikerin, die vor allem als Bassistin der Alternative-Rock-Band Pixies und Frontfrau der Band The Breeders bekannt wurde. Ihr unverwechselbarer Stil und ihre kreative Energie machten sie zu einer prägenden Figur der Indie-Rock-Szene.

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Frühes Leben und musikalische Anfänge

Kim Deal wuchs in Dayton, Ohio, in einer musikalischen Familie auf. Sie begann früh mit dem Gitarrespielen und entwickelte ein Interesse an Rock und Folk. Mit ihrer Zwillingsschwester Kelley Deal teilte sie schon in jungen Jahren die Begeisterung für Musik, doch Kims Karriere begann zunächst ohne ihre Schwester.

1985 zog sie nach Boston, wo sie auf eine Anzeige des Pixies-Sängers Black Francis (Frank Black) antwortete, der eine Bassistin suchte, die auch singen konnte. Obwohl sie keine Bass-Erfahrung hatte, beeindruckte sie die Band und wurde Teil der Pixies.

Erfolg mit den Pixies

Von 1986 bis zur ersten Trennung der Band 1993 war Kim Deal Bassistin und Background-Sängerin der Pixies. Ihr minimalistischer Bassstil und ihre markante Stimme prägten den Sound der Band. Hits wie „Gigantic“, bei dem sie die Lead-Vocals übernahm, zeugen von ihrer musikalischen Vielseitigkeit. Die Pixies wurden schnell zu einer der einflussreichsten Bands des Alternative Rock und beeinflussten Bands wie Nirvana, Radiohead und The Strokes.

Trotz ihres Erfolgs war das Verhältnis zwischen Deal und dem Bandchef Black Francis oft angespannt, was sie dazu bewegte, eigene Projekte zu verfolgen.

Gründung von The Breeders

Parallel zu den Pixies gründete Kim Deal 1989 The Breeders. Nach einer ersten Kollaboration mit Throwing Muses-Mitglied Tanya Donelly nahm die Band 1990 ihr Debütalbum „Pod“ auf, das von der Kritik gefeiert wurde. Mit dem Nachfolger „Last Splash“ (1993) gelang der Band der internationale Durchbruch. Der Song „Cannonball“ wurde ein MTV-Hit und machte The Breeders zu einer festen Größe der 1990er-Jahre-Alternative-Szene.

Kelley Deal trat ebenfalls der Band bei, und das Zusammenspiel der Schwestern trug wesentlich zur Dynamik der Breeders bei. Die Band nahm jedoch immer wieder Pausen, da sowohl persönliche als auch kreative Herausforderungen auftraten.

Soloprojekte und spätere Jahre

Nach der vorläufigen Trennung der Pixies arbeitete Kim Deal an weiteren Projekten, darunter The Amps, mit denen sie das Album „Pacer“ (1995) veröffentlichte. Sie blieb ein kreativer Kopf der Indie-Rock-Szene, auch wenn der kommerzielle Erfolg ihrer späteren Werke hinter dem früheren Ruhm zurückblieb.

2004 schloss sich Kim Deal der Reunion der Pixies an, verließ die Band jedoch 2013 endgültig, um sich auf The Breeders zu konzentrieren. Mit „All Nerve“ (2018) veröffentlichte die Band ein weiteres Album, das Fans und Kritiker gleichermaßen begeisterte.

Musikalischer Einfluss

Kim Deals Musikstil zeichnet sich durch eine rohe, unverfälschte Ästhetik aus, die sowohl Emotion als auch Energie vermittelt. Ihre Fähigkeit, eingängige Melodien mit einem rauen, punkigen Sound zu kombinieren, hat sie zu einer der wichtigsten Figuren des Alternative Rock gemacht.

Bis heute bleibt sie aktiv und widmet sich verschiedenen musikalischen und künstlerischen Projekten. Ihr Einfluss ist unbestritten, und ihre Arbeit inspiriert nachfolgende Generationen von Musikerinnen und Musikern.